Das Verhängnis der Jedi-Ritter 02 - Omen
dunkel und trist, bestanden allerdings aus kostbarem Material und waren großartig geschneidert. Ihre Gesichter wurden von Kapuzen in Schatten gehüllt, aber Vestara spürte, wie sich ihre Augen in sie bohrten, fühlte, wie sie sich in der Macht nach ihr ausstreckten, um sie zu untersuchen, zu stochern und zu schnüffeln. Einen Moment lang fiel ihr Blick auf Lady Rhea und verweilte bei ihr, die abschätzend die Augen zu Schlitzen zusammenkniff, so, wie sie es zwei Tage zuvor getan hatte, als Schiff eingetroffen war.
Der Großlord, die Hochlords und die Meister der Sith boten mit Absicht einen einschüchternden Anblick dar. Sie wollten sie aus der Fassung bringen, indem sie sie so lange wie möglich im Ungewissen darüber ließen, weshalb sie sie herbestellt hatten, in der Hoffnung, dass sie so womöglich unbeabsichtigt
irgendetwas preisgab.
Vestara überkam ein Anflug von Aufsässigkeit, den sie rasch unterdrückte. Sie würden nichts von ihr erfahren, abgesehen von dem, was sie entschied, ihnen anzuvertrauen, und dazu gehörte keineswegs, ein solches Verlangen zu offenbaren. So, wie sie es Schiff 'gesagt hatte, floss Sith-Blut in ihren Adern, das Vermächtnis der Sith war in ihren Genen verankert.
Ein Heranwachsender, der nicht viel älter war als sie selbst und dasselbe Gewand trug, das sie anhatte, wenngleich mit der hellroten Schärpe, die ihn als Schüler zu erkennen gab, trat vor.
»Leg deine Trainingswaffe ab, Tyro!«, bat er.
Vestara spürte, wie ihre Fassade der Gelassenheit ein wenig ins Wanken geriet, ehe sie sich wieder fasste. Ohne Hast und ohne, dass ihre Finger im Mindesten linkisch wirkten, löste sie das Übungslichtschwert vom Gürtel und reichte es dem Jugendlichen, der es entgegennahm und zurücktrat.
Sie versuchte, keinerlei Mutmaßungen über den Anlass dieser Aufforderung anzustellen. Es war möglich, dass sie die Absicht hatten, sie in den Rang einer Schülerin zu erheben und ihr aus diesem Grund ein richtiges Lichtschwert aushändigen würden.
Oder es konnte sein, dass sie sie gänzlich abwiesen und sie sogar als Tyro ablehnten.
Vestara zwang sich, nicht schwer zu schlucken.
»Tyro Vestara Khai«, fuhr Großlord Vol fort. »Erzähl dieser Versammlung die Geschichte der Rückkehr!«
Unter sämtlichen Fragen, die sie vielleicht erwartet hatte, war diese mit Sicherheit nicht gewesen. Vestara konnte nicht anders - sie blinzelte überrascht und verwirrt. Den Lords und den Meistern etwas über einen Glauben berichten, der seit
Jahrhunderten Teil ihrer Geschichte war? Über den grundlegenden Eckpfeiler ihrer Existenz auf Kesh? War das irgendeine Art von Trick oder Falle?
Sie unterdrückte die Unsicherheit und die Furcht, die damit einhergehen wollte, und gestattete sich stattdessen ein kleines Lächeln.
»Ich bin mir gewiss, dass diese erhabene Versammlung die Geschichte kennt, aber ich gehorche der Bitte des Großlords«, erwiderte Vestara. Sie war zufrieden: Ihre Stimme verriet sie nicht mit dem geringsten Zittern. Sie richtete sich auf und verschränkte die Hände hinter dem Rücken, während sie die Einzelheiten einer Geschichte wiedergab, die jedes einzelne Wesen im Raum, tatsächlich sogar auf dem gesamten Planeten, in- und auswendig kannte.
»Damals, als die Omen auf Kesh abstürzte, wurden unsere Vorväter von den Keshiri freundlich empfangen. Man hieß sie willkommen, brachte sie auf Uvak-Rücken von der Absturzstelle in Sicherheit und behandelte sie beinahe wie Götter. Die Sith erfuhren bald den Grund. Die Keshiri glaubten, dass die Ankunft der Sith tatsächlich ein Omen war.«
Ihr Blick schweifte zu Lady Rhea. Die ältere Frau betrachtete sie teilnahmslos. Vestara konzentrierte sich behutsam auf die Macht, konnte jedoch nicht den geringsten Hinweis darauf ausmachen, wie ihre Rezitation aufgenommen wände. Sie fuhr fort.
»Sie glaubten, dass die Sith die vorherbestimmten Protektoren seien, die die Keshiri beschützen würden, wenn die gefürchteten Destruktoren eines Tages zurückkehrten. Uralten Keshiri-Mythen zufolge steigen die Destruktoren in regelmäßigen Zeitabständen auf bewohnte Welten hernieder, um die Zivilisation auszurotten und sämtliche Lebewesen in ihren natürlichen, primitiven Zustand zurückzuversetzen. Die Nachforschungen, die in den vergangenen Jahren diesbezüglich betrieben wurden, scheinen zu bestätigen, dass eine solche planetenweite Katastrophe Kesh bislang mindestens einmal heimgesucht hat, was der Legende Glaubwürdigkeit verleiht.«
Ihre
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