Das Verhängnis der Jedi-Ritter 02 - Omen
ab.
»Es ist nie bloß Training«, gab sie zurück. Sie deaktivierte ihr Übungslichtschwert, hakte es am Gürtel ein und warf Ahri seines zu. Der jugendliche Keshiri fing es mühelos auf. Er wirkte immer noch verärgert. Vestara löste ihr Haar und schüttelte es eine Minute lang auf, um die Luft bis zu den Haarwurzeln dringen zu lassen und ihre Kopfhaut zu kühlen. Ihre langen Finger flochten es emsig wieder zusammen, diesmal ordentlich, während sie weitersprach. Derweil schüttelte Ahri gelbe Sandkörner aus seinem eigenen weißen, schulterlangen Haar.
»Wie oft habe ich dir das schon gesagt? Sag das in Gegenwart von einem der Meister, und du wirst es niemals zu etwas anderem als zum Tyro bringen.«
Ahri seufzte, stand auf und nickte, um zu zeigen, dass er ihr jedes Wort glaubte. Bislang war keiner von ihnen beiden offiziell als Schüler ausgewählt worden, obwohl sie jahrelang unter der Anleitung verschiedener Meister in Klassen ausgebildet worden waren, wo man ihre Stärken und Schwächen in der Macht aufgezeigt, analysiert und daran gearbeitet hatte.
Vestara wusste, dass es mit vierzehn zwar immer noch möglich, ja, sogar wahrscheinlich war, dass ein Meister sie zu seiner formellen Schülerin ernennen würde. Allerdings machte die Warterei ihr ungeheuer zu schaffen. Einige Tyros waren in viel jüngerem Alter erwählt worden, und Vestara wusste, dass die Macht stark in ihr war.
Sie streckte die Hand nach einer Flasche jetzt warmen Wassers aus, und die im Sand ruhende Feldflasche schwebte zu ihr, während sich der Deckel wie von selbst öffnete. Vestara trank die Flüssigkeit durstig, mit großen Schlucken. Kampftraining zu absolvieren, wenn die Sonne am höchsten stand, war anstrengend, und Ahri meckerte jedes Mal darüber, doch sie wusste, dass es sie abhärtete. Vestara gab die Feldflasche an Ahri weiter, der ebenfalls trank.
Sie betrachtete ihn einen Moment lang. Er war ein körperlich beinahe vollkommenes Exemplar einer Spezies, deren physische Stärke und Gewandtheit zusammen mit der Harmonie ihrer Gesichtszüge und Gestalt für ihr eigenes Volk zu einem Ideal geworden war. Er würde problemlos als Angehöriger ihrer eigenen Spezies durchgehen - er hätte einen bemerkenswerten Menschen abgegeben, jedoch nichtsdestotrotz einen Menschen -, wäre da nicht der blass violette Schimmer seiner Haut gewesen. Auch seine Augen waren etwas größer als die eines Menschen, groß und eindrucksvoll. Seine Schultern waren breit, seine Hüften schmal, und er hatte kein einziges überschüssiges Gramm Fett am Leib. Sein Gesicht jedoch war von dunklerem Violett durchflutet als gewöhnlich, weil er überhitzt war, und in seinem Haar klebte viel zu viel Sand.
»Es steht zwei zu zwei«, stellte sie fest. »Bist du fit genug für eine Entscheidungsrunde?« Sie schenkte ihm ein boshaftes Grinsen, dem die kleine Narbe in ihrem Mundwinkel noch Nachdruck verlieh - die Narbe, die der Stamm als Makel betrachtete. Sie war direkt in ihrem Gesicht, deutlich zu sehen, und es gab nur sehr wenig, was sie tun konnte, um sie zu verbergen. Man hatte Versuche unternommen, sie zu heilen und mittels Schönheitschirurgie zu korrigieren. Diese Versuche waren größtenteils erfolgreich gewesen, und jetzt fiel die Narbe fast gar nicht mehr auf. Doch dies war eine Welt, in der jeder Fehler, jede Narbe oder Missbildung die Möglichkeit eines jeden behinderte, weiterzukommen.
Soweit es Vestara betraf, kam zu der Beeinträchtigung noch der Affront hinzu - aufgrund ihrer Position sorgte die dünne Linie fast immer dafür, dass sie aussah, als würde sie lächeln, selbst wenn sie es nicht tat. Das hatte sie gehasst, bis Lady Rhea, eine der Angesehensten unter den Sith-Lords, ihr erzählt hatte, dass Täuschung in Wahrheit eine sehr nützliche Sache war.
»Die Narbe schmälert deine Schönheit«, hatte Lady Rhea unverblümt gesagt und war vor ihr stehengeblieben, als sie nach einer offiziellen Zeremonie die Reihe potenzieller Schüler entlangschritt. »Was für eine Schande.« Sie, deren eigene Schönheit lediglich ein wenig von den grausamen Verheerungen der Zeit beeinträchtigt wurde, streckte einen langen Finger aus und berührte die Narbe. »Aber diese kleine Narbe - sie kann dir auch helfen. Sie bringt andere dazu zu glauben, dass du etwas bist, was du nicht bist.« Bei jedem der letzten acht Worte tippte sie leicht gegen die Narbe, um ihre Aussage noch zu betonen.
Das hatte dafür gesorgt, dass Vestara sich ein bisschen besser fühlte. Mit
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