Das Verhängnis der Jedi-Ritter 03 - Abgrund
blieb eine Stunde lang mit geschlossenen Augen und gesenktem Kinn über ihrem Spiegelbild hocken. Oder möglicherweise waren es auch bloß einige Sekunden, Ben vermochte es nicht zu sagen. Das Wichtige war, dass weder Ryontarr noch der Givin Anstalten machten, ihn zu stören, was auch Ben nicht wagte.
Rhondi war nicht so geduldig. Nach einer Weile zog sie Luke auf die Füße und wandte sich dann wieder dem anderen Ende des Sees zu.
»Nein!« Luke löste sich von ihr und wandte sich wieder dem Nebel zu. »Ich muss weiter vorwärtsgehen.«
Bevor Ben protestieren konnte, schüttelte Rhondi den Kopf. »Ich weiß, wer Mara Jade war und wer sie für Euch war. Wenn sie nicht will, dass Ihr in den Nebel des Vergessens geht, dann ist es an der Zeit umzukehren.«
Bei dem Namen, den sie dem Nebel gab, legte sich Lukes Stirn in Falten, aber er wandte sich nicht ab. »Wahrscheinlich hast du recht.« Ohne sich umzudrehen und Ben anzusehen, verlangte er: »Sohn, du gehst zurück! Wenn ich nicht nachkomme - nun, bald-, nimm die Schatten und.«
»Dad, der Nebel des Vergessens!«, unterbrach Ben ihn. »Welcher Teil davon schreit nicht: >Mom hat recht -verschwinden wir schleunigst von hier!«
Nicht der kleinste Anflug von Belustigung hellte die Machtaura seines Vaters auf. »Ben, das hier ist keine Diskussion.«
»Da hast du verkrifft noch mal recht«, meinte Ben. »Wenn du verrückt genug bist weiterzugehen, bist du zu verrückt, um mir Befehle zu erteilen. Und ich bin noch nicht so verrückt, sie zu befolgen. Ich komme mit dir.«
Sein Vater ließ den Kopf sinken, entweder, um Bens Worte abzuwägen oder Entschlossenheit zu sammeln. Dann sagte er: »Schön. Komm mit!«
Rhondi warf Ben einen wütenden Blick zu, dann ergriff sie Lukes Arm und ging wieder in Richtung des Nebels voraus. Während sie gingen, spähte die Galerie der Spiegelbilder weiter aus den Tiefen des Wassers empor, und Ben dachte an den geschwächten Körper seines Vaters an Bord der Schatten, fragte sich, wie viel Zeit ihnen tatsächlich noch blieb - falls sie überhaupt noch welche hatten.
»He, Dad?«
»Ich kehre nicht um.«
»Ich weiß«, sagte Ben. »Aber keine weiteren Zwischenstopps, okay? In deinem Alter kennst du vermutlich eine Menge toter Leute. Wenn wir stehen bleiben, um mit denen allen zu reden, werden wir bald da unten bei ihnen sein.«
Lücke lachte innerlich. »In Ordnung, Ben. Nicht mit allen.«
Sie waren vielleicht zweihundert Schritte weitergegangen, als Ben aufsah und feststellte, dass der Nebel genauso weit weg war wie eh und je. Teils davon überzeugt, dass sie sich gar nicht wirklich bewegten, wandte er seinen Blick gerade lange genug von den Fersen seines Vaters ab, um über die Schulter zurückschauen zu können - dann krachte er mit dem Kopf voran in den Rücken seines Vaters.
»Stang! Tut mir leid, Dad«, sagte Ben. »Aber ich glaube nicht, dass wir jemals da hinkommen werden. Dieser Nebel lockt uns einfach nur.«
Ben ließ den Satz unvollendet, als er sich wieder nach vorn wandte und sah, dass sein Vater wieder in das Wasser hinabblickte. »Kriff«, murmelte er. Er wollte nicht noch jemand anderes sehen. Nach der Warnung seiner Mutter, mit niemandem mehr zu sprechen, wäre ihm alles andere wie Verrat vorgekommen. Was er wirklich tun musste, war, seinen Vater dazu zu bringen, sich wieder in Bewegung zu setzen, damit sie endlich umdrehen und zurückgehen konnten, so, wie sie es ihnen aufgetragen hatte.
Ben wappnete sich, um grob - oder zumindest schnell - zu sein, bewegte sich vor. und fühlte, wie das Blut in seinen Adern gefror. Aus dem See blickte ein hageres, vertrautes Gesicht mit braunem Haar, einer schmalen Solo-Nase und den gelben Augen eines Sith-Lords empor.
Ais er sich daran erinnerte, dass weder seine Mutter noch Anakin reagiert hatten, bis ihre Namen laut ausgesprochen worden waren, verkniff er es sich, den Namen seines ehemaligen Meisters zu äußern. Das Letzte, was Ben in diesem Moment wollte, war, mit Darth Caedus zu sprechen. Es gab eine Zeit, in der er vielleicht mit Jacen hätte reden wollen -aber selbst dieses Verlangen war ihm im Kathol-Rift unter den Fittichen seines Aing-Tii-Ausbilders, Tadar'Ro, ausgetrieben worden.
Was Bens Vater anging, sah das allerdings anders aus. Luke kauerte sich nieder, ehe er wohlüberlegt sprach: »Jacen.«
Schlagartig verdunkelten sieh die gelben Augen zu braun, und das Spiegelbild wirkte weniger hager und heimgesucht, als es durch das Wasser nach oben stieg. Als das
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