Das Verhaengnis Thriller
von Will.
Tom winkte. »Schöne Grüße an den Onkel Doktor.«
Suzy blieb stehen. »Bitte sag mir, dass du weißt, dass ich es nicht so gemeint habe«, flüsterte sie Will zu.
»Schon gut. Ich verstehe das.«
»Das weiß ich.« Sie beugte sich vor, küsste Will seitlich auf den Mund und sah ihm dabei in die Augen. Lass mich nicht gehen, sagte ihr Blick. »Folge mir nicht«, brachte sie laut heraus. Und im nächsten Moment rannte sie den Flur und die Treppe hinunter.
»Du hast es vermasselt«, sagte Tom, als Will zurück in die Wohnung kam und die Tür hinter sich schloss.
»Du bist echt der Größte«, murmelte Will.
»Genau. Und außerdem hab ich eine Knarre«, erinnerte Tom ihn und schwenkte die Waffe wie eine kleine Flagge hin und her. »Eine echte Knarre. Mit echten Kugeln.« Er richtete den Lauf auf Wills Brust.
»Du willst mich erschießen?« Will machte zwei große Schritte in die Mitte des Zimmers. Sein Herz pochte. Vor seinen Augen drehte sich alles. »Na los. Dann erschieß mich doch.«
Tom steckte die Pistole grinsend wieder in seinen Gürtel, so dass der Knauf deutlich sichtbar blieb. »Vielleicht tu ich dir eines Tages den Gefallen«, sagte er.
Als sie auf den Besucherparkplatz kam, hörte Suzy Schritte hinter sich. Sie blickte sich um, sah jedoch niemanden. Wenig später vernahm sie das Geräusch wieder, die Schritte nahmen den Rhythmus ihrer eigenen auf, parodierten ihren Gang und kamen näher. War Dave ihr zum Fitnessstudio nachgefahren, hatte er sie bei ihrem Kaffee mit Jeff belauscht und war ihnen beiden dann hierhergefolgt? Hatte er wenig später verwirrt beobachtet, wie Jeff und Kristin das Haus wieder verlassen hatten, und seither geduldig, die Wohnung immer fest im Blick, gewartet und gespannt ihren nächsten Schritt vorausberechnet?
Hatte er Toms plötzliches Erscheinen mitbekommen, gefolgt von ihrem hastigen Aufbruch? Hatte er die Hände mordlustig zu Fäusten geballt, als er beobachtet hatte, wie sie Will einen zärtlichen Kuss auf die Lippen gehaucht hatte? Wartete er jetzt mit geballten Fäusten auf sie?
Suzy zog ihre Autoschlüssel aus der Handtasche und hielt sie in der ausgestreckten Hand, während sie forschen Schrittes auf ihren Wagen zuging. Ihr Atem ging abgerissen, ihre hektischen Blicke suchten Daves rote Corvette. Sie konnte sie nirgends entdecken, was jedoch nicht bedeuten musste, dass er nicht da war. Verdammt, warum hatte sie nur in einer so entlegenen Ecke geparkt?
Suzy hörte, wie die Schritte hinter ihr plötzlich schneller wurden. Sie straffte die Schultern und wappnete sich instinktiv gegen Daves wütende Schläge auf ihren Rücken. Würde er so kühn sein, sie hier am helllichten Tag in aller Öffentlichkeit anzugreifen? Oder würde er nur lächelnd ihren Arm packen, »Hallo, Schatz« murmeln, sie zum Wagen bugsieren und warten, bis sie sicher in den eigenen vier Wänden waren, ehe er sie blutig prügelte?
Sie hätte beinahe gelacht. Wann war sie in ihren eigenen vier Wände je sicher gewesen, fragte sie sich und spürte einen Luftzug im Rücken, ein leichtes Vibrieren, als würde jemand die Luft beiseiteschieben, und dann eine Hand auf ihrer Schulter.
»Nein, bitte«, rief sie und hatte schon Tränen in den Augen, als sie sich umdrehte.
»Tut mir leid«, entschuldigte sich eine Frau. »Ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich glaube, Sie haben das hier verloren.«
»Was?« Suzy musste mehrmals blinzeln, ehe Daves Züge sich auflösten und dem Gesicht der kleinen, älteren Frau wichen, die vor ihr stand.
»Das wollen Sie bestimmt nicht verlieren«, sagte sie und drückte Suzy etwas in die Hand. »Man liest doch ständig, dass die Leute Opfer von Identitätsdiebstahl werden. Es ist doch Ihrer, oder? Ich war sicher, dass der Ihnen aus der Handtasche gefallen ist.«
Suzy starrte auf das kleine Foto auf ihrem Führerschein. Er musste ihr aus der Handtasche gefallen sein, als sie ihren Schlüssel herausgeholt hatte. »Das bin ich«, bestätigte Suzy, obwohl sie die unversehrte, selbstbewusste junge Frau auf dem Foto kaum wiedererkannte. »Danke.«
»Schönen Tag noch«, sagte die Frau, ging zu einem schwarzen Accord, der mehrere Stellplätze entfernt stand, und stieg unbeholfen ein.
»Ihnen auch«, sagte Suzy leise und steckte den Führerschein wieder in ihre Handtasche. Sie ließ den Blick über den Betonboden des Parkplatzes wandern, um zu sehen, ob sie auf dem Weg noch mehr von sich verloren hatte.
»Wer bist du überhaupt?«, fragte sie kurz darauf ihr
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