Das Verhaengnis Thriller
dachte sie und wollte die Hose gerade in den Wäschekorb werfen, als sie etwas in der Gesäßtasche ertastete. »Das wird ja immer interessanter«, murmelte sie und ging zurück in die Küche. »Jeff hat sein Portemonnaie vergessen«, verkündete sie und schwenkte die Börse vor Wills Augen.
Im selben Moment klingelte es.
»Das ist er wahrscheinlich.« Kristin rannte zur Tür. »Hast du vielleicht was vergessen?«, fragte sie, öffnete und trat hastig einen Schritt zurück.
Lainey Whitman marschierte direkt ins Wohnzimmer. Sie trug ein weißes T-Shirt, Jeans und einen grimmigen Gesichtsausdruck. »Kristin«, sagte sie und sah Will an. »Und du musst der berühmte kleine Bruder sein.«
»Lainey, das ist Will. Will, darf ich dir Toms Frau Lainey vorstellen«, machte Kristin die beiden miteinander bekannt, während sie sich fragte, welche Überraschungen der Tag noch bereithielt.
»Freut mich.« Will dachte, dass Lainey nicht halb so unattraktiv war, wie Tom sie beschrieben hatte. Sie sah vielleicht ein wenig unkonventionell aus, und ihre Züge waren vielleicht ein bisschen zu ausgeprägt für ihr Gesicht, aber nichtsdestoweniger war sie ansehnlich.
»Ist Jeff hier?«, fragte Lainey. »Ich muss mit ihm über Tom sprechen.«
»Er ist bei der Arbeit.«
Lainey sah plötzlich aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. Sie stand reglos in der Mitte des Wohnzimmers und sagte nichts.
»Ich bringe ihm das schnell vorbei«, bot Will an und nahm Kristin Jeffs Geldbörse aus der Hand. »Dann können die Damen sich in Ruhe unterhalten.«
»Nein, schon gut«, setzte Kristin an.
»Ich schau später wieder rein«, erklärte Will ihr, ohne ihren Blick zu beachten, der ihn anflehte zu bleiben. Ein Gespräch über Tom war das Letzte, was er jetzt brauchte.
»War nett, dich kennenzulernen«, sagte Lainey.
»Ganz meinerseits.« Will griff nach der Türklinke und steckte Jeffs Portemonnaie ein. Sein Bruder hatte ihn gerettet, ohne es zu wissen, dachte er, als er die Tür hinter sich schloss. Dafür musste er sich bei Gelegenheit bedanken.
Kapitel 19
»Möchtest du eine Tasse Kaffee?«, fragte Kristin, raffte ihren Bademantel enger um ihren Körper und band den seidenen Gürtel zu. »Will hat eine große Kanne gekocht. Ich glaube, es ist noch welcher da.«
»Will hat Kaffee gemacht?«
»Und Rühreier.«
»Tom macht nie irgendwas«, sagte Lainey. »Außer Ärger«, fügte sie unnötigerweise hinzu.
»Soll ich dir eine Tasse holen?«, fragte Kristin noch ein mal.
Lainey schüttelte den Kopf. »Nein danke.«
»Möchtest du dich setzen?« Kristin wies auf das Sofa, wo Wills Decke ordentlich gefaltet an einem Ende lag. Sie hoffte, dass Lainey die Einladung ebenso wie den Kaffee ablehnen und sich mit einer gemurmelten Entschuldigung für die frühe Störung wieder verabschieden würde. Aber sie schien dankbar für das Angebot, ließ sich in das weiche Polster sinken und atmete mehrmals tief durch. »Alles in Ordnung?«, fragte Kristin und setzte sich neben sie.
»Eigentlich nicht. Hast du von Toms letztem Auftritt gehört?«
Kristin nickte und zupfte am Saum ihres Bademantels, um ihre Knie zu bedecken.
»Wir wollten die Polizei nicht rufen. Wirklich nicht«, sagte Lainey. »Aber er hat uns keine andere Wahl gelassen. Was sollten wir sonst machen?« Sie warf die Hände in die Luft, spreizte die Finger und schloss sie wieder, als wollte sie nach Antworten greifen. »Er ist mir den ganzen Tag gefolgt, erst zu meinem Anwalt, dann zu meinem Frisör, wo er eine furchtbare Szene gemacht hat, mich vor allen Leuten angebrüllt und unfassbar gemeine Sachen gesagt hat. Und am frühen Abend hat er ein Stück die Straße hinunter vor dem Haus meiner Eltern geparkt, mehr als eine Stunde lang einfach dagesessen und das Haus angestarrt. Meine Mutter hatte solch eine Angst, dass sie beim Abendessen keinen Bissen herunterbrachte. Und mein Vater war so wütend, dass er hinausgehen und ihn zur Rede stellen wollte. Wir haben ihn angefleht, es nicht zu tun, und stattdessen die Polizei gerufen. Die ist dann auch gekommen und hat Tom mit auf die Wache genommen. Festhalten konnten sie ihn allerdings nicht, weil er streng genommen nichts Verbotenes getan hatte. Deshalb müssen wir jetzt eine gerichtliche Anordnung erwirken, dass er sich mir nicht mehr nähern darf. Das wird ihn noch wütender machen, glaube ich. Aber was bleibt mir anderes übrig? Ich habe versucht, vernünftig mit ihm zu reden, doch das hat nicht funktioniert. Er hört
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