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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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könnten sie ihn erst jetzt wahrnehmen. »Die Welt hinter der Welt. Hinter dem Leben. Hinter den Grenzen des Schmerzes. Die Länder, wo die Götter noch im Spiel begriffen sind.«
    Eljazokad sah Rodraeg an. In dessen Gesicht rang Mitleid mit der Suche nach einem Entschluß. »Ist das nicht eigenartig?« fragte Eljazokad langsam, ohne den Blick von Rodraeg zu lösen. »Diese beiden Fliegenstatuen sehen fast genauso aus wie die Viecher, die aus diesem Loch gekommen sind. Nur größer.«
    Â»Du hast recht«, stimmte Rodraeg ihm zu. »Das war gar nicht weit weg von dem Bach. Fliegen, aber groß wie kleine Vögel. Gräßlich.«
    Â»Ihr habt Fleischfliegen gesehen?« schnappten die Zerlumpten. »Wo?«
    Rodraeg zeigte in die Richtung, in der der Bach lag, den sie vor einer halben Stunde wegabwärts hatten glitzern sehen. »Da war eine Art Öffnung im Felsen, und diese riesigen Fliegen schwirrten daraus hervor. Sie sind aber wirklich viel kleiner als diese hier.«
    Jetzt kam große Unruhe in die Sechsergruppe. Alle sprangen auf und begannen eine hitzige Diskussion. »Vielleicht gibt es noch ein zweites Tor!«
    Â»Vielleicht öffnet sich nicht dieses, sondern das andere hat sich bereits geöffnet!«
    Â»Bei den Göttern! Was, wenn es sich wieder schließt?«
    Â»Aber Gringarioth sprach nur von dem Tor!« Immer wieder blickten sie Rodraeg und Eljazokad an, als wäre das Mißtrauen zu ihnen das einzige, was sie noch hielt.
    Aufgrund dessen sagte Rodraeg, nachdem sie zwei Sandstriche lang dem Geschnatter zugehört hatten: »Ich kenne den Grund eurer Aufregung nicht, meine Freunde, aber ich und mein Gefährte haben hier alles gesehen, was es zu sehen gibt. Ich denke nicht, daß sich hier irgend etwas öffnet, denn seit Jahrhunderten hat sich dieses Tor nicht gerührt, und Großsprecher, die Prophezeiungen darüber machen, tauchen alle paar Jahre auf. Gehabt euch denn wohl, wir wandern weiter.«
    Tatsächlich ging er mit Eljazokad hustend von dannen. Bei Hellas und Bestar angekommen, verbargen sie sich mit ihnen zwischen unübersichtlichen Felsbrocken und beobachteten aus der Deckung heraus die zeternden Sechs.
    Die wiederum rangen sich zu einem Entschluß durch: Da keiner von ihnen zurückbleiben wollte, während die anderen das Heil des geöffneten Tores erfuhren, trennten sie sich nicht in zwei oder mehr Gruppen auf, sondern rannten plötzlich alle gemeinsam los in die Richtung, die Rodraeg ihnen gewiesen hatte.
    Eljazokad legte Rodraeg tröstend die Hand auf die Schulter. »Wenn dort auch weder Fliegen noch ein Eingang sind – immerhin ist dort Trinkwasser.«
    Â»Ich weiß. Ich frage mich nur … sie folgen einem Traum, genau wie du.«
    Â»Sie folgen den Worten eines anderen. Das ist ein Unterschied. Hätten sie in einem Traum das Tor gesehen, wie es sich öffnet, hätten sie auf meine List nicht hereinfallen können. Auch das wollte ich damit in Erfahrung bringen.«
    Rodraeg seufzte. »Dann los jetzt. Wir können nicht sicher sein, daß sie nicht doch unterwegs wieder kehrtmachen. Öffne uns das Tor, Lichtmagier.«
    Â»Ich werde es versuchen.«
    Zu viert huschten sie auf das Tor zu, Bestar und Hellas sicherten den Bereich möglichst weiträumig. Kein Reisender weit und breit, nur weiter hinten auf der Paßstraße zuckelte ein Maultierkarren aus Richtung Wandry.
    Eljazokad stellte sich vor das gigantische Tor, dessen kaum sichtbare Fugen in fünf Schritten Höhe zusammenliefen, und rief: »Levakirni Kru-untelgis!«
    Nichts geschah. Kein Rütteln lief durch den Stein, kein Staub rieselte.
    Hellas kniff die Augen zusammen. Der Maultierkarren kam näher.
    Â»Rulkineskar Rulkihelgis!«
    Eljazokad wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sein Mund fühlte sich ausgedörrt an. Jetzt ein Schluck Wasser aus der Feldflasche …
    Rodraeg hielt den Atem an.
    Â»Uschru-koschun Kischri-grunik!«
    Immer noch rührte sich nichts. Der Schlüssel mußte offenbar komplett gesprochen sein, um als solcher in Kraft zu treten; es gab kein langsames Herumdrehen in einem knirschend steinernen Schloß.
    Eljazokads Stimme klang dünn wie die eines Rufers in einer Wüste.
    Â»Urlut-raktis Urlut-lunik!«
    Aus einer mittleren Fuge, die vorher nicht zu sehen gewesen war, sprengten Staub, Moos und gelblich gealtertes Licht. Ein berstendes Krachen

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