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Das Verhaengnis Thriller

Das Verhaengnis Thriller

Titel: Das Verhaengnis Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
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habe dich vermisst«, antwortete Will schlicht. »Du bist mein Bruder.«
    »Halbbruder«, verbesserte Jeff ihn zum zweiten Mal. Diesmal klang seine Stimme flach wie eine stumpfe Klinge.
    »Ich hatte eine schwierige Zeit«, sagte Will und entschied, alle Vorsicht in den Wind zu schreiben. Wenn er seinen Bruder ins Vertrauen zog, würde Jeff ihm vielleicht umgekehrt auch mehr vertrauen. »Es gab da ein Mädchen, das ich in Princeton unterrichtet habe. Amy …«
    »Amy?« Jeff machte es sich auf dem überdimensionierten braunen Ledersessel bequem und stützte die Ellbogen auf die Oberschenkel. Der Dampf, der aus dem Kaffeebecher in seinen Händen aufstieg, konnte sein Lächeln nur halb verdecken.
    »Sie war im ersten Semester. Und ich habe einen Kurs in Logik gegeben. Wir haben uns auf Anhieb super verstanden. Eins führte zum anderen …«
    »Du hast sie gevögelt«, sagte Jeff.
    »Herrgott, Jeff. Ist das alles, woran du denkst?«
    »Mehr oder weniger.«
    »Eine Beziehung besteht aus mehr.«
    »Du hast sie nicht gevögelt.«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Hast du nun oder hast du nicht?«
    »Ja, ich … ich habe.«
    »Na, Gott sei Dank. Und wo liegt das Problem?«
    »Es gab keins. Jedenfalls, so weit es mich betraf. Wir waren fast ein Jahr ziemlich fest zusammen, und dann hat sie plötzlich Schluss gemacht. Sie hat keinen Grund genannt. Ich habe sie immer wieder angerufen und versucht, mit ihr zu reden, um herauszufinden, was ich falsch gemacht hatte.«
    »Wie hieß er?«, fragte Jeff.
    »Was?«
    »Der Typ, wegen dem sie dich abserviert hat. Wie hieß er?«
    »Woher weißt du, dass sie einen anderen hatte?«
    »Das ist jetzt nicht direkt höhere Wissenschaft, kleiner Bruder. Wann hast du es endlich herausgefunden?«
    »Eines Morgens kam ich aus einem Seminar und sah, wie sie im Flur einen anderen Typen küsste. Da bin ich einfach ausgerastet. Ich habe mich auf ihn gestürzt wie ein geisteskranker Superheld. Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, dass überall Blut war.«
    »Bravo, kleiner Bruder.«
    »Die Uni Princeton war weniger begeistert. Die haben mich rausgeworfen.«
    »Die haben dich rausgeworfen?«
    »Die Eltern von dem Typ haben mit einer Klage gedroht. Offenbar habe ich ihm die Nase gebrochen und mehrere Zähne ausgeschlagen. Deshalb bin ich für den Rest des Semesters suspendiert. Das ist nicht weiter schlimm. Meine Doktorarbeit ist sowieso mehr oder weniger fertig.«
    »Also wirklich«, sagte Jeff lachend. »Ich hatte ja keine Ahnung, dass ihr Philosophen ein so streitbarer Haufen seid.«
    »Wir haben unsere Momente.«
    »Ich bin stolz auf dich, kleiner Bruder.«
    Will empfand eine unerwartete Genugtuung. Sein Bruder war stolz auf ihn.
    Ein lautes unvermitteltes Pochen an der Tür zerstörte den Augenblick.
    »Krissie hat wohl ihren Schlüssel vergessen«, sagte Jeff, ohne sich zu rühren.
    Will ging zur Wohnungstür und öffnete. Tom drängte an ihm vorbei in die Wohnung.
    »Was zum Henker ist hier los?«, wollte er wissen und marschierte direkt ins Wohnzimmer. »Gehst du nicht mehr an dein beschissenes Telefon?«
    Jeff tastete seine Jeanstaschen ab.
    »Suchst du das hier?«, fragte Will, nahm Jeffs Handy von dem blauen Hocker und warf es seinem Bruder zu, der es mit der linken Hand auffing.
    »Scheiße, Mann, ich hab mindestens fünfzig Mal angerufen«, sagte Tom wütend und lief vor Jeffs Sessel auf und ab.
    Will fiel auf, dass er dieselbe Kleidung wie am Abend zuvor trug und sein Atem nach Bier und zu wenig Schlaf roch.
    »Sorry, Mann«, sagte Jeff. »Ich war ziemlich hinüber.«
    »Möchtest du eine Tasse Kaffee?«, bot Will an.
    »Sehe ich aus, als ob ich eine Tasse Kaffee wollte?«, gab Tom wütend zurück.
    »Du siehst aus, als könntest du eine brauchen«, erklärte Jeff ihm. »Mit extra viel Milch und extra viel Zucker«, wies er Will an. »Gibt es ein Problem?«, fragte er Tom, als sein Bruder aus dem Zimmer war.
    »Lainey ist weg«, sagte Tom. »Sie hat die Kinder genommen und mich verlassen.«
    »Die kommt schon zurück.«
    »Nein. Diesmal nicht.«
    »Hast du mit ihr gesprochen?«
    »Ich hab es versucht. Sie ist bei ihren Eltern. Ich bin heute Morgen dort hingefahren, aber sie wollte mich nicht sehen. Sie ist echt sauer.«
    »Gib ihr ein paar Tage, sich wieder einzukriegen. Sie überlegt es sich bestimmt noch einmal anders.«
    »Ihre Eltern haben gesagt, ich hätte bis zum nächsten Samstag Zeit, meine Sachen aus dem Haus zu räumen. Klingt das so, als ob sie es sich noch einmal anders

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