Das verhaengnisvolle Rendezvous
jeder Feuersbrunst retten.«
»Inspector?« Ein Feuerwehrmann streckte seinen Kopf aus einer Tür. Als er die Frau, die Ry auf dem Arm trug, wahrnahm, grinste er. »Ein verdächtiges Feuer in der East Newberry. Sie werden gebraucht.«
»Bin schon unterwegs.« Er setzte Natalie ab. »Tut mir leid.«
»Ist schon in Ordnung. Ich weiß, wie das ist.« Das Ausmaß ihrer Enttäuschung war der Angelegenheit vollkommen unangemessen. »Ich hab noch zu tun und sollte es mal anpacken. Ich werde ein Taxi nehmen.«
»Ich bring dich nach Hause«, bot Ry ihr an. »Es liegt am Weg.« Er lotste sie zu der Bank, wo sie ihren Mantel abgelegt hatte. »Hast du vor, den ganzen Sonntag in deinem Apartment rumzuhängen?«
»Ja. Ich hab noch eine Menge Tabellenkalkulationen zu Hause liegen, die ich eigentlich schon längst hätte durchgehen müssen.«
»Dann ruf ich dich an, wenn ich fertig bin.«
»Gut.«
Er half ihr in den Mantel und belohnte sich dann selbst mit einem langen, leidenschaftlichen Kuss. »Ach, was soll’s, ich komm lieber gleich vorbei, wenn ich fertig bin.«
Natalie bemühte sich, ihren Atem unter Kontrolle zu behalten. »Besser«, erwiderte sie etwas kurzatmig und versuchte, seinem Blick auszuweichen. »Das ist auf jeden Fall besser.«
Natalie saß an ihrem Schreibtisch und starrte zum Fenster hinaus. Bereits Mitte der Woche war ihr aufgefallen, dass sie das erste Mal, solange sie sich erinnern konnte, ihren Zeitplan nicht einhielt. Nicht nur, dass sie sich das vergangene Wochenende mit völlig anderen Dingen als Arbeit um die Ohren geschlagen hatte. Auch die Abende während der Woche, an denen sie gewöhnlich nicht tatenlos herumsaß, verstrichen völlig ungenutzt.
Wie hätte es auch anders sein können, da doch sie und Ry jede freie Sekunde miteinander verbrachten? Jeden Abend machten sie es sich in Natalies Apartment gemütlich und ließen sich etwas zu essen kommen. Was jedoch meistens dazu führte, dass sie sich die Mahlzeit später aufwärmen mussten, weil ihr Appetit aufeinander größer gewesen war als ihr Hunger.
Völlig verfallen bin ich ihm, dachte Natalie.
Natürlich war es total verrückt. Das war ihr absolut klar. Doch im Moment war es herrlich, so herrlich, dass sie jeden Zweifel beiseiteschob.
Und sie konnte dies alles auch vor sich selbst rechtfertigen, solange sie keine wichtigen Besprechungen versäumte oder gar irgendwelche Fristen nicht einhielt. Vor ein paar Tagen hatte Ry seine Untersuchungen in ihrem Geschäft endgültig beendet, und sie hatte unverzüglich die Säuberung und Renovierung des Büros angeordnet. Der Warenbestand war mittlerweile so gut wie aufgefüllt und die Schaufensterdekoration perfekt.
Die große Eröffnung stand kurz bevor, und weitere Zwischenfälle würde es wohl mit Sicherheit nicht mehr geben. Dieses Wort benutzte sie jetzt am liebsten, wenn sie an die Brände dachte. Zwischenfälle.
Eigentlich hatte sie beabsichtigt, in den nächsten zehn Tagen alle Zweigstellen zu besuchen, doch der Gedanke, jetzt irgendwohin fahren zu müssen, verursachte ihr Unbehagen. Sie fürchtete, dass sie sich traurig fühlen würde. Und allein.
Sie könnte Melvin oder Donald bitten, die Tour für sie zu übernehmen. Es wäre sicher nicht unüblich, so zu verfahren, doch es war nicht ihr Stil, etwas zu delegieren, von dem sie meinte, es selbst tun zu müssen.
Vielleicht konnte Ry sich für ein paar Tage freimachen, wenn sich die Lage etwas beruhigt hatte, und sie begleiten. Wie schön würde es sein, auf einer kurzen Geschäftsreise Gesellschaft zu haben – seine Gesellschaft!
Der Summer auf ihrem Schreibtisch ertönte. Sie wandte sich vom Fenster ab. »Ja, Maureen?«
»Miss Marks möchte zu Ihnen, Miss Fletcher.«
»Danke, Schicken Sie sie rein.« Mit Mühe verdrängte Natalie alle privaten Überlegungen. »Hallo, Deirdre, setz dich.«
»Tut mir leid, aber ich hab noch immer nicht alles zusammen.« Deirdre blies sich hektisch die Ponyfransen aus den Augen und legte einen Stapel Unterlagen auf Natalies Schreibtisch. »Der Computer ist heute Morgen abgestürzt.«
Natalie runzelte leicht die Stirn, während sie das oberste Blatt in die Hand nahm. »Hast du den Techniker bestellt?«
»Er sitzt praktisch auf meinem Schoß.« Deirdre ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Er hat es wieder hingekriegt, und wir wollten weitermachen, doch dann passierte genau wieder dasselbe. Langsam wird es zu einer echten Herausforderung.«
»Wir haben ja noch etwas Zeit.«
»Das war die
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