Das Verhängnis der Jedi-Ritter 03 - Abgrund
fühlte. aber andererseits war sie eine von den Leuten, die ihn umzubringen versuchten.
»Und erinnerst du dich daran, was ich gesagt habe?«, wollte Ben wissen. Es hatte keinen Sinn, irgendwelche Missverständnisse zu riskieren. »Sag's mir!«
»Du hast gesagt, dass Rolund in dieser Kammer sterben wird, wenn du jenseits der Schatten stirbst«, krächzte Rhondi.
»Das ist richtig«, erwiderte Ben, und ihm wurde klar, dass er seine Entscheidung schließlich getroffen hatte. Rhondi versuchte, ihn auszutricksen, ihren Bruder in Sicherheit zu bringen, damit es ihr freistehen würde, Ben zu töten. »Und werde ich sterben, während wir jenseits der Schatten sind?«
Rhondi schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn ich es verhindern kann.«
»Gut«, sagte Ben. Er kletterte auf eine Schwebetrage, die neben der seines Vaters stand, und schnallte rasch seine Beine fest. »Dann gibt es nichts, worüber wir uns Sorgen machen müssten.«
Ben stellte die Fließgeschwindigkeit seiner IV-Infusionen ein, dann legte er sich auf der Trage zurück und nutzte die Macht, um die Riemen über der Brust zu befestigen.
»Rolund hat genügend Essen und Wasser, um einen Monat durchzuhalten«, beteuerte Ben, gleichermaßen um Rhondi wie auch sich selbst zu beruhigen. »Ihm wird nichts passieren.«
Rhondi wirkte davon alles andere als überzeugt, doch sie wandte nur den Blick ab und machte sich nicht die Mühe, ihm zu widersprechen. »Bist du bereit?«
Ben nickte. »Mehr als das«, antwortete er. »Was muss ich machen?«
»Wende dich einfach dem Licht zu«, erklärte Rhondi ihm. »Hör auf meine Stimme und atme! Wir werden zusammen gehen.«
Ben wandte sich dem violetten Licht zu.
»Es gibt kein Leben«, begann Rhondi.
Ben, der mit den Techniken der Machtmeditation mehr als vertraut war, atmete ein, während sie sprach, um dann in der
Schweigepause, die folgte, in das lila Licht auszuatmen, das sich jenseits des Sichtfensters krümmte.
»Es gibt nur die Macht.«
Ben atmete wieder aus und spürte, wie er auf das Licht zutrieb.
»Stell dir in Gedanken die Zahl eins vor!«, leitete Rhondi ihn an. »Das ist die erste Stufe des Aufstiegs. Es gibt kein Leben...« Erneut atmete Ben in das Licht aus. »Es gibt nur die Macht.« Ben atmete wieder aus.
»Jetzt siehst du die Nummer zwei«, sagte Rhondi. »Es gibt keine Zeit...«
Ben atmete ein weiteres Mal aus.
Einige Minuten später - oder vielleicht waren auch einige Stunden vergangen - erreichten sie die Nummer sieben, und Ben fühlte, wie er sich von allem löste. Anfangs hatte er tausend Fragen wegen dem, was mit ihm geschah, darüber, wie lange sie schon fortwaren und was aus seinem zurückgelassenen Körper werden würde. Als Rhondi jedoch neben ihm auftauchte und erfrischter und schöner aussah als jemals zuvor, beschäftigte ihn bloß noch eine einzige Frage.
»Wie finden wir meinen Vater?«
Rhondi streckte ihre Hand aus. »Nimm meine Hand!«, sagte sie. »Denk an deinen Vater und geh mit mir ins Licht!«
Ben tat wie geheißen, und gemeinsam schwebten sie in das knisternde violette Strahlen jenseits des Sichtfensters. Mit einem Mal war er von einer ewig währenden, grenzenlosen Glückseligkeit erfüllt, die alles übertraf, was er je erlebt hatte. Er wurde eins mit der Macht, verschmolz mit ihr und wurde von einer ruhigen Freude erfüllt, die so gewaltig war wie die Galaxis seihst. Wie lange er und Rhondi dort zusammen hingen, würde Ben niemals erfahren. Es währte kürzer als ein
I.id schlag und so lang wie die Ewigkeit. Dann sagte eine Stimme: Komm her!
Und plötzlich schweifte Bens Blick über einen schmalen Bergsee mit einer Oberfläche, so reglos wie schwarzes Glas. An einem Ufer erhob sich eine nackte Felswand, die zu einem kuppelförmigen Gipfel hin abstieg, der vom Azurschein einer blauen Sonne erhellt wurde. Längs des anderen Ufers lag eine von Felsbrocken übersäte Wiese voller kleiner Hügel aus kniehohem Moos und Bächen plätschernden Wassers. Direkt voraus stand sein Vater neben Ryontarr und dem Givin und schaute zu einer halb verborgenen weiblichen Gestalt hinüber, die in dem silbernen Dunst schwebte, der das andere Ende des Sees verhüllte.
Ben ließ Rhondis Hand los und bewegte sich vorwärts, ohne länger von demselben Gefühl von Dringlichkeit verzehrt zu werden, das ihm auf der Raumstation so zu schaffen gemacht hatte. Gewiss, sein Vater war im Laufe der letzten paar Wochen gefährlich schwach geworden. Und ja, auch sein eigenes Leben stand auf dem Spiel,
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