Das verhängnisvolle Experiment
Schlackeschicht, von total abgeschmolzenen Tragflächen und einem zu formlosen Massen zusammengesinterten Leitwerk. Die Öfen der Antriebe seien fast völlig zugeschmolzen und von den Außenrezeptoren nicht einmal mehr Rudimente vorhanden. Sie hatten nichts anderes erwartet.
Dellak blickte aus einem der seitlichen Rundfenster, auf deren Außenhäuten die von den Bäumen getropfte Flüssigkeit zu schmutziggrauen Bahnen gerann. »Und die Spinne?« fragte er, ohne den Blick zu wenden.
Yahiro hob die Schultern. »Ich weiß nicht. Man kommt nicht an sie heran. An sich müßte sie in Ordnung sein. Sie ist gut gesichert, und der Laderaum dürfte sie hinreichend geschützt haben. Nur läßt sich die Luke nicht ohne Werkzeug öffnen. Ich konnte das also nicht überprüfen.«
All ihre Hoffnung konzentrierte sich jetzt auf die Spinne, weil dieses Fahrzeug über eine autonome Funkanlage verfügte und genügend Platz zumindest für die menschlichen Mitglieder der Gruppe bot. Es gab im Augenblick kaum Wichtigeres als eine schnelle Überprüfung. »Sollte man nicht versuchen…«, begann Haston.
Doch Lannert unterbrach ihn mit einer Geste, die unmißverständlich Schweigen gebot. »Eins nach dem anderen, Professor. Wir wissen nun, daß nichts für uns von größerem Wert ist als die Spinne. Und entsprechend haben wir zu handeln. Deshalb lege ich fest, daß sie unverzüglich untersucht und, wenn möglich, zum Einsatz vorbereitet wird.« Er wandte sich an Yahiro: »Das ist deine Aufgabe, Vamos.«
Lannert legte einfach fest, befahl, und Yahiro fügte sich ohne Murren. Das hochentwickelte Selbstbewußtsein Lannerts schien ihm fremd zu sein. Wahrscheinlich hatte man ihm beigebracht, Keekes Weisungen zu akzeptieren, eine zweifellos interessante und effektive Verhaltensweise. Noch während Lannert sich am Manual des Schleusenmechanismus zu schaffen machte, belud sich Yahiro mit Hämmern, Zangen und dem Plasmabrenner. Er wartete mehrere Minuten vor der inneren Klappe des Ausstiegs, und als sie sich nicht öffnen wollte, griff er abermals zur Handbedienung. Lannert murmelte etwas, das wie ein unterdrückter Fluch klang.
Mehr als eine Stunde lang dröhnte die Kabine unter heftigen Hammerschlägen und vibrierte unter dem Zischen superheißer Flammen. Dann klang ein Knirschen auf, als schrammte der stählerne Kiel eines Schiffes über brüchigen Fels. Gleich darauf begann hinter der Schottwand zum Laderaum eine Turbine zu wimmern.
Haston verfolgte die sich ständig verändernden Geräusche mit höchster Aufmerksamkeit. Er hatte die Augen geschlossen und die Hände gegen die Wand der Kabine gestützt. So vermochte er den Fortgang der Dinge nicht nur mit dem Gehör, sondern mit dem gesamten Körper in sich aufzunehmen. Seine innere Spannung löste sich erst, als die winzigen Schwingungen verebbten und sich das nun tiefe Röhren der Turbine, das bisher von achtern gekommen war, nach draußen verlagerte.
Gleich darauf sah er die Spinne vor dem Fenster über die geplatzten Stämme der Bäume stelzen, sich um die eigene Achse drehen und verharren. Das Heulen der Turbine erstarb in einem hohlen Seufzer.
Yahiro quälte sich aus dem engen Einstieg und schwang sich gewandt auf den gewölbten Rücken des Fahrzeugs, wo er sich an den Lagern der Antennenschale zu schaffen machte. Er ließ sich sehr viel Zeit, und fast war Haston geneigt, ihm Pedanterie anzulasten, als sich der Spiegel endlich zu drehen begann. Die Antenne bewegte sich nach und nach in alle Richtungen, tastete die Halbkugel des Himmels systematisch Sektor um Sektor ab, bis sie sich schließlich senkte und verhielt. Es war eine fast menschliche Bewegung: es sah aus, als senke jemand enttäuscht den Kopf.
Nun sprang Yahiro von der Spinne herab und stand eine Weile unbeweglich, wie in tiefes Nachdenken versunken. Dann hob er die Schultern und kam zur Schleuse. Von seinem Gesicht ließ sich keine Regung ablesen.
Er hatte keine Verbindung zu Mankov und den anderen aufnehmen können, obgleich, wie er versicherte, sowohl die Sendeais auch die Empfangsanlage der Spinne arbeiteten. »Wahrscheinlich sind sie zur Zeit auf der anderen Seite«, erklärte Lannert und deutete nach unten. »Wir werden die Kontaktversuche morgen früh fortsetzen. Jetzt aber sollten wir uns ausruhen. In den nächsten Tagen kann noch allerhand auf uns zukommen.«
Vor den Fenstern der Fähre war die Dämmerung hereingebrochen. In dem ohnehin diffusen Licht, das innerhalb der letzten Minuten eine blaugrüne Färbung
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