Das Verhaengnis Thriller
nächtlichen Straße. Bitte mach, dass nichts von all dem wirklich passiert. »Wer ist es?«, hörte er sich fragen.
»Es ist Suzy.«
»Was macht sie?«
»Sie steht bloß da und schaut sich um«, sagte Jeff. »Wartet. Jetzt kommt sie auf uns zu.«
»Was? Scheiße.«
Will spähte durch das offene Seitenfenster und sah Suzy die Auffahrt hinunterlaufen. Sie schaute weder nach links noch nach rechts, als sie die Straße überquerte, und steuerte direkt auf Toms Wagen zu. Trotz der drückenden Hitze trug sie eine lange Hose und eine langärmelige blaue Bluse. Ihr Gesicht war zum größten Teil hinter einer riesigen Sonnenbrille verborgen, aber Will erkannte trotzdem, dass sie Angst hatte.
»Was macht ihr hier?«, fragte sie ohne Vorrede, während ihr Blick von Tom und Jeff zu Will auf der Rückbank zuckte.
»Das könnten wir dich auch fragen«, gab Tom zurück und richtete sich wieder ganz auf.
»Ihr müsst hier verschwinden«, sagte Suzy mit einem flehenden Blick zu Will. »Sofort.« Sie sah wieder Jeff an. »Bitte.«
»Gibt es ein Problem?«, fragte Jeff.
»Bitte, bevor er euch sieht …«
»Du bist verheiratet«, sagte Will, eher Feststellung als Frage.
Suzy senkte den Kopf und schwieg.
»Ich hab’s dir ja gesagt«, triumphierte Tom.
»Bitte, fahrt einfach«, sagte Suzy, ohne ihn zu beachten.
»Suzy?«, fragte eine Männerstimme von der Haustür des Tallahassee Drive 121, die auch auf der anderen Straßenseite noch mühelos zu verstehen war. »Was ist da draußen los?«
Suzy ließ das Kinn auf die Brust sinken und die Schultern sacken.
»Er kommt rüber«, sagte Tom.
»Schnell«, sagte Suzy. »Habt ihr einen Stadtplan?«
»Was?«
»Einen Stadtplan. Bitte, sagt mir, dass ihr einen Stadtplan im Handschuhfach habt.«
Jeff öffnete das Handschuhfach und begann in dem darin verstauten Müll zu wühlen. Er ertastete ein aufgerissenes Päckchen Kaugummi, ein Knäuel aus benutzten Papiertaschentüchern und etwas Klebriges, über das er lieber nicht nachdenken wollte.
»Gibt es ein Problem?«, fragte der Mann, als er sich dem Wagen näherte. Er trug lässige Freizeitkleidung, Khakihose und ein golden gestreiftes Golfshirt, aber ansonsten sah er genauso aus, wie Tom ihn beschrieben hatte, dachte Will und registrierte die breiten Schultern und die großen Hände des Mannes.
»Sie haben sich verfahren«, sagte Suzy einen Tick zu fröhlich.
»Wir haben die Dame nur nach dem Weg gefragt.« Mit ausladender Geste entfaltete Jeff einen großen, unhandlichen Stadtplan, den er wundersamerweise zusammengedrückt ganz hinten im Handschuhfach entdeckt hatte. »Wir haben ehrlich gesagt keine Ahnung, wo zum Teufel wir gelandet sind.«
Der Mann schob Suzy beiseite und beugte sein gebräuntes Gesicht in das Seitenfenster. Suzy machte ein paar Schritte nach hinten, sodass sie in Wills Reichweite kam und er sich mit aller Macht zusammenreißen musste, nicht ihre Hand zu ergreifen.
»Ich fürchte, Wegbeschreibungen sind nicht die Stärke meiner Frau. Nicht wahr, Schatz?«
»Ja, leider.«
Vor irgendwas hatte sie Angst, dachte Will.
»Kenne ich Sie nicht von irgendwoher?«, fragte der Mann Jeff unvermittelt.
Will hielt den Atem an.
»Ich glaube nicht«, erwiderte Jeff locker.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir uns schon mal irgendwo begegnet sind. Arbeiten Sie in der Gegend?«
»Nein, ich arbeite in Wynwood. Bei Elite Fitness in der Northwest 40th Street. Kennen Sie das?«
»Kann ich nicht behaupten. Sie sind Personal Trainer?«
»Jeff Rydell. Zu Ihren Diensten.«
»Vielleicht komme ich irgendwann darauf zurück. Welche Straße suchen Sie denn?«, fragte er, spannte die Finger an und ließ wieder locker.
Will meinte, an seinen Fingerknöcheln eine Schürfwunde gesehen zu haben. Sein Blick schoss zu Suzy.
»Sie suchen die Miracle Mile«, sagte Suzy und starrte auf ihre Füße. Ihre Sonnenbrille war wie eine Schutzwand gegen seine bohrenden Blicke.
»Die Miracle Mile? Jeder weiß, wie man zur Miracle Mile kommt.«
»Bis auf meinen Freund hier«, sagte Jeff, sah Tom an und verdrehte die Augen.
»Du kannst wieder reingehen, Schatz«, sagte der Mann leise, doch es war klar, dass es sich nicht um einen Vorschlag handelte. »Ich kümmere mich schon darum.«
Suzy entfernte sich vom Wagen. »Viel Glück«, sagte sie und blickte Will dabei direkt an. Dann drehte sie sich um und eilte zurück zum Haus, ohne sich noch einmal umzusehen.
»Vielen Dank für Ihre Hilfe«, rief Jeff ihr nach.
»Miracle Mile«,
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