Das verfluchte Koenigreich
Vorschläge?«
»Erinnerst du dich an den Sonntagnachmittag, als wir den Zauberer von Oz angeschaut haben? Was hat Dorothee noch mal gesagt? Es gibt nur ein Zuhause.« Er sah sie eindringlich an. »Schließ die Augen und klopfe dreimal mit der Ferse auf den Boden – wonach sehnst du dich? Nach dem Elfenreich oder nach London?«
Einen Augenblick herrschte Schweigen, und Tania hatte das schreckliche Gefühl, dass Edric sich in Windeseile von ihr entfernte, dass sich eine tiefe Kluft zwischen ihnen auftat und er für immer unerreichbar sein würde, wenn sie nicht sofort etwas unternahm.
»Du«, flüsterte sie. »Ich sehne mich nach dir.«
Ein seltsamer Ausdruck trat in Edrics Gesicht – eine Mischung aus Liebe und Sehnsucht, aus Schmerz und Traurigkeit.
Tania warf sich in seine Arme und vergrub ihren Kopf an seiner Schulter.
»Tut mir leid«, stieß sie hervor. »Es tut mir so leid. Bitte, Edric, hilf mir, bitte! Sag mir, was ich tun soll. Ich halte das nicht mehr aus.« Die Worte sprudelten einfach aus ihr hervor. »Ich mach alles, was du willst. Es ist mir egal. Ich heirate dich auch, wenn du mich noch willst. Jetzt gleich, Edric. Lass uns heiraten und von hier weggehen – irgendwohin, wo wir allein sind. Wo wir alles vergessen können.« Sie hob den Kopf und sah ihm ins Gesicht, das ihrem so nahe war. Sie spürte seinen Atem an ihrer Wange und sah ihr Spiegelbild in seinen schönen braunen Augen.
»Das meinst du nicht wirklich«, sagte Edric sanft. »Dass wir heiraten und weglaufen sollen. Das kann nicht dein Ernst sein.«
»Warum nicht?« Tania wischte ihre Tränen ab und drückte Edric so fest, dass er nach Luft schnappte. »Entschuldige, ich wollte dir nicht wehtun. Ich liebe dich so sehr.« Sie sah ihm tief in die Augen.
Edric gab keine Antwort. Tania löste sich von ihm und sah ihn forschend an.
»Edric? Was ist?«, fragte sie.
Edric schluckte. »Ich muss dir etwas Wichtiges sagen«, murmelte er.
»Das hört sich nicht gut an«, sagte Tania mit einem flauen Gefühl im Magen. »Aber es kann doch nicht sein, dass du mich nicht mehr liebst. Rathina hat mir alles über die Liebe im Elfenreich erzählt. Wenn man sich verliebt, ist das für immer und ewig. Das heißt, dass du niemals von mir loskommen wirst – nie im Leben.«
»Tania, hör auf«, sagte Edric.
»Nein, nein, ich will nicht hören, was du mir zu sagen hast. Vermutlich ist es etwas ganz Schreckliches.«
Die Königin und Hopie und Sancha sind alle krank geworden.
Oberon ist zu erschöpft, um den Güldenschlaf aufrechtzuerhalten – und jetzt sterben alle.
»Ich gehe weg von hier«, sagte Edric.
Das kam so unerwartet, dass Tania ihn einen Augenblick sprachlos anstarrte.
»Was soll das heißen, du gehst weg von hier? Wohin denn, um Himmels willen?«
»Nach Weir, nach Caer Liel.«
»Und was willst du dort?«
»Lord Aldrich hat mich in seine Dienste berufen«, sagte Edric. »Ich kehre mit ihm nach Caer Liel zurück, wenn das Konklave zu Ende ist.«
Tania starrte ihn ungläubig an. »Und wann hast du das entschieden?«
»Das war nicht meine Entscheidung«, erwiderte Edric. »Meine Vorfahren waren schon immer Gefolgsleute der Herren von Weir. Ich hatte gehofft, dass Lord Aldrich mich von meinen Pflichten entbinden würde, aber er hat mir befohlen, mit ihm nach Weir zurückzukehren.«
»Wie bitte? Befohlen? Woher nimmt er das Recht, dich herumzukommandieren? Und selbst wenn er meint, er könnte dir Befehle erteilen, musst du noch lange nicht darauf hören. Schick ihn zum Teufel – du schuldest ihm gar nichts.«
»Ich schulde ihm Gefolgschaftstreue«, sagte Edric. »Ich muss tun, was er mir befiehlt. Aber vielleicht bin ich nur für ein paar Monate fort. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um ihn dazu zu bringen, dass er mich freigibt – und dann komme ich zu dir zurück.«
»Und wenn ich nicht mehr da bin? Wenn ich mich entscheide, in die Welt der Sterblichen zurückzukehren?«
Edric gab keine Antwort.
»Das kannst du nicht machen, Edric.«
»Ich habe keine andere Wahl.«
»Auch wenn es bedeutet, dass wir uns nie wiedersehen?«
Edrics Stimme war kaum mehr als ein Wispern. »Tut mir leid. Es ist meine Pflicht.«
IX
D ie Straßen von Rhyehaven waren verlassen. Ein paar Bewohner spähten ängstlich hinter geschlossenen Fensterläden hervor, aber die meisten hatten auf die Warnungen der königlichen Herolde gehört und sich eingeschlossen, als die Abordnung aus dem Palast die Stadt durchquerte, um zum Hafen zu
Weitere Kostenlose Bücher