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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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hängte sich beide Bögen über die Schulter und warf einen gehetzten Blick zum Waldrand, wo inzwischen mehrere der roten Wesen zusammengelaufen waren. Sie versuchten nicht einmal mehr, sich hinter den Büschen oder Stämmen zu verbergen, sondern schlugen mit den Fäusten auf die Bäume ein und brüllten ihren Zorn hinaus.
    Bran drehte sich um und rannte los. Dielan war ebenfalls auf die Beine gekommen und wankte auf ein paar Felsen zu. Bran packte ihn am Arm und zog ihn hinter sich her.
    »Wir müssen weg hier.« Bran wischte sich das Blut aus den Augen. Vor ihnen öffnete sich eine schmale Schlucht. Sie konnten nur hoffen, dass sie sich nicht als Falle entpuppte.
    Dielan drehte sich während ihrer Flucht immer wieder um. »Sie kommen aus dem Wald und gehen zu dem, den wir getötet haben.«
    Bran hörte ihr Brüllen. Ein paar Dämonen hatten die Verfolgung aufgenommen, und die Schlucht war viel zu weit entfernt.
    Da brach Dielan zusammen. Bran beugte sich über ihn und nahm die Bögen von der Schulter. Einen davon drückte er Dielan gemeinsam mit ein paar Pfeilen in die Hand. Er selbst nahm zwei Pfeile aus dem Köcher. Den einen klemmte er sich zwischen die Zähne, den anderen legte er an die Bogensehne.
    Die Dämonen sprangen von Stein zu Stein und kamen langsam aber sicher näher. Zwei von ihnen hatten den Toten aufgehoben und trugen ihn zwischen sich.
    Dielan schoss den ersten Pfeil ab. Er traf den ersten Roten, der laut aufjaulte, als er den Pfeilschaft abbrach. Bran zielte. Der erste Pfeil sauste genau zwischen seinen Beinen hindurch gegen einen Stein. Der zweite traf den Schenkel.
    »Das schaffen wir nie.« Dielan schoss den nächsten Pfeil ab, traf aber nur den leblosen Körper zwischen den beiden Trägern.
    Bran schoss zwei neue Pfeile auf die roten Wesen ab. Beide trafen, aber die Dämonen fielen nicht. Dielan liefen Tränen übers Gesicht, als er sich erhob und einen weiteren Pfeil verschoss. Die Roten stießen laute Schreie aus und liefen weiter. Ihre nackten Körper waren von seltsamen, verschnörkelten Maserungen überzogen. Dielan legte den Bogen weg und rief Kragg um Hilfe an. Bran griff nach dem Speer. Sein Arm war geschwächt und schmerzte, aber genug Kraft, um sich gegen das Sterben zu wehren, hatte er noch immer.
    Zuerst war es wie ein krampfartiges Zucken in der Erde, und Bran glaubte, dass es die andere Seite war, die zu ihm sprach. Aber die Zuckungen wurden stärker und ließen den Boden erzittern. Das verhexte Land bebte schließlich so heftig unter ihnen, dass die Steine auf dem Geröllfeld klirrend aneinander schlugen. Die Roten heulten auf und sprangen von den Felsen.
    Bran und Dielan liefen weiter auf die Schlucht zu. Um sie herum bebte jetzt alles. Riesige Felsbrocken rollten über das Geröllfeld und begruben die Steine unter sich. Die Landschaft veränderte sich, während sie liefen, als hätten die Götter ihre Schöpfung noch nicht abgeschlossen. Aus Erdspalten und Löchern schossen Wassersäulen empor, und die Berge kreischten bis in ihre Wurzeln. Die Brüder stolperten, immer wieder den Halt verlierend, in die Schlucht hinein. Zwischen den steilen Felswänden hatten sie endlich wieder festen Boden unter den Füßen; hier wuchs dichtes Moos um die verstreut herumliegenden Felsbrocken.
    Die Schlucht war lang, wie ein Hieb in der Erdkruste, und je weiter sie vordrangen, desto höher wurden die Felswände. Als das Beben endlich nachließ, brachen die Brüder auf dem Moos zusammen. Bran lauschte auf Schritte, hörte aber nur Dielans pfeifenden Atem.
    Bran drehte den Kopf zur Seite. Sie waren am Ende der Schlucht angelangt. Einen Pfeilschuss vor ihnen mündete sie in eine Ebene.
    Da begann der Boden erneut zu beben. Bran krallte sich im Moos fest und bemerkte die Felsbrocken am oberen Rand der Schlucht. Sie wackelten und schoben Sand und kleine Steine über die Kante. Er konnte nicht sagen, ob sie das vorher auch schon getan hatten, aber er wusste, dass Dielan und er keinen Moment länger hier bleiben konnten.
    Plötzlich ertönte ein gewaltiges Dröhnen. Als Bran sich aufrappelte, brachen die ersten Felsblöcke aus der Bergwand. Danach stürzte sich eine Steinlawine über den Rand des Abhangs und riss Erdbrocken und Felsen mit. Bran kauerte sich auf den Boden und legte schützend die Arme über den Kopf, während um ihn herum die Steine aufschlugen. Doch genau so plötzlich, wie das Schauspiel begonnen hatte, war es auch wieder vorüber. Stille senkte sich mit dem Staub über die

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