Das Verhängnis der Jedi-Ritter 03 - Abgrund
da die Geistwandler versuchten, ihn zu töten. Gleichwohl, derart banale Bedenken hatte Ben zusammen mit seinem Körper zurückgelassen. Er war in der unbegreiflichen Unendlichkeit des Universums geschwommen, hatte von der schieren Freude der ewigen Existenz gekostet, und jetzt verstand er.
Leben und Tod waren dasselbe, weil Augenblicke nicht vergingen, nicht wie Luft, Wasser oder Nutripaste konsumiert werden konnten. Sie existierten jetzt und für immer, über die gesamte Kontinuität des Seins ausgebreitet, auf dieselbe Weise, wie Atome in der Weite des Universums verstreut waren. Genauso, wie sich Atome zu Gruppen zusammenballten, die lebende Wesen als Materie wahrnahmen, und Augenblicke zu Paketen von Minuten und Stunden gebündelt waren, die sterbliche Kreaturen als verstreichende Zeit gewahrten.
Allerdings waren diese Pakete ebenso wenig die Essenz der Zeit, wie das Sonnenlicht die Essenz eines Sterns war oder Hitze die Essenz von Feuer. Vielmehr waren sie bloß die Wahrnehmung, durch die der Verstand endlicher Wesen die Unendlichkeit erlebte, die Gefühle, anhand derer ihre Leiber die eigene Existenz und alles um sie herum entdeckten.
Ben erreichte den See und blieb neben seinem Vater stehen, gegenüber von Ryontarr und dem Givin. Die weibliche Gestalt war nicht mehr als fünfzig Schritte entfernt, nah genug, dass Ben erkennen konnte, dass sie nicht ganz menschlich war, mit wallendem safrangelben Haar, das bis ins Wasser hinunterzuhängen schien, und zwei winzigen, hellen Augen, die in so tiefen Höhlen saßen, dass sie wie Brunnen wirkten.
Als sein Vater ihn nicht sofort zu bemerken schien, sagte Ben: »Meine Güte, Dad. Das war ein abenteuerlicher Trip.«
Luke schnaubte amüsiert, ehe er sich mit einem trockenen Lächeln an Ben wandte. »Eigentlich solltest du das doch überhaupt nicht rausfinden.«
Ben nickte, und mit einem Mal hatte er das Gefühl, die falsche Entscheidung getroffen zu haben. Wenn die Zeit und das Leben eine Illusion waren, was spielte es dann für eine Rolle, wenn er verrückt wurde? Was spielte es dann für eine Rolle, ob sein Vater starb und Ben den Meistern niemals Bericht erstattete? Beides war bereits passiert oder würde nie geschehen. Letzten Endes war alles, was er getan hatte, einen Befehl zu missachten.
Ben senkte den Blick. »Tut mir leid«, sagte er. »Es wäre keine gute Idee gewesen, wenn ich einfach nach Coruscant zurückgekehrt wäre - nicht solange die Dinge so sind, wie sie es dank Daala sind.«
Luke war verwundert. »Und warum nicht?«
»Denk mal daran, wo wir sind, Dad«, meinte Ben, der sich zwang, dem Blick seines Vaters zu trotzen, »oder zumindest daran, wo unsere Körper sind, und was alle, die verrückt geworden sind, gemeinsam haben!«
Luke nickte. »Die Zuflucht.« Er legte den Kopf zur Seite und musterte Ben einen Moment lang. »Wurdest du. ?«
»Ich glaube schon.« Ben schaute zu Rhondi hinüber, ehe er die Stimme senkte: »Dad, niemand hat mich konkret angegriffen. Aber ich habe dieses Gefühl - dieses wirklich starke Gefühl -, dass die versuchen, mich zu töten.«
Luke schenkte ihm ein Lächeln. »Ben, wenn etwas wahr ist, hat das nichts mit Paranoia zu tun.« Er wies mit dem Kopf in Richtung seiner beiden Begleiter. »Diese beiden haben mich in eine Falle nach der anderen geführt, seit wir die Station verlassen haben.«
Ben sah stirnrunzelnd zu Ryontarr und dem Givin hinüber. »Und du bist trotzdem noch hier? Warum?«
Luke zuckte die Schultern, bevor er zu der Frau im Nebel zurückschaute. »Ich habe noch einige Fragen.«
»Diese Fragen können warten.« Nicht Ben sagte das, sondern Rhondi. Sie streckte hinter Ben die Hand nach vorn und ergriff ihn am Arm. »Nimm deinen Vater! Ich habe meinen Teil unserer Abmachung gehalten, jetzt müssen wir gehen.«
»Abmachung.« Ryontarr lehnte sich zur Seite, um mit düsterer Miene an den Skywalkers vorbeizuschauen, während der Givin hinter Rhondi glitt. »Warum solltest du so was tun?«
Die eindeutige Feindseligkeit in der Stimme des Gotal rief Ben die Dringlichkeit ins Gedächtnis zurück, die er auf der
Station gefühlt hatte.
»Das stimmt, Dad.« Er nahm seinen Vater am Arm und zog daran. »Du bist kurz davor zu sterben. Wir müssen hier verschwinden.«
Luke befreite sanft seinen Arm. »In einer Minute, Ben.« Er wandte sich an Ryontarr und fügte dann hinzu: »Ich weiß bereits seit einer ganzen Weile, dass ihr versucht, mich hinzuhalten. Warum ihr das tut, darauf kann ich mir allerdings
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