Das Verhaengnis Thriller
Stadtplan herumhantiert haben«, erklärte sie Dave. »Sie hatten sich offensichtlich verfahren. Ich wollte bloß hilfsbereit sein.« Ich wollte bloß fliehen, dachte sie. Das war ihr einziger Gedanke gewesen, als sie über die Straße gelaufen war. Sie konnte es sich nicht leisten, noch mehr Zeit zu vergeuden. »Nehmt mich mit«, hatte sie rufen wollen. Stattdessen hatte sie nur herausgebracht: »Was macht ihr hier? Ihr müsst hier verschwinden. Sofort.«
Dave lächelte, setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. »Deine Hände sind eiskalt«, stellte er fest.
»Wirklich?«
»Ist dir kalt, Liebling?« Er legte einen Arm um sie und zog sie fest an sich.
»Ein wenig.«
Er begann, über ihren Arm zu reiben. Sie verzog das Gesicht, als er zu fest auf ihre blauen Flecke drückte. »Oh, tut mir leid, Schatz. Habe ich dir wehgetan?«
»Nein, schon gut.«
»Du weißt doch, wie sehr ich es hasse, dir wehzutun. Oder?«
»Ja.«
»Ja was?«
»Ich weiß, wie sehr du es hasst, mir wehzutun.«
»Beinahe so sehr, wie ich es hasse, angelogen zu werden. Du lügst mich doch nicht an, Liebling?«
»Nein.«
»Du hast diese Männer wirklich nie zuvor gesehen?«
»Nein. Natürlich nicht.«
»Nicht mal im Wild Zone?«
»Im Wild Zone?« Gütiger Gott, was hatten sie ihm erzählt?
»Der gut aussehende Blonde? Der Personal Trainer«, stellte Dave klar. »Du hast doch nichts mit ihm angefangen?«
»Was? Nein.«
»Bitte sag mir, dass es nicht der Idiot hinter dem Steuer war. Bitte sag mir, dass du einen besseren Geschmack hast.«
»Ich weiß nicht, wovon du redest. Ich habe keinen der Männer je zuvor gesehen.«
»Sie sind also einfach so durch Coral Gables gefahren und haben auf der Suche nach der Miracle Mile vor unserem Haus gehalten?«
»Das haben sie gesagt.«
»Die jeder Schwachkopf mit verbundenen Augen findet.«
Suzy sagte nichts. Es klang selbst in ihren eigenen Ohren wenig überzeugend.
Daves Arm wanderte zu ihrem Hals, und er massierte ihren Nacken. »Weißt du, was mit das Beste daran ist, Arzt zu sein, Suzy?«, fragte er. »Die Leute respektieren einen. Sie glauben, weil man Arzt ist, müsse man auch ein ehrenwerter Mensch sein. Deshalb neigen sie dazu, einem alles zu glauben, was man ihnen erzählt.«
Suzy nickte, obwohl sein Arm ihr kaum die Bewegungsfreiheit dazu ließ.
»Wenn ich beispielsweise der Polizei erzählen würde, dass meine Frau in letzter Zeit launisch und depressiv war, wären sie wahrscheinlich nicht übermäßig überrascht zu erfahren, dass sie sich das Leben genommen hat. Und das ist ein weiterer Vorteil daran Arzt zu sein«, fuhr er beinahe fröhlich fort. »Ich weiß, wie der menschliche Körper funktioniert. Und was man tun muss, damit er nicht mehr funktioniert. Verstehst du, was ich sage, Liebling?«
»Dave, bitte …«
»Verstehst du mich? Mehr als ein schlichtes Ja oder Nein ist nicht erforderlich.«
»Ja.«
»Gut.« Er löste seinen Griff. »Denn es würde mir das Herz brechen, wenn dir etwas zustoßen sollte. Das weißt du doch, oder? Wieder genügt ein einfaches Ja oder Nein.«
Suzy schloss die Augen und rang sich ein Ja ab.
»Gut. Warum ziehst du dir dann jetzt nicht ein bisschen was Aufreizenderes an? Scheint so, als wäre dein Mann amouröser Stimmung.«
Suzy erhob sich vom Sofa und ging schweigend ins Schlafzimmer.
»Beeil dich«, hörte sie Dave sagen.
Kapitel 9
»Jeff, Telefon für dich«, rief Melissa vom Empfangstresen, der direkt neben dem Eingang des kleinen Sportstudios stand.
»Wenn Sie mich entschuldigen«, sagte Jeff zu einer Frau mittleren Alters in einem schwarzen Trikot und einem türkisfarbenen Sweatshirt. »Warum gehen Sie nicht ein paar Minuten aufs Laufband? Ich bin sofort zurück.«
»Ich hab ihm gesagt, dass du eine Kundin hast«, entschuldigte Melissa sich, »aber er meinte, es wäre ein Notfall.«
Kaum hatte Melissa den Hörer des altmodischen schwarzen Telefons mit Wählscheibe weitergereicht, als Toms Stimme auch schon in Jeffs Ohr dröhnte. »Sie ist bei einem verdammten Anwalt«, brüllte er.
Jeff blickte sich nervös um, um sich zu vergewissern, dass sein Chef nicht in der Nähe war. Aber Larry war mit einer jungen Frau mit Pferdeschwanz am Ellipsentrainer beschäftigt. Trotzdem musste er vorsichtig sein. Während der Arbeit sollte man keine Privatgespräche führen. Larry war zwar nur wenige Jahre älter als Jeff und für einen Chef relativ locker, aber er war trotzdem sein Vorgesetzter, und Jeff wollte seinen Job nicht verlieren.
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