Das verfluchte Koenigreich
nicht«, sagte Tania. »Ich hab meine Eltern nicht mehr gesehen, seit sie aus dem Elfenreich verbannt wurden. Es ist so schrecklich, dass ich nicht bei ihnen sein kann, Connor, aber ich wüsste auch nicht, was ich ihnen sagen sollte.«
»Das kann ich verstehen«, sagte und überlegte einen Augenblick. »He, wie kompliziert ist es, mich wieder nach Hause zu bringen?«
»Ach, kinderleicht«, versicherte Tania. »Aber ich muss dir noch was sagen – etwas Wichtiges.« Sie holte tief Luft. »Wir stehen unter großem Zeitdruck, weil meine Gabe, zwischen den Welten zu wandeln, morgen Früh bei Tagesanbruch erlischt.«
»Dann müssen wir heute Abend noch zurück?«
»Ja, genau, wenn du nicht vor Tagesanbruch zurück bist, steckst du für immer hier fest.« Sie sah ihn eindringlich an. »Verstehst du, was das bedeutet? Du kommst dann nie, nie wieder zurück.«
»Also eine Nacht- und Nebelaktion«, stellte Connor fest. Er runzelte die Stirn. »Du verlangst verdammt viel von mir.«
»Ich weiß.« Tania wünschte sich beinahe, er würde Nein sagen und ihr damit die Verantwortung für sein Schicksal abnehmen.
Connor schwieg lange, dann nickte er. »In Ordnung, ich helfe euch«, sagte er. »Aber erst mal müssen wir rausbekommen, wie es deinem Dad geht. Ich werde ihn anrufen und so vielleicht herausfinden, mit welcher Krankheit wir es zu tun haben. Vielleicht ist es ja was ganz Harmloses, verstehst du? Eine Erkältung oder eine leichte Grippe. Ich hab mal was über einen Eingeborenenstamm gelesen, der durch eine ganz normale Erkältung restlos ausgerottet wurde. Die Leute konnten keine Antikörper gegen die Viren bilden, verstehst du? Vielleicht ist es in unserem Fall genauso.« Er sah Rathina an. »In einer Welt, in der es keine Krankheiten gibt, kann eine relativ harmlose Infektion verheerende Auswirkungen haben.«
»Meine Eltern dürfen nicht erfahren, was hier los ist«, sagte Tania. »Sonst drehen sie durch.«
»Ist klar. Aber ich ruf sie trotzdem an. Ich sag einfach, dass ich nur mal hören wollte, wie’s ihnen geht. Und dann fang ich von der Sommergrippe an, die gerade umgeht, und frage sie, ob sie’s auch erwischt hat. Wenn ich die Symptome kenne, kann ich mir überlegen, welches Medikament infrage kommt.«
»Vergiss nicht – wir können keine Nadeln verwenden«, sagte Tania.
»Das ist kein Problem. Ich kann sicher eine Injektionspistole und ein paar Ampullen von einem Breitband-Antibiotikum auftreiben. Das müsste für einen Probelauf bei einem einzelnen Patienten reichen.« Er sah Tania an und seine Augen leuchteten jetzt. »Und wenn es funktioniert, kannst du dich in die Krankenhausapotheke reinhexen und dir so viele Medikamente nehmen, wie du brauchst.«
»Stehlen, meinst du?«, fragte Tania.
»Du kannst ja Geld hinlegen, wenn du dich dann besser fühlst.«
»Ich hab aber keins – im Elfenreich braucht man es nicht.«
»Dann eben Diamanten oder was auch immer.« Er hielt sein Handgelenk mit dem Herzstein-Armband hoch. »Bring mich zurück – es ist an der Zeit, dass wir die Aktion starten.«
Connor legte nachdenklich auf. Es war schrecklich für Tania gewesen, neben ihm zu stehen, während er mit ihrer Mutter telefonierte. Am liebsten hätte sie ihm den Hörer aus der Hand gerissen, aber das ging natürlich nicht.
»Was ist mit meinem Dad?«, fragte sie.
»Dem geht’s gut«, sagte Connor zerstreut.
»Bist du sicher?«
»Oh ja, klar. Kein Problem.« Connors Gesicht hellte sich auf und er grinste. »Wow, deine Mum ist echt cool. Die lässt sich nichts von dem ganzen Schlamassel anmerken.« Er zog die Augenbrauen hoch und fügte hinzu: »So, was machen wir als Nächstes?«
»Geht und schafft die Medizin herbei, Master Connor«, sagte Rathina. »Und sputet Euch!«
»Ja, klar. Lass mich mal überlegen.« Connor schwieg einen Augenblick, dann sagte er: »Okay, ich weiß, was wir machen. Ich fahre mit dem Wagen zum King’s College. Ich weiß, wo sie das Zeug aufbewahren – ich schleiche mich rein und hole mir was aus der Apotheke auf der Intensivstation. Dann komm ich zurück in meine Wohnung und hole euch beide ab – und dann fahren wir zusammen nach Beachy Head. Da müssen wir doch hin, oder?«
»Wir sollten mit dir kommen«, wandte Tania ein.
»Es ist wesentlich auffälliger, wenn wir zu dritt unterwegs sind!«, widersprach Connor. »Nein, glaubt mir, es ist besser, wenn ihr hierbleibt.«
»Okay.« Tania nickte. War es wirklich so einfach?
»Gebt mir …« Connor blickte auf seine Uhr.
Weitere Kostenlose Bücher