Das Verhaengnis Thriller
alle drei –, um Dave loszuwerden. Sie fädelte sich wieder in den Verkehr ein und sauste die Straße hinunter in Richtung Interstate 95.
Blieben nur noch zwei Fragen: Wann und wie?
»Okay, Nora. Ein Bein neben das andere, nicht so weit gespreizt. Den Rücken gerade. Gut. Und jetzt Kniebeugen. Zwei Mal zehn.«
»Ich hasse Kniebeugen.«
»Ich weiß«, sagte Jeff und blickte zur Uhr an der Wand. Es war fast vier. War Suzy immer noch mit Will in seiner Wohnung? War zwischen den beiden irgendwas gelaufen?
»Und nützen tun sie auch nichts«, jammerte Nora Stuart.
Noch fünf Minuten, dann war er sie los, dachte Jeff und betete um Geduld.
Nora war eine der Kundinnen, die er am wenigsten mochte, eine birnenförmige Vettel, die sich ständig über irgendetwas beschwerte: Es war zu warm, die Musik zu vulgär oder die Übungen waren zu hart.
»Glauben Sie mir, Kniebeugen sind das Beste, was Sie für Ihre Gesäßmuskeln tun können«, sagte er und dachte daran, wie Suzy plötzlich an der Anmeldung aufgetaucht war, wie sie ihn in der Bäckerei angesehen hatte.
Du glaubst, ich wäre deinetwegen hier , hatte sie gefragt.
Das hatte er verdammt noch mal geglaubt. Er wusste genug über Frauen, um zu spüren, wann eine interessiert war. Und Suzy war definitiv interessiert. Und egal was sie sagte oder wie heftig sie es bestritt, nicht an Will.
Nora Stuart verdrehte die stark geschminkten Augen zur Decke und verzog mürrisch ihren breiten roten Mund. Ihr unnatürlich schwarzes Haar hing schlaff herunter, und man sah ihr jedes ihrer dreiundvierzig Jahre an. »Wenn Kniebeugen so verdammt gut für einen sind, warum hängt mein Hintern dann immer noch einen halben Meter über dem Boden?«
»Doppelt so hoch wie vorher«, sagte Jeff in der Hoffnung auf einen Lacher.
»Soll das etwa komisch sein?«, fragte Nora stattdessen, die Hände in die breiten Hüften gestemmt. »Larry, ich glaube, ich bin gerade beleidigt worden.« An ihrem Ton konnte man nur schwer erkennen, ob sie es scherzhaft meinte oder nicht. Kippwitze, hatte seine Schwester das immer genannt.
Larry, der gerade vier Zwanzig-Pfund-Scheiben auf eine Hundert-Pfund-Hantel schob, blickte auf und zog die Kopfhörer seines iPods aus den Ohren. »Sorry. Gibt es ein Problem?«
»Ich weiß nicht«, sagte Nora und sah Jeff an. »Gibt es ein Problem?«
»Was sagen Sie, wenn wir die Kniebeugen heute mal auslassen?«, fragte Jeff.
»Gute Idee. Lieber nie beugen als Kniebeugen.« Nora lachte über ihren eigenen Witz.
Sie kicherte immer noch leise, als Jeff eine Matte auf dem Boden ausbreitete und sie anwies, sich auf den Rücken zu legen.
»Was? Das war’s? Wollen Sie jetzt schon mit dem Stretching anfangen?«, fragte Nora. »Sind wir schon durch?«
»Es ist vier Uhr.«
»Na und? Wir haben erst um zehn nach drei angefangen.«
»Weil Sie zehn Minuten zu spät gekommen sind.«
»Ich habe Ihnen doch erklärt, dass ich nichts dafür konnte.«
»Das verstehe ich, aber auf mich wartet der nächste Kunde.« Jeff nickte Jonathan Kessler zu, der sich bereits auf dem Laufband aufwärmte.
»Ich zahle viel Geld für meine Trainingsstunden.«
»Das weiß ich zu schätzen.«
»Das glaube ich nicht.«
»Gibt es ein Problem?«, fragte Larry wieder und kam auf sie zugeschlendert.
»Ich würde gerne den Trainer wechseln«, erklärte Nora ihm. »Ab nächster Woche würde ich lieber mit Ihnen trainieren.«
Larry blickte von Nora zu Jeff und wieder zurück zu Nora. »Ist irgendetwas vorgefallen?«
»Die Chemie stimmt einfach nicht«, sagte Nora.
Larry nickte verständnisvoll und lächelte. »Fragen Sie Melissa wegen eines Termins. Ich bin sicher, wir finden etwas.« Als er sich wieder Jeff zuwandte, war sein Lächeln verschwunden. »Wir sprechen uns später«, sagte er.
Kapitel 15
»Möchten Sie darüber reden?«, fragte Kristin und präsentierte ihr üppiges Dekolleté, als sie sich über die Theke beugte. Ein voller Busen, ein offenes Ohr – normalerweise eine unschlagbare Kombination, die ein sattes Trinkgeld garantierte. Aber der Mann mittleren Alters, der auf einem Hocker am anderen Ende der Bar saß und sich an einem Glas Single Malt festhielt, wirkte merkwürdig unbeeindruckt.
»Hmm?«, antwortete er, ohne aufzublicken. Er hatte teigige Haut und schütteres Haar, sein blaues Hemd war durchgeschwitzt. Nervös stützte er sein immer länger werdendes Gesicht in die Hände.
»Ich dachte, Sie wollten Ihren Drink vielleicht noch mal aufgefrischt bekommen«, sagte
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