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Das Verhaengnis Thriller

Das Verhaengnis Thriller

Titel: Das Verhaengnis Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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Schwester ihm. »Mrs. Rydell wurde heute Morgen abberufen.«
    Abberufen, dachte Jeff. Was soll das heißen, sie wurde abberufen ? Wohin abberufen? »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Jeff ungeduldig und machte unwillkürlich einen Schritt zurück, als ihm die Bedeutung der beschönigenden Umschreibung dämmerte. »Soll das heißen, sie ist gestorben?«
    »Gegen halb sechs heute Morgen«, führte die Schwester mit einem besorgten Blick aus dunkelbraunen Augen aus. »Es tut mir leid. Sie sind …?«
    »Jeff Rydell.«
    »Sind Sie verwandt?«
    »Ich bin ihr Sohn«, sagte Jeff leise.
    »Verzeihung. Ich wusste nicht, dass sie einen Sohn hatte«, sagte die Schwester.
    »Ich lebe in Florida«, erklärte Jeff ihr. »Ich bin erst gestern Abend angekommen.«
    »Ihre Schwester habe ich natürlich kennengelernt.«
    »Ellie. Ist sie hier?« Jeffs Blick schoss den langen Flur hinunter.
    »Sie war hier. Ich glaube, sie ist nach Hause gefahren, um ein paar Dinge zu regeln.«
    Jeff spürte, wie seine Knie nachgaben, und stützte sich auf den Tresen der Schwesternstation ab, um nicht umzufallen.
    »Oje«, sagte die Schwester und kam um den Tresen auf seine Seite. »Alles in Ordnung? Sandra, hol einen Becher Wasser. Sofort. Hier«, sagte sie kurz darauf, dirigierte Jeff auf den nächsten Stuhl und hielt einen Pappbecher mit Wasser an seine Lippen. »Trinken Sie. Langsam. Wie ist das? Geht es Ihnen besser?«
    Jeff nickte.
    »Es ist vermutlich immer ein Schlag«, sagte die Krankenschwester. »Egal wie alt oder krank unsere Eltern sind. Wir erwarten trotzdem nicht, dass sie sterben.«
    Deswegen hatte Ellie ihn heute Morgen also angerufen. Nicht weil seine Stiefmutter sich bei ihr gemeldet hatte, sondern weil ihre Mutter gestorben war. Ellie wusste nicht einmal, dass er in Buffalo war. Er sprang auf. Er musste sie anrufen.
    »Hoppla, schön langsam«, sagte die Krankenschwester, fasste seinen Ellenbogen und führte ihn zurück zu seinem Stuhl. »Ich denke, Sie sollten eine Weile einfach hier sitzen bleiben. Ich kann ja Ihre Schwester anrufen und ihr sagen, dass Sie hier sind.«
    Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, und Jeff nickte. Von seinem Platz an der Wand des Krankenhausflures hörte er sie mit seiner Schwester sprechen. »Ja, natürlich bin ich sicher. Er sitzt direkt vor mir. Er wirkt ziemlich mitgenommen«, meinte er, sie sagen gehört zu haben. »Ja, ich behalte ihn hier, bis Sie da sind.«
    Und dann schaltete sich sein Verstand ab. Bewusste Gedanken wichen einer Reihe von Bildern, als würde er ohne Ton fernsehen. Er sah sich als kleinen Jungen glücklich neben seiner Mutter, seine Hand geborgen in ihrer, als sie in einem großen Einkaufszentrum von Laden zu Laden schlenderten. Rasch schob sich ein zweites Bild über das erste – seine Mutter, die ihm die Haare kämmte. Und ein drittes – seine Mutter, die die Wunde an seinem Knie küsste, nachdem er mit seinem neuen Fahrrad gestürzt war. Bild auf Bild trudelte in sein Gesichtsfeld wie ein Haufen weggeworfener Fotos: seine Mutter, jung und gesund, lachend und lebenshungrig, liebevoll und aufmerksam.
    Und dann purzelten weitere Bilder wie aus einem abgegriffenen Kartenspiel auf ihn nieder: seine Mutter, die neben dem Telefon auf und ab lief und in ihr Kissen schluchzte, die ihn wegscheuchte, wenn er versuchte, sie zu trösten; ihre verquollenen und verkniffenen Augen, ihr wütender Mund, als sie sich weigerte, das Frühstück zu essen, das er ihr ans Bett gebracht hatte; seine Mutter, traurig und niedergeschlagen, weinend und erniedrigt, ungeduldig und gleichgültig.
    Seine Mutter, die seinen Koffer packte und ihn wegschickte.
    »Er erinnert mich einfach so extrem an seinen Vater«, hörte Jeff sie sagen, als ob plötzlich jemand den Ton des imaginären Fernsehers angedreht hätte. »Ich schwöre, sie haben das gleiche verdammte Gesicht.«
    Nein. Aufhören. Ich bin nicht mein Vater.
    Der Ton wurde lauter. »Ich kann mir nicht helfen, aber jedes Mal wenn ich ihn ansehe, will ich ihn am liebsten erwürgen. Ich weiß, dass das Unsinn ist. Es ist nicht seine Schuld. Aber ich kann seinen Anblick einfach nicht ertragen.«
    Nein. Bitte aufhören.
    »Ich brauche einfach ein wenig Zeit für mich, um herauszufinden, was das Beste für mich ist.«
    Und was ist damit, was das Beste für mich ist?
    »Was ist mit Ellie?«, hörte Jeff sein jüngeres Ich fragen. »Zieht sie auch zu Daddy?«
    »Nein«, erwiderte seine Mutter mit ausdrucksloser Stimme. »Ellie bleibt bei

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