Das verhaengnisvolle Rendezvous
schmaler Strich waren. »Ich werde dafür sorgen.«
Ry drückte seine Zigarette im Ascher aus. »Schon geschehen.«
»Ich spreche von einem Schutz zu ihrer persönlichen Sicherheit, nicht für die Firma.«
»Ich auch. Ich werde nicht zulassen, dass ihr auch nur ein einziges Haar gekrümmt wird. Das ist versprochen.«
Boyd schnaubte verächtlich. »Bilden Sie sich wirklich ein, sie würde auf Sie hören?«
»Sicher. Es wird ihr nichts anderes übrig bleiben.«
Boyd schwieg einen Moment, dann trat er den Rückzug an. »Vielleicht sind Sie mir ja doch ganz sympathisch, Inspector.«
»So, Schluss jetzt, der Kaffee kommt.« Deborah kam mit einem Tablett, auf dem eine silberne Kaffeekanne und wertvolles Meißner Porzellan stand, herein.
Gage erhob sich, nahm ihr das Tablett aus den Händen und gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange.
»Jacoby, Clarence Robert. Klingelt da was bei dir, Deborah?«, wollte Boyd wissen.
Nachdenklich zog sie die Brauen zusammen, während sie Kaffee einschenkte. »Jacoby. Auch bekannt unter dem Namen Jack Jacoby?« Sie gab Boyd eine Tasse und dann Ry. »Er wurde vor einiger Zeit wegen einer Brandstiftungssache verurteilt, dann jedoch gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt.«
»Tolle Frau«, sagte Ry zu Gage. »Es gibt nichts Besseres als einen scharfen Verstand in einer erstklassigen Verpackung.«
»Danke.« Gage nahm sich eine Tasse. »Ich denke oft dasselbe.«
»Jacoby«, wiederholte Deborah und fixierte Ry. »Denken Sie, er hat was damit zu tun?«
»Ja.«
»Ich weiß nicht mehr, wer den Fall damals bearbeitet hat, doch das kann ich am Montag rausfinden. Ich werde dafür sorgen, dass Sie alle Informationen, die wir haben, bekommen.«
»Das würde mir die Dinge wesentlich erleichtern.«
»Woher hatte er das Geld für die Kaution?«, fragte Ry.
»Bevor ich die Akten eingesehen habe, kann ich dazu nicht mehr sagen«, erwiderte Deborah.
»Ich kann Ihnen noch ein bisschen was erzählen.« Ry trank einen Schluck Kaffee und lauschte mit einem Ohr auf Natalies Rückkehr. »Er bevorzugt stets leere Gebäude, Lagerhallen oder unbewohnte Apartments. Manchmal wird er von den Besitzern angeheuert und dafür bezahlt, und manchmal, ich nehme an, wenn er gerade keinen Auftrag hat, aber doch seinen Kick braucht, macht er’s in Eigenregie. Er achtet jedoch immer darauf, dass sich niemand in den Gebäuden befindet. Clarence zündet Sachen an, nicht Menschen.« Er hörte Natalie und Cilla im Flur lachen.
»Du bist sentimental, Natalie.«
»Es ist meine Pflicht, aber auch mein besonderes Privileg, sie zu verwöhnen.«
Die beiden Frauen traten ein. Cilla steuerte geradewegs auf Boyd zu und ließ sich auf seinen Schoß fallen.
»Sie haben uns den letzten Nerv geraubt«, stöhnte sie.
»Haben sie nicht.« Natalie goss sich Kaffee ein, dann lachte sie wieder. »Nicht direkt zumindest.« Lächelnd setzte sie sich neben Ry. »Nun«, erkundigte sie sich, »habt ihr eure Diskussion über mein persönliches und berufliches Wohlergehen zu eurer Zufriedenheit abgeschlossen?«
»Ein scharfer Verstand in erstklassiger Verpackung«, kommentierte Ry nur lakonisch.
Auf dem Nachhauseweg studierte Natalie Rys Gesicht. »Muss ich mich für Boyd entschuldigen?«
»Na ja, er schafft’s halt einfach nicht, den Kampfanzug auszuziehen.« Ry zuckte die Schultern. »Aber er ist schon okay. Ich hab auch ein paar Schwestern, deshalb weiß ich, wie das ist.«
»Ach.« Erstaunt sah sie ihn an. »Ich wusste gar nicht, dass du noch Geschwister hast.«
»Ich hab polnisches und irisches Blut. Wie kannst du dann auf die Idee kommen, ich sei ein Einzelkind?« Er grinste sie an. »Zwei Schwestern sind älter als ich, eine lebt in Columbus, die andere in Baltimore. Und mein jüngerer Bruder wohnt in Phoenix.«
»Vier von deiner Sorte«, murmelte sie.
»Ohne die Nichten und Neffen. Das sind noch mal acht, zumindest bis jetzt. Bei der Frau meines Bruders ist schon wieder was unterwegs.«
Das erklärte, warum er so gut mit Kindern umgehen konnte. »Und du bist der Einzige der Familie, der in Urbana lebt.«
»Ja.« Er fuhr langsam die stille Straße hinunter. »Kann ich heute Nacht bei dir bleiben?«
Sie sah ihn von der Seite an. Wie ist es bloß möglich, fragte sie sich, dass ich mich nach einem fast Fremden derart verzehre?
8. K APITEL
Während die Kinder sich unten bei den Feuerwehrleuten, Cilla und Natalie vergnügten, saß Boyd an Rys Schreibtisch und runzelte die Stirn. »Warum bloß oben, im Büro?«, fragte
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