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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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geblieben war.
    Sie vermochte nichts zu sagen, ein trockenes Schluchzen stieg ihr in die Kehle.
    »Uns geschieht nichts, Toria. Ich bin überzeugt…« Mankov brach ab. Durch seine Helmscheibe sah sie, daß auf seinem Gesicht ein Ausdruck lag, als lauschte er in sich hinein. Er hatte die Augen geschlossen, und um seinem Mund waren zwei tiefe Falten eingegraben.
    Und da nahm auch sie es wahr. Etwas Unerklärliches, das in ihr geschah, tief in ihr selbst oder aus ihr heraus, das nicht zu definieren war, ein Gefühl, keine Worte, die Spur eines Wissens, ein sanfter Druck unter der Schädeldecke, der sich nach und nach zu Erkennen formte: Interesse, abwartende Vorsicht, ein Hauch von Ablehnung und der unbezweifelbare Wunsch, Einsicht zu gewinnen. Das war es, deutlich und klar herüberschwingend von den Fremden wie die Wellen auf einem stillen See, in den jemand einen Stein geworfen hatte.
    Sie löste sich aus Mankovs Armen und wandte sich den vier vermummten Gestalten zu. Sie spürte kaum noch einen Rest von Angst, ja, jetzt, da sie Mankov in ihrer Nähe wußte, seine Stimme hörte und da die Wellen der Fremden sich in ihrem Hirn zu Informationen verdichteten, verstand sie ihr Entsetzen kaum noch.
    Die vier Procyonen steckten in allseitig geschlossenen gelben Anzügen, ihre Köpfe waren unter kugelförmigen, ebenfalls gelben Helmen verborgen, und das, was sie für schockierend fremdartige Gesichter gehalten hatte, das waren flach gewölbte Sichtscheiben, die das schattige Dunkel der Umgebung wiedergaben. Von den Gesichtern selbst war nichts zu erkennen.
    Die Fremden hielten kurze, rohrartige Gebilde in sechsfingrigen Händen, Waffen wahrscheinlich, aber der Gedanke an eine Gefahr verschwand ebenso schnell, wie er in ihr aufgetaucht war. Sie hätte das nicht erklären können, sie wußte einfach, daß ihnen von den Gelben kein Unheil drohte. Entgegen aller Erfahrung aus dem, was sie bisher an Grausamkeiten auf diesem Planeten gesehen hatten, war sie plötzlich überzeugt, daß die Procyonen durchaus friedfertiger Natur waren. »Sie haben keine feindlichen Absichten«, flüsterte Mankov.
    Sie wußte es längst. Und sie wußte auch, daß die Fremden zum Töten und zur Vernichtung gezwungen waren, wollten sie ihre Welt erhalten. Sie spürte nicht einen Funken von Ablehnung mehr.
    »Sie müssen das tun, Toria. Verstehst du? Sie müssen die Tiere töten und die Pflanzen eliminieren. Sie haben einfach keine andere Wahl«, kommentierte Peter Mankov. »Ich weiß«, murmelte sie. »Ich weiß, Peter.«
    »Man kann es ganz genau…«
    Mit einer schnellen Geste bat sie ihn zu schweigen. Sie bedurfte seiner Erklärungen nicht, sie begriff alles, was da in weichen Wellen an sie herangetragen wurde, und sie war begierig, mehr zu erfahren.
    Aber die Fremden schwiegen jetzt, die sanften Wellen waren verebbt, nur der matte Druck der Emotionen war geblieben, Interesse, Vorsicht, ein wenig Ablehnung und der Wunsch nach Wissen, nach mehr Wissen über diese anderen, die von irgendwoher gekommen und in diese Welt eingedrungen waren.
    »Wir Menschen sind ihnen nicht unbekannt«, schlußfolgerte Peter Mankov. »Sie möchten erfahren, wer und wie wir sind, was wir denken und wodurch unsere Handlungen bestimmt werden. Und…«
    Sie blickte ihn flüchtig an. »Und sie empfinden uns gegenüber eine gewisse Aversion«, vollendete sie.
    Die Wellen kamen zurück, zögernd zuerst und dann heftiger, und der Ausdruck der Ablehnung hatte sich um einen kleinen, aber deutlich spürbaren Betrag verstärkt. Es hatte Auseinandersetzungen gegeben zwischen den anderen, vor vielen Tagen schon, und diese Auseinandersetzungen waren nicht ohne schlimme Folgen geblieben. Und auch jetzt, vor wenigen Stunden erst, waren abermals Procyonen ums Leben gekommen.
    »Zuerst die Känguruh eins, und nun auch noch Lannert«, flüsterte Mankov. »Ich hatte es befürchtet. Sie müssen annehmen…« Er unterbrach sich und schien einen Moment lang zu überlegen. »Vamos!« rief er schließlich. »Komm herüber zu uns! Wir sind etwa zehn Meter links neben der Spinne am Waldrand. Wir haben Kontakt zu den Procyonen. Komm langsam herüber, Vamos. Aber wirklich sehr langsam. Hörst du?«
    Sie vernahm Yahiros dumpfe Stimme, aber sie konnte aus dem Gemurmel nicht heraushören, ob es Zustimmung oder Ablehnung ausdrücken sollte. Doch dann löste sich drüben von der Silhouette der Spinne 2 ein Schatten und setzte sich schwankend in Bewegung.
    Unvermittelt brandeten die Wellen erneut auf,

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