Das verhaengnisvolle Rendezvous
er Ry, der eben zur Tür hereingekommen war. »Warum hat er nicht im Ausstellungsraum angefangen zu zündeln? Dort war viel mehr brennbares Material gelagert, und es hätte die Angelegenheit um einiges beschleunigt.«
»Ich nehme an, dass er seine Anweisungen hatte. Clarence ist äußerst gewissenhaft im Befolgen von Instruktionen.«
»Wessen?«
»Tja, das ist die große Frage.« Ry ließ sich auf einen Stuhl fallen und legte die Füße auf den Schreibtisch. »Wir haben es offensichtlich mit zwei miteinander in Verbindung stehenden Bränden zu tun. Das Ziel war in beiden Fällen dasselbe Unternehmen, und beide Feuer wurden, da bin ich mir ziemlich sicher, von ein und derselben Person gelegt.«
»Also ist anzunehmen, dass er bei jemandem auf der Gehaltsliste steht.« Boyd legte den Bericht beiseite. »Ein Konkurrent?«
»Wir sind gerade dabei, in dieser Richtung Nachforschungen anzustellen.«
»Aber es ist doch äußerst unwahrscheinlich, dass es ein Konkurrent war, der Ihrem verwirrten Clarence freien Zugang zu den Gebäuden verschafft hat. Woher hätte er die Schlüssel und den Code für die Sicherheitsanlage haben sollen? Und man fand keinerlei Hinweise darauf, dass eingebrochen worden war.«
»Das ist richtig.« Ry zündete sich eine Zigarette an. »Genau dieser Tatbestand führt uns direkt zu Natalies Unternehmen.«
Boyd erhob sich und lief im Zimmer auf und ab. »Ich kann nicht behaupten, dass ich ihre Angestellten kenne, und schon gar nicht die, die sie für dieses neue Projekt eingestellt hat. Ich wollte mit der Firma nie was zu tun haben, zumindest nicht, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ.« Jetzt bereute er das, weil er wusste, dass er Natalie eine wesentlich bessere Hilfe sein könnte, wenn er mit den Gegebenheiten besser vertraut wäre.
»Die Tatsache, dass es das letzte Mal nicht so geklappt hat wie beabsichtigt, legt den Schluss nahe, dass der Täter es bald wieder versuchen wird. Wenn Clarence seinem üblichen Muster folgt, wird er in den nächsten Tagen zuschlagen.« Ry fegte schwungvoll einige Papiere beiseite. »Wir werden ihn erwarten. Er wird kein leichtes Spiel haben.«
Boyd versuchte Ry einzuschätzen. Der Kerl war offensichtlich hartnäckig und gewieft. Doch er wusste aus eigener Erfahrung, dass ein Fall heikel werden konnte, sobald man persönlich darin verwickelt war.
»Sie beabsichtigen also, ihn auf frischer Tat zu ertappen. Und Natalie wollen Sie aus allem raushalten?«
»So ungefähr hab ich’s mir vorgestellt.«
»Und Sie sind sich sicher, dass Sie Ihre eigenen Interessen, was Natalie anbetrifft, und Berufliches voneinander trennen können?«
Ry hob die Augenbrauen. Darüber hatte er auch schon nachgedacht, bevor Boyd ihm diese Frage gestellt hatte. Es würde eine Herausforderung werden. Doch er war weder gewillt, die Frau aufzugeben, noch den Fall.
»Ich weiß genau, was ich zu tun habe, Captain.«
Boyd lehnte sich vor und stützte die Hände an der Schreibtischkante auf. »Ich vertraue Ihnen meine Schwester an, Piasecki. Voll und ganz. Doch wenn ihr irgendetwas geschehen sollte, egal was, dann bekommen Sie’s mit mir zu tun, da können Sie Gift drauf nehmen.«
»Dafür habe ich vollstes Verständnis.«
Eine Stunde später stand Natalie am Bordstein vor der Feuerwache und winkte Cilla, Boyd und den Kindern zum Abschied hinterher. »Sie waren ein Riesenknüller, Inspector.« Lachend wandte sie sich zu Ry um und legte die Arme um seinen Nacken. »Danke.« Sie küsste ihn zart.
»Wofür?«
»Dass du so nett zu meiner Familie warst.«
»Das ist mir nicht schwergefallen. Ich liebe Kinder über alles.«
»Das sieht man sofort. Und …«, sie küsste ihn noch einmal, »… es hat erheblich zu Boyds Beruhigung beigetragen.«
»Mit dieser Behauptung wäre ich erst mal vorsichtig. Nach wie vor achtet er wachsam wie ein Luchs darauf, dass ich seiner kleinen Schwester gegenüber keine falsche Bewegung mache.«
»Nun, dann …«, sie versenkte ihren Blick in seine Augen, »… solltest du mir besser nicht zu nahe treten, weil mein großer Bruder sehr stark ist.«
»Das musst du mir jetzt nicht sagen.« Er schob sie durch die Drehtür. »Komm mit zu mir rauf. Ich hab noch ein paar Dinge zu erledigen.«
»Gut.« Gerade als sie die Treppen nach oben gehen wollte, schrillte die Alarmglocke. »O Gott.« Natalie hielt sich die Ohren zu. »Schade, dass die Kids das nicht mehr miterlebt haben.« Dann hielt sie inne und zuckte schuldbewusst zusammen. »Was für einen Unsinn
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