Das verhaengnisvolle Rendezvous
ersticken.
»Lass mich vorbei.« Er hechtete zum Schreibtisch hinüber.
An dessen Fuß hatte sich ein neuer Brandherd entwickelt. Die hohen Papierstapel, die überall herumstanden, würden dem Feuer in kürzester Zeit neue Nahrung geben. In Sekundenschnelle schaffte er es, die Gefahrenzone mit weißem Schaum zu bedecken.
»Nimm!« Er riss einen zweiten Feuerlöscher aus der Halterung und drückte ihn ihr in die Hand. Es war ihm gelungen, alle Flammen zu ersticken, es gab nur noch ein paar kleine Brandherde, die vor sich hinschwelten. Gleich hatte er es geschafft. In Natalies Augen stand noch immer die nackte Panik, ihr war nicht klar, dass er die Bestie fast besiegt hatte. Da entdeckte er den brennenden Vorhang. »Komm«, schrie er und rannte zum Fenster. »Zieh an dem Hebel«, wies er sie an, deutete auf den Feuerlöscher und riss mit Schwung die Gardine samt der Vorhangstange herunter. Der brennende Stoff krachte neben ihnen zu Boden.
Nachdem sie es geschafft hatten, den Vorhang und anschließend die vor sich hin kokelnden kleineren Brandstellen zu löschen, stellte er seinen Feuerlöscher beiseite und nahm ihr den anderen aus den zitternden Händen.
»Jetzt kann nichts mehr passieren.« Seine Stimme klang wieder ruhig und beherrscht. Er sah an sich hinunter. Sein Jackett war hinüber. Er zog es aus und warf es auf den Boden. »Es ist vorbei.«
Ry überprüfte noch einmal alles im Zimmer, trat zur Sicherheit noch einmal auf dem verkohlten Vorhang herum und suchte nach einem Funken, den er eventuell übersehen haben könnte.
»Es ist vorbei«, wiederholte er, nachdem er sich ein weiteres Mal davon überzeugt hatte, dass alles in Ordnung war, und schob sie zur Tür. »Komm, lass uns runtergehen.«
Sie stolperte und wäre fast gestürzt. Ein Hustenanfall schüttelte sie so heftig, dass sie, nachdem er vorüber war, keuchend nach Atem rang. Ihr Magen krampfte sich zusammen, und ein Schwindelanfall packte sie. Zitternd lehnte sie sich gegen die Wand und schloss die tränenden Augen.
»Verdammt, Natalie.« Er legte seine Arme um sie, hob sie mit Leichtigkeit hoch und trug sie dann die elegante Treppe nach unten. »Ich hab dir doch gesagt, du sollst rausgehen. Warum kannst du denn nicht auf mich hören?«
Sie versuchte etwas zu erwidern, doch sie begann nur wieder zu husten. Auch nachdem er sie auf die Couch gebettet hatte, ließ der Schwindelanfall nicht nach.
Ry fluchte lautstark und anhaltend über ihre Dickköpfigkeit, während er ihr ein Kissen unter den Kopf schob. Wenn ich doch nur richtig durchatmen könnte, wünschte sie sich, nur ein einziges Mal. Ihre Lungen und die Kehle brannten wie Feuer.
Als er bemerkte, wie Natalie plötzlich die Augen verdrehte, riss er sie mit einem Ruck hoch und drückte sie vornüber, sodass ihr Kopf zwischen ihren Knien zu liegen kam.
»Fall mir jetzt bloß nicht auch noch in Ohnmacht«, knurrte er kurz angebunden und legte seine Hand auf ihren Hinterkopf. »Bleib so, und atme ganz ruhig und gleichmäßig. Hörst du mich?«
Sie nickte leicht. Er ließ sie los. Dann hörte sie ihn durch den Raum gehen und die Tür öffnen. Als die kalte Nachtluft hereinströmte, überlief sie ein Kälteschauer. Ry kam zurück und begann, ihren Rücken und ihren Nacken zu massieren, um die Blutzirkulation anzuregen.
»Weißt du, was das war? Dumm und gefährlich«, beschimpfte er sie. »Du kannst von Glück sagen, dass du hier nur mit Schwindel und einer kleinen Rauchvergiftung rauskommst. Ich hab dir gesagt, du sollst aus dem Zimmer verschwinden!«
»Du warst doch auch drin.« Der Schmerz ließ sie zusammenzucken, als die Worte sich ihrer ausgedörrten Kehle entrangen. »Du bist doch direkt mitten ins Feuer gegangen.«
»Ich bin ja auch dazu ausgebildet und du eben nicht. Das ist der Unterschied.« Jetzt nahm er sie bei den Schultern und zog sie in eine sitzende Position hoch.
Er studierte ihr Gesicht, das unter den schwarzen Rußspuren bleich war wie der Tod, doch ihre Augen begannen langsam klarer zu werden. »Ist dir übel?«, wollte er in knappem Ton wissen.
»Nein.« Sie presste ihre Handflächen gegen ihre brennenden Augen. »Nicht mehr.«
»Schwindlig?«
»Nein … ja.« Ihre Stimme klang rau wie ein Stück Schmirgelpapier.
»Gibt’s hier denn irgendwo Wasser? Du musst etwas trinken.«
»Mir geht’s schon wieder gut.« Sie nahm die Hände von den Augen und lehnte sich in die Kissen zurück. Furcht stieg wieder in ihr hoch. »O Gott, dieses Feuer … schrecklich …
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