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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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war.
    Der Suchfächer schaltete automatisch auf größere Entfernung, und was er zeigte, war gleichermaßen unerklärlich und verwirrend. Auch unter dem Horizont hatte der Servator Pflanzenmassen entdeckt, dort schien sich der Wald fortzusetzen, und rechts und links an den Grenzen des Meßbereiches ebenfalls. Anscheinend flogen sie einen Kessel von gewaltigen Ausmaßen an, eine kreisförmige Fläche inmitten des Waldes. Das auffälligste aber war, daß sich im Zentrum dieses Kessels eine Art felsiges Gebirge von stark zerklüfteter Struktur Hunderte von Metern hoch in die Atmosphäre reckte, ein riesiges, offensichtlich kristallines Gebilde, das geheimnisvolle Kräfte aus dem wie planiert wirkenden Boden herausgetrieben haben mochten.
    Und dann sahen sie alle gleichzeitig den Ring. Niemand sprach ein Wort. Nur ihre Atemzüge verrieten die Erregung. Man erkannte sofort seine geometrische Figur, deren Form wohl kaum von der eines Kreises abwich und deren Umfang von allen Punkten des Waldrandes gleich weit entfernt zu sein schien. Das Ganze sah äußerst exakt aus.
    Das Gebirge im Inneren schien ebenfalls kreisförmig zu sein, es erhob sich genau im Mittelpunkt der Fläche, in die es strahlenförmig Linien aussandte. Die Felsen selbst aber verbargen sich hinter einer wattigen Schicht hellvioletter Wolken, die unbeweglich waren, als klammerten sie sich an die Spitzen der Berge.
    Aber noch ehe man sich zu Vermutungen aufraffen konnte, befand sich die Fähre bereits wieder über einem geschlossenen Waldgebiet. Am Horizont tauchten flache Hügelketten auf.
     
    Der zweite Anflug auf den Kessel erfolgte in wesentlich geringer Höhe und mit so niedriger Geschwindigkeit, daß fast die Abreißgrenze erreicht wurde. Die Fähre glitt im Drachenflug über die Wipfel der Bäume dahin, der Mindestabstand war von Mankov persönlich festgelegt worden und garantierte, daß die Schubstrahlen nicht ganz bis auf die Bäume hinunterreichten. Trotzdem bildete sich hinter der Maschine ein grünroter Fächer, dort, wo das Laub der fremden Pflanzen von den aus den Triebwerken jagenden Teilchenwellen geschüttelt wurde. »Achtung!« Torias helle, erregte Stimme.
    Der Waldrand schob sich heran, trotz der Fluglage immer noch viel zu schnell, um Genaueres erkennen zu können, dahinter graubrauner Boden, wie gepflügt, mit regelmäßiger Oberflächenstruktur, grobgemasert und glanzlos stumpf, und dann der Ring, ein Wall, turmhoch und anscheinend regellos gegliedert, eine gigantische Mauer aus einem Material, das der Servator als metallen identifizierte, Säulen, geschwungene Rohre, Mündungen, Kugeln mit Öffnungen, die wie starre Augen blickten, Fühler.
    Und dann raste es heran! Es sah aus, als begänne der Boden auf der Verbindungslinie zwischen Wall und Fähre zu leben, Brocken lösten sich, zerfielen und fingen an zu schweben, stiegen plötzlich Dutzende von Metern empor und stürzten zurück, für einen winzigen Moment schien der Spuk vorüber zu sein, dann barst der Boden vor der Maschine in einer lautlosen Explosion. Eine Wand stieg auf, eine wogende Mauer, die fast bis zur Fähre heraufreichte, man sah die Krone dieser furchtbaren Woge nur wenige Meter unter sich, ein Inferno taumelnder Brocken. Eine Riesenfaust schlug dröhnend gegen den Boden des Flugkörpers, ließ das hochfeste Material aufstöhnen unter der plötzlichen Belastung, dann wirbelte das tonnenschwere Gerät wie ein losgerissenes Blatt hinauf in die Atmosphäre, inmitten einer sich schnell verdichtenden Fontäne aus Staub und Steinen. Den Schrei Yahiros hörte nur er noch, Lannert.
     
     
4
     
    BANGOLA, Monogen aus der ersten Sippe des vierten Ortes. Rekonzeptor.

    Wenn man sich an diesem Morgen in der vorgeschriebenen Weise hinter dem Sonnenstein aufstellte, die Zehen der nackten Füße in die beiden Aussparungen nahe dem Boden gepreßt, dann standen die beiden Sonnen in unmittelbarer Nähe des vierten Stabes. An diesem Morgen brach der Tag der Reproduktion an.
    Bangola schirmte die Augen mit der flachen Hand ab und blinzelte in das Licht, dem der Frühdunst über den Bäumen die Schärfe nahm. Sie stand stumm und reglos, sie wartete auf das Zeichen. Erst als die weiße Sonne, die Quelle der heißen Stürme, des Durstes und des Todes, direkt über dem vierten Stab zu stehen schien, raffte Bangola den Umhang und ging langsam in die Hocke. Mehrmals korrigierte sie ihre Haltung, bis ihre Knie die geschliffenen Mulden des Sonnensteines wie die Berührung kühlenden Wassers

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