Das Verhaengnis Thriller
neue Nachrichten eingegangen waren, was nicht der Fall war, sodass er das Handy gerade wieder einstecken wollte, als seine Hand plötzlich in der Luft stehen blieb, bevor sie wie aus eigenem Willen erneut in seine linke Gesäßtasche griff, dann in seine rechte, und dann noch einmal rasch hintereinander in beide. »Scheiße«, murmelte Jeff und schloss die Augen, als ihm klar wurde, dass er sein Portemonnaie nicht dabeihatte. Er stand von der Bank auf, durchwühlte seine Taschen ein drittes Mal, ließ den Blick über die rote Polsterbank wandern und hockte sich schließlich auf alle Viere, um den weißen Kachelboden abzusuchen.
»Alles in Ordnung da drüben, Süßer?«, fragte die Kellnerin, als Jeff sich wieder auf die Füße gerappelt hatte. Sie war etwa fünfzig mit aschblondem Haar, die sie so hoch toupiert hatte, dass sie beinahe so groß wirkte wie Jeff.
»Ich kann mein Portemonnaie nicht finden«, gestand der verlegen und versuchte, sein charmantestes Lächeln aufzusetzen.
Die Kellnerin, deren Namensschild sie als Dorothy auswies, musterte ihn skeptisch. Sie hörte das offensichtlich nicht zum ersten Mal.
»Ich will Sie nicht reinlegen. Ehrlich«, sagte Jeff und fragte sich, ob ihm sein Portemonnaie vielleicht im Wagen aus der Tasche gerutscht war. »Hören Sie? Dürfte ich vielleicht kurz in meinem Auto nachsehen? Ich parke gleich um die Ecke.«
»Sie würden doch nicht versuchen abzuhauen, oder, Süßer?« Dorothy neigte den Kopf auf die Seite, und ihr Haarturm drohte zu kippen.
»Nein, das würde ich nie tun.« Er legte sein Handy auf den Tisch. »Wie wär’s, wenn ich Ihnen das hierlasse? Dann können Sie sicher sein, dass ich zurückkomme.«
»Nicht unbedingt. Das Ding könnte auch geklaut sein.«
»Ist es aber nicht. Bitte. Sie können auch mitkommen, wenn Sie wollen.«
Dorothy zögerte, als würde sie sein Angebot ernsthaft in Erwägung ziehen. »Okay, laufen Sie«, sagte sie schließlich. »Aber wenn Sie in drei Minuten nicht zurück sind, ist es mir egal, wie gut Sie aussehen, dann rufe ich die Polizei.«
»Ich bin in zwei Minuten wieder da.«
»Lassen Sie das Handy hier«, wies sie ihn an.
Draußen schien ihm die Sonne direkt in die Augen und blendete ihn wie der Strahl einer Taschenlampe, sodass Jeff die Umgebung nur schemenhaft wahrnahm. Dazu schlug ihm die feuchtheiße Luft ins Gesicht. Einen Moment lang wähnte er sich orientierungslos wieder in Afghanistan. Panik durchschoss ihn und zerfetzte seine Eingeweide wie eine Kugel. Kalter Schweiß brach auf seiner Stirn aus. »Was zum Teufel ist los mit dir?«, fragte er sich laut und zwang sich, ein paarmal tief durchzuatmen. Es musste der ganze verdammte Kaffee gewesen sein, entschied er. Als sein Schwindel sich gelegt hatte, versuchte er, sich zu erinnern, wo er geparkt hatte. Er bog rechts in die nächste Straße ab und beschleunigte seine Schritte, als er seinen Wagen entdeckte.
Eilig suchte er auf den Vordersitzen, der Rückbank, dem Boden und sah sogar ins Handschuhfach für den Fall, dass er sein Portemonnaie dort deponiert und es dann vergessen hatte. »Scheiße«, sagte er, drehte sich um und sah sein Spiegelbild im glänzenden Lack des Wagens. Er erinnerte sich, wie er im Schlafzimmer eine frische Jeans aus dem Kleiderschrank genommen und die getragene, in der sein Portemonnaie steckte, auf dem Boden hatte liegen lassen. »Scheiße«, sagte er noch einmal, als er sich vorstellte, wie Kristin die Jeans aufhob. Hatte sie das Portemonnaie entdeckt? Hatte sie im Studio angerufen? Schlimmer noch – hatte sie versucht, es persönlich dort abzugeben? »Scheiße.«
»Und was wollen Sie jetzt machen?«, fragte Dorothy kurz darauf. »Das Frühstück bezahlt sich schließlich nicht selber.«
Jeff sah sich in dem hell erleuchteten Lokal um, das immer noch halb voll mit Gästen war, die aßen, redeten und lachten. »Keine Ahnung. Sieht nicht so aus, als würde meine Freundin noch kommen …«
»Mittelgroß, dunkle Haare, ein bisschen dünn?«, fragte Dorothy, während Jeff ihrem Blick in eine Ecke des Restaurants folgte.
Sie kam aus der Damentoilette und lächelte zögernd, als sie ihn sah, wobei sie die Mundwinkel statt nach oben nach unten zog.
»Hallo, Jeff«, sagte Suzy.
Kapitel 20
»Tut mir leid, dass ich so spät dran bin«, entschuldigte sie sich, als sie Platz genommen hatte. »Dave hat ewig gebraucht, bis er endlich aus dem Haus war, und dann hab ich im Stau gestanden. Wartest du schon lange?«
»Eigentlich nicht«, log
Weitere Kostenlose Bücher