Das Verhängnis der Jedi-Ritter 03 - Abgrund
ihm keine weiteren Informationen verschaffen und seinen Vater vermutlich außerdem in noch größere Gefahr bringen. Bislang schienen die Geistwandler nicht daran interessiert zu sein, Luke Skywalker direkt zu töten, denn wäre das ihre Absicht gewesen, so hätte es im Laufe der vergangenen Woche jede Menge Gelegenheiten gegeben, einen Mordversuch zu unternehmen. Allerdings schienen sie begierig darauf, ihn sterben zu lassen. Dieser Unterschied war klein, aber bedeutsam, und Ben wusste, dass das der Schlüssel dafür war dahinterzukommen, was die Geistwandler hier wirklich trieben.
Ben stellte seinen Hubbasaft auf den Tisch zurück, richtete den Blick auf Rhondi und saß in stummer Erwartung da. Sie reagierte mit einem höflichen Lächeln, dann schaute sie weg und quetschte aus der Tube etwas Nutripaste auf ihre Finger. Ben hielt sie weiterhin im Blick und ließ seine Miene nachdenklich und aufmerksam wirken, ließ sie wissen, dass er jede ihrer Bewegungen studierte und darüber nachdachte, was sie bedeutete.
Als die Tremaines das letzte Mal gekommen waren, um die Vorräte der Schatten zu plündern, hatte Ben dieselbe Technik angewandt und sie damit schnell dazu gebracht, ihre Lebensgeschichten preiszugeben. Wie die meisten der jüngeren Geistwandler auf der Schlundloch-Station waren die beiden tatsächlich im Schlund geboren worden, in einer geheimen Kolonie, die Admiralin Daala gegen Ende der Kriegsherren-Ära errichtet hatte. Und so wie alle Machtsensitiven, die hier geboren worden waren, waren Rolund und Rhondi als für den Militärdienst ungeeignet eingestuft worden. Stattdessen waren sie von Kindesbeinen an dazu herangezogen worden, Geheimagenten zu werden.
Als sie erwachsen wurden, schickte man sie los, um für die Schlund-Kolonie zu spionieren. Ihre Aufträge hatten eine breite Palette abgedeckt, von Informationsbeschaffung bis hin zur Sabotage der Sicherheitsmaßnahmen von Schiffen, die sie sich selbst unter den Nagel reißen wollten. Das nächste Jahrzehnt über hatten sie in einer der effizientesten Spionageorganisationen gedient, sodass Daala imstande war, die Kolonie die ganze Zeit über mit allem zu versorgen. Die
Kolonie wuchs, während es ihr gleichzeitig gelang, die gesamte Irreguläre Schlund-Flotte zusammenzustellen und auszurüsten - alles vollkommen heimlich.
Dann kamen der Zweite Galaktische Bürgerkrieg und die Zerstörung der Centerpoint-Station. Die Tremaines und die anderen machtsensitiven Agenten der Schlund-Kolonie verspürten das schreckliche Verlangen, nach Hause zurückzukehren. Ais Daala ihre Bitten ablehnte, wurde das Verlangen zu Paranoia, und die Agenten begannen allesamt zu glauben, dass der ganze Krieg allein dazu diente, sie bloßzustellen. Schließlich wurde aus der Paranoia Besessenheit, und die Agenten desertierten in Massen. Sie stahlen jedes Schiff, das sie finden konnten, und kehrten in den Schlund zurück. Sie folgten einem geheimnisvollen Drang, Zuflucht im Herzen des Schlunds zu suchen - ein Zwang, der sie ausnahmslos zur Schlundloch-Station führte.
Die Geschichten der anderen Geistwandler - derjenigen, die nicht im Schlund geboren worden waren - waren simpler. Da sie allesamt machtsensitiv waren, hatten sie bei ihrem ersten Besuch eine starke emotionale Bindung zum Schlund verspürt. Dieses Band wurde im Laufe der Zeit stärker und drängte sie dazu, tiefer in die Ansammlung Schwarzer Löcher vorzudringen. Schließlich gelangten sie zur Schlundloch-Station und begannen ein einsames, asketisches Dasein, um fortan ihre gesamte Zeit damit zu verbringen, mit der geheimnisvollen Machtpräsenz zu kommunizieren, die sie hierhergezogen hatte.
Dann, einige Jahre später, führte die asketische Meditation sie nach und nach zu neuen Höhen. Sie fingen an, die unbeschreibliche Wahrheit zu erkennen, dass alles Leben eine Illusion war. dass die einzige Existenz jenseits ihrer körperlichen Schatten lag, im himmlischen Glanz der Macht selbst. Wenn sie meditierten, verließen ihre Präsenzen nun tatsächlich den Körper, um in eine wunderschöne Paradiesdimension zu reisen, in der es keinen Schmerz und kein Leid gab, keinen Zorn und keine Furcht, bloß die reine, ewige Freude des Seins.
Ben hatte keine Ahnung, was er von dieser »Paradiesdimension« halten sollte, doch es war offensichtlich, dass die Zerstörung der Centerpoint-Station irgendetwas im Schlund grundlegend verändert hatte. Was auch immer das für eine Veränderung war, sie hatte sich wie eine Machtnova durch
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