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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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inzwischen bin ich im fünften Mond. Von hier aus bis Tyrngan und zurück dauert doch sicherlich noch mal einen vollen Mond. Vergiß nicht, daß die Riesen uns vor Schwierigkeiten auf der Rückreise warnten. Vielleicht also mehr als ein voller Mond. Dann werde ich mitten im sechsten Mond sein, dick wie ein Faß und von den unterschiedlichsten Beschwerden verlangsamt. Es ist keine gute Idee, in diesem Zustand durch den Kontinent zu reisen.« Rodraeg nickte mit gesenktem Kopf. »Und noch etwas«, fuhr Naenn fort. »Ich hatte den Eindruck, daß der Auftrag mit der Höhle sich ohnehin zuvorderst an euch Menschen richtet. Mich haben die Riesen dabei kaum angesehen. Also sollte ich wohl ohnehin nicht mit hineingehen in die Höhle. Aber was soll ich dann dort tun? Untätig vor dem Eingang warten, bis ihr wieder herauskommt? Das ist noch quälender, als hier in Warchaim zu sein.«
    Der letzte Satz gewährte tiefen Einblick darin, wie Naenn sich hier im Haus des Mammuts fühlte. Sie selbst merkte das auch und schloß mit einem zaghaften: »Immerhin habe ich hier Cajin an meiner Seite.« Der Junge nickte schlukkend.
    Â»Es fällt mir nicht leicht, aber ich denke, du hast recht«, stimmte Rodraeg zu. »Du solltest dich schonen, anstatt dich mit Spinnenbruten und Haarhändlern herumzuschlagen. Außerdem führt uns unser Auftrag ja nicht nur von hier aus nach Tyrngan und zurück, sondern von Tyrngan bis in den Wildbart und von dort aus zurück. Also noch mal gute zwölf Tage mehr. Vor Mitte Rauchmond haben wir diesen Auftrag nicht abgeschlossen. Das Kind kommt wann?«
    Â»Ende Blättermond«, sagte Naenn.
    Â»Ja. Das wäre Wahnsinn. Du bleibst hier. Dann hat es aber auch keinen Sinn, einen Umweg durch den Larnwald zu machen. Wir werden morgen versuchen, einen Händler aufzutreiben, der direkt nach Tyrngan fährt. Im Sommer dürften die Chancen gut stehen, jemanden zu finden.«
    Â»Dann trennen sich hier leider unsere Wege«, sagte Alins. »Wenn ich wieder durch Warchaim komme, kann ich ja bei euch vorbeischauen.«
    Â»Auf jeden Fall«, lächelte Rodraeg. »Und wenn wir mal wieder eine Kutschfahrt spendiert bekommen, werden wir ganz speziell dich anfordern.« Der Abschied fiel sehr herzlich aus. Alins Haldemuel hatte zwar so gut wie nichts mitbekommen von dem, was das Mammut in Wandry und im Wildbart bewerkstelligt hatte, aber die Episoden mit Dasco, Harpas Hof und der Baumspinnenbrut hatten sie alle gemeinsam durchgestanden. Dadurch war Alins schon fast so etwas wie ein Gruppenmitglied geworden.
    Die Nacht war warm und still. Rodraeg genoß die wenigen Nächte im eigenen Bett sehr, auch wenn sein Zimmer kaum größer war als ein Sarg und ebenso keine Fenster hatte. Der Husten ließ ihn einigermaßen zufrieden, wie immer in den Tagen nach einem blutigen Anfall.
    Und dennoch gab es einen Augenblick, ganz allein in frühester Morgendämmerung, da war er sich nicht sicher, ob er gerade am Einschlafen war oder ob das der Tod war, der Einzug in seine Glieder hielt.
    Dieses Bewußtsein war neu. Die Erkenntnis, daß das Sterben nicht nur ein Problem anderer Leute war, sondern auch seins. Wirklich und nahe. Von Höhlen und Quellen umgürtet.
    Der erste Tag des Feuermonds. Das Mammut schwärmte aus, um eine Fahrgelegenheit Richtung Westen zu organisieren, aber das hätten sie sich auch sparen können, denn es war natürlich Cajin, der das beste Ergebnis erzielte: Mit dem Topfbaumhändler Hanz von den Kilden innerhalb von neun Tagen nach Somnicke, von dort aus dann weiter mit einem Holzlieferanten. Hanz von den Kilden berechnete nichts für die Mitfahrt, sondern erwartete lediglich bewaffneten Beistand gegen die Werwölfe, die sich Gerüchten zufolge westlich des Larnwaldes herumtrieben. Cajin versicherte nicht ganz wahrheitsfern, daß es sich beim Mammut u m erfahrene Werwolfkämpfer handelte, und versprach viele unterhaltsame diesbezügliche Erzählungen für unterwegs.
    Der Abschied von ihm und Naenn fiel kurz und schmerzlos aus, immerhin war ein Teil der diesmaligen Aufgabe bereits getan.
    Â»Wir werden rechtzeitig zurück sein«, sagte Rodraeg zu Naenn mit Blick auf ihren Bauch. »Ich verspreche es dir.« Sie nickte, umarmte ihn fest und gab ihm Kräuter mit aus ihrem Garten gegen seine Krankheit.
    Hanz von den Kilden war kurz und stämmig und somit seinen in Miniaturgröße

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