Das Verhaengnis Thriller
Elite Fitness lag im ersten Stock über einer Bäckerei, nicht weit von seiner Wohnung, und die Kundschaft war freundlich. Nicht halb so hochnäsig wie in dem letzten Studio, in dem er gearbeitet hatte. »Wer ist bei einem Anwalt?«, fragte er leise, sodass man ihn bei der lau ten Rap-Musik, die aus den Boxen dröhnte, kaum hören konnte.
»Was denkst du wohl, wer? Lainey natürlich. Von wem zum Henker sollte ich sonst reden?«
Jeff entschied, Tom nicht an das zurückliegende Wochenende zu erinnern. »Bitte erzähl mir, dass du sie nicht beschattest«, flüsterte er, eine Hand über die Sprechmuschel gelegt, während sein Blick von den großen Maschinen auf der einen Seite des Raumes zu den Bänken und Hanteln auf der anderen Seite zuckte. Er ging einen Schritt zur Seite, um aus der Mittagssonne zu treten, die direkt durch das große Fenster zur Straße hereinfiel und von den Spiegeln an praktisch jeder Wand reflektiert wurde. In dem langen rechteckigen Studio war es trotz Klimaanlage ziemlich warm, aber der Schweißgeruch in den Holzböden wurde zum Glück von dem angenehmen Duft von frisch gebackenem Brot überdeckt, der aus den Lüftungsschlitzen wehte.
»Natürlich beschatte ich sie«, sagte Tom ungeduldig. »Woher sollte ich sonst wissen, wo sie ist? Und heute Morgen muss sie natürlich gleich als Erstes mit einem verdammten Anwalt reden.«
»Sag mir, dass du keine Waffe dabeihast.«
»Ich habe keine Waffe.«
Jeff wusste sofort, dass Tom log. »Herrgott, Tom, das kannst du wirklich nicht mehr bringen. Sonst gehst du noch irgendwann drauf.«
»Wenn hier jemand draufgeht, dann bestimmt nicht ich.«
»Was ist mit deinem Job?«, probierte Jeff einen anderen Ansatz.
»Keine Sorge. Ich hab mich krankgemeldet.«
Jeff spürte das dumpfe Pochen eines beginnenden Kopfschmerzes. Er hatte gerade nicht die Geduld für Tom. »Hör mal, ich kann jetzt nicht reden. Ich habe eine Kundin.«
»Heute Morgen um neun bin ich zum Haus ihrer Eltern gefahren«, fuhr Tom fort, als ob Jeff nichts gesagt hätte. »Ich dachte, ich bin mal höflich, weißt du, und kreuz nicht zu früh dort auf. Lainey kam gerade aus dem Haus, schick angezogen, sodass ich gleich wusste, dass irgendwas im Busch war. Ich meine, warum bretzelt sie sich an einem Montagmorgen so auf? Wo will sie hin? Also bin ich ihr gefolgt, um zu sehen, was Sache ist. Sie ist in die West Flagler Street gefahren und in das knallrosa Haus gegangen, das aussieht wie eine Riesenflasche Pepto-Bismol. Ich hab mir die Firmenschilder am Eingang angeguckt. Alles Anwälte, Mann.«
»Okay, sie hat also mit einem Anwalt gesprochen. Das heißt nicht …«
»Das heißt, sie wird die Scheidung einreichen. Das heißt, sie wird versuchen, mir meine Kinder wegzunehmen. Diese Kinder bedeuten mir alles, Mann. Das weißt du.«
Jeff dachte, dass dies vermutlich nicht der beste Zeitpunkt war, Tom darauf hinzuweisen, dass er sich nur selten mit seinen Kindern abgab. »Hör mal, warum atmest du nicht erst mal tief durch und versuchst, dich zu beruhigen. Dann rufst du deinen Boss an und sagst ihm, dass du dich schon viel besser fühlst, und gehst zur Arbeit. Das lenkt dich von Lainey ab.«
»Ich werde nicht zulassen, dass die Hexe mir meine Kinder wegnimmt.«
»Reg dich einfach ab. Mach keine Dummheiten. Warte ein paar Tage ab, was passiert.«
»Ich weiß, was in ein paar Tagen passiert. Ich kriege die Scheidungspapiere zugestellt. Das wird passieren.«
»Vielleicht auch nicht. Wenn du nicht ausflippst, sondern ganz ruhig bleibst …« Jeff hielt inne. Er redete mit Tom, erinnerte er sich.
»Vielleicht könntest du mit ihr reden«, sagte Tom.
»Was? Auf keinen Fall.«
»Bitte, Jeff. Du musst mir helfen. Schließlich ist es deine Schuld, dass ich überhaupt in diesen Schlamassel geraten bin.«
»Was?« Wovon redete Tom jetzt, fragte Jeff sich, beobachtete, wie Caroline Hogan die Geschwindigkeit des Laufbands reduzierte, und dachte, dass sie für eine Frau ihres Alters bemerkenswert gut in Form war. »Wie zum Teufel kommst du denn da drauf?«
»Hey, es war deine Idee, Suzy zu verfolgen.«
Das Mädchen am Empfang räusperte sich und ließ ihre Augen nach rechts wandern.
»Und wann würde es Ihnen am besten passen?«, fragte Jeff laut, als Larry vorbeiging, gefolgt von seiner jungen Kundin mit ihrem munter wippenden Pferdeschwanz.
»Hallo, Jeff«, sagte das Mädchen, das Kelly hieß, mit einem breiten strahlenden Lächeln in ihrem herzförmigen Gesicht.
Jeff erwiderte ihr Lächeln,
Weitere Kostenlose Bücher