Das verfluchte Koenigreich
machte einen großen Bogen um Tania, als könnte er ihre Nähe nicht ertragen. Dann verneigte er sich tief vor der Königin. »Es ist eine Freude und ein Glück für dieses Reich, dass Ihr Eure Prüfung unbeschadet überstanden habt. Doch Eure Tochter wurde verdorben – sie ist eine Gefahr für uns alle.« Er richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Das Konklave der Herzöge hat beschlossen, dass sie für immer aus diesem Reich verbannt werden soll.«
Titanias Augen blitzten vor Zorn. »Die Entscheidung wurde getroffen, ohne dass der König und ich anwesend waren?«
»So ist es«, erwiderte Aldrich. »Ihr kennt die alten Protokolle, Euer Gnaden … Zwar stehen der König und die Königin dem Konklave vor, jedoch entscheiden allein die Herzöge.« Er drehte sich um und verneigte sich vor Cornelius. »Und selbst ohne Euch, Mylord, waren genug Stimmberechtigte anwesend.«
»Aber wie soll sie denn aus dem Elfenreich verbannt werden?«, fragte Cornelius. »Die Wege zwischen den Welten sind geschlossen. Die Prinzessin kann nicht in die Welt der Sterblichen zurück.«
»Nein, in der Tat«, schrie Aldrich. »Der König muss sie nach Ynis Maw verbannen, wo sie für alle Zeiten als Geächtete leben soll.«
»Das würde mir mein Vater nie antun«, rief Tania. »Niemals!«
Ynis Maw! Sie kannte diesen schrecklichen Ort nur all zu gut – eine düstere, sturmgepeitschte Insel vor der nördlichen Küste des Elfenreichs. Wer einmal von Oberon in dieses abgelegene Gefängnis verbannt wurde, kehrte nie mehr zurück.
»Ich verlange, dass das Urteil vollstreckt wird«, sagte Aldrich. »Das Halbding, das einst Prinzessin Tania war, muss das Immerwährende Elfenreich für alle Zeit verlassen.« Er warf Connor einen verächtlichen Blick zu. »Und dieser Sterbliche wird mit ihr gehen oder sofort getötet werden.«
Connor wurde kreidebleich. »He, Moment mal …!«, rief er erschrocken. »Ich bin hergekommen, um zu helfen!«
»Ruhe!«, befahl Oberon. Der König hatte endlich das Wort ergriffen. Alle Augen richteten sich auf den Thron. Oberon Blick wanderte langsam von einem zum anderen.
»Sire.« Aldrich fiel auf die Knie.
»Warum kommt Ihr hierher, um mich zu stören, Mylord?«, fragte Oberon mit leiser und gemessener Stimme. »Wisst Ihr denn nicht, wie viele Leben in der Waagschale liegen?«
»Ich weiß es wohl, Sire«, sagte Aldrich. »Und in der Tat ist das Leben Eures ganzen Volkes in Gefahr, wenn der Wille des Konklaves nicht erfüllt wird.«
»So soll denn meine Tochter verbannt werden«, grollte der König. »Ist das der Wille der Herzöge?«
»Ihr sagt es, Sire.«
Titania nahm Oberons Hand in ihre beiden Hände. »Mylord, das ist zu grausam«, sagte sie. »Nicht die Verbannung. Das ist unverdient. Tania hat nichts Böses getan und das Konklave der Herzöge handelt aus Furcht, nicht aus Gerechtigkeit.«
»Ratet ihr mir, die alten Gesetze zu missachten?«, fragte der König.
»Nein, Mylord, ich wünsche nur, dass das Gesetz durch Gnade gemildert werde. Verbannt Tania nicht. Bestraft sie, wenn es sein muss, doch schickt sie nicht fort von uns. All die Jahre in der Verbannung sehnte ich mich danach, sie bei mir zu haben – nehmt sie jetzt nicht fort von mir.«
»Und was ist mit dem Sterblichen?«, fragte Oberon mit einem Blick zu Connor. »Selbst wenn ich bei meiner Tochter Gnade walten ließe, ginge es nicht an, dass er sich frei im Elfenreich bewegt.«
»Ein Bernsteingefängnis würde das verhindern«, bemerkte Herzog Cornelius.
Connor starrte den König erschrocken an. »Ein was?«
»Nein!«, rief Tania. »Das könnt ihr nicht machen! Ich habe ihn hierhergebracht – er wollte uns helfen.«
Wenn der Vorschlag des Herzogs Gehör fand, würde Connor für alle Ewigkeit in einer Kugel aus bernsteinfarbenem Licht gefangen sein – reglos, aber lebendig und bei vollem Bewusstsein. Das konnte sie auf keinen Fall zulassen!
Rathina kniete sich vor Oberons Thron. »Ich war in der Welt der Sterblichen, Vater«, sagte sie, »es ist ein seltsamer und unerquicklicher Ort, doch glaube ich nicht, dass er eine Bedrohung für uns darstellt.«
»Was redet sie da?«, rief Lord Aldrich und erhob sich. »Die Prinzessin ist verhext! Hat diese Krankheit uns nicht gelehrt, die Welt der Sterblichen zu meiden?«
»In der Tat«, stimmte Cornelius zu. »Doch die Krankheit ist bislang auf den Palast beschränkt – und wenn die Geister uns gewogen sind, wird sie sich nicht weiter im Reich ausbreiten, selbst wenn hier alle von der
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