Das Verhängnis der Jedi-Ritter 03 - Abgrund
dem fast unmerklichen Anflug eines Stupses am Ende.
Allana.
Luke sprach den Namen nicht laut aus - er hatte schon Schuldgefühle, ihn bloß zu denken -, aber jeder Zweifel daran war ausgeschlossen. Er hatte eine Vision von Jacens Tochter vor sich, vielleicht dreißig Jahre in der Zukunft. Und sie machte sich bereit, den Thron zu besteigen, nicht von dem üblichen Verrat und der Intrige umgeben, die für hapanische Politiker so typisch waren, sondern von Freunden aus allen Teilen der Galaxis, in einer Zeit von beispielloser Kameradschaft und Vertrauen.
»Ich verstehe das nicht«, sagte Luke, der sich zu Ryontarr umdrehte. »Warum sollte Jacen eine Vision Sorge bereiten, in der seine Tochter ihren Platz auf dem Thron einnimmt?«
»Weil er das nicht gesehen hat.« Es war der Givin, Feryl, der diese Antwort rasselte. »Er sah einen dunklen Mann in dunkler Rüstung auf einem goldenen Thron sitzen, umringt von Gefolgsleuten in dunklen Gewändern.«
Lukes Inneres wurde kalt. »Einen dunklen Mann?«, fragte er und dachte an die Visionen des dunklen Mannes, die er selbst gehabt hatte, als Jacen aufstieg, um zu einem Sith-Lord zu werden. »Sich selbst?«
Ryontarr sah stirnrunzelnd zu Luke hinüber. »Ich bezweifle, dass eine Vision seiner eigenen Zukunft ihn dazu gebracht hätte, zurück in die Galaxis zu fliehen«, entgegnete er. »Euer Neffe muss das Gesicht von jemand anderem erblickt haben.«
Luke kam ein entsetzlicher Gedanke, so schmerzhaft wie eine Vibroklinge in die Eingeweide und genauso Furcht einflößend. »Meinst«
Ryontarr gab sich ahnungslos. »Wer weiß das schon?«
»Wir haben das Gesicht hinter der Maske nicht gesehen«, fügte Feryl hinzu. »Jacen allerdings schon, und als er zurückkam, war er so bleich wie mein Exoskelett.«
»Und was dann?«, wollte Luke wissen. »Ist er zum Quell der Kraft zurückgekehrt? Hat er es sich anders überlegt und im Teich des Wissens gebadet?«
Die beiden Geistwandler sahen einander an und schüttelten verärgert die Köpfe, als wäre Lukes Uneinsichtigkeit für sie eine große Enttäuschung. Schließlich sagte Ryontarr: »Er ging fort.«
»Er kehrte dem Teich den Rücken?«, fragte Luke, der sich noch immer bemühte zu begreifen, was seinen Neffen auf die Dunkle Seite gestoßen hatte. »Oder meinst du damit, dass Jacen in seinen Körper zurückgekehrt ist?«
»Er verließ den Schlund«, erklärte Ryontarr. »Er sagte, er müsse seine Ausbildung beenden.«
»Er sagte, er müsse das ändern, was er im Teich gesehen hatte«, ergänzte Feryl. »Er sagte, dass ihn das vermutlich umbringen würde.«
22.
Das blitzende Licht der Warnleuchten konnte Ben ertragen. Und das Zirpen und Heulen der Alarmsirenen hatte er bereits mit einigen wohlplatzierten Blastersalven zum Schweigen gebracht. Doch gegen den beißenden Rauch, der aus den Ausrüstungsschränken aufstieg, konnte er nichts tun. Ganz gleich, wie schlecht die Luftaustauscher des Kontrollraums arbeiteten, ganz egal, wie sehr die Dämpfe in seinen Augen stachen oder in seiner Kehle brannten, er wagte es nicht, an solch fremdartiger Technologie herumzufummeln. Man konnte unmöglich sagen, was er dabei vielleicht in die Luft jagte: sich selbst, das gesamte Habitat... womöglich sogar den ganzen Schlund.
Und es gab einige Dinge, die ein guter Jedi einfach nicht riskierte.
Als Ben zu dem Schluss gelangte, dass er jede mögliche Sicherheitsmaßnahme getroffen hatte, kehrte er zur Einstiegsluke zurück. Er überprüfte ein letztes Mal die Schweißnähte, dann nickte er zufrieden und schaltete die Energiezufuhr des Plasmabrenners aus. Jetzt würde niemand mehr durch diese Tür geschlichen kommen, wenn er nicht aufpasste.
Ben warf die Schweißmaske und die Handschuhe im Gehen beiseite und entschied, zum vorderen Bereich des dreigeschossigen Kontrollraums hinabzusteigen. Dort lag sein abgemagerter Vater angeschnallt auf einer Schwebetrage aus der Medistation der Schatten, gebadet im flackernden violetten Licht des sich windenden Strahlens jenseits des Sichtfensters. In beiden Armen steckten frische [V-Katheter.
von denen ihn einer mit Flüssigkeit und der andere mit Nährstoffen versorgte, doch Ben wusste nicht, wie lange die Infusionen seinen Vater noch am Leben halten würden. Beide Führer waren bereits vor über einer Woche gestorben: der Givin, weil Ben keine Ahnung hatte, wie er durch das Exoskelett intravenös eine Kanüle einführen sollte, der andere schlichtweg deshalb, weil die Schatten keine der salzlosen
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