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Das Verheissene Land

Titel: Das Verheissene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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hatte Bran es ihnen nicht erlaubt, unter Deck zu gehen, ehe alles gewaschen und mit Talglichtern und Fackeln ausgestattet worden war. Auch Nangor kam an Bord, und Bran zeigte seine Dankbarkeit, indem er ihm fest die Hände drückte. Nangor hielt sich den Zeigefinger vor den Mund und nickte in Richtung Hafen, und Bran verstand, was er meinte. Ein guter Seemann ließ niemals Zweifel an seinen Fähigkeiten aufkommen. Es war das Beste, die Tirganer glauben zu lassen, er und Nangor hätten das alles so geplant.
    Die Tirganer, die im Frühjahr immer viel zu tun hatten, verliefen sich bald und gingen zurück in ihre Schmieden, zu den Buden der Händler oder nach Hause, und nur die Frauen und Kinder des Felsenvolkes blieben zurück. Die meisten versammelten sich an Deck, sie schlenderten umher, befühlten die Taue, die Bronzeschilde und all das andere, das ihnen fremd und unwirklich vorkommen musste. Bran war sich nicht sicher, ob ihm das gefiel, denn von seinem Platz aus kam es ihm so vor, als sei das Schiff vollkommen übervölkert. Er konnte nicht glauben, dass sein Volk so zahlreich war. Turvi klagte oft darüber, dass sie so wenige seien, und ehe sie aufs Meer hinausgesegelt waren, hatte der Einbeinige gesagt, die jungen Witwen brauchten neue Männer. Hier in Tirga hatten sie die gefunden. Einige von ihnen standen gemeinsam mit ihren Frauen an Deck. Das war eine gute Sache, dachte Bran. Doch als er das Schiff instand setzte, hatte er nicht daran gedacht, dass sein Volk jetzt größer war als zu dem Zeitpunkt, da sie in Tirga ankamen.
    Bran versuchte zu zählen, wie viele Menschen an Deck waren, doch er gab es bald auf. Zahlen waren nie seine Stärke gewesen. Turvi kümmerte sich um so etwas, doch jetzt stapfte der Einbeinige mit Kaer und Eyna an Deck herum. Bran ließ die Kinder zwischen den Tauen, Schoten und Stagen herumspielen und kletterte auf den Landgang. Er sah Tir und Linvi hinten an der Bude des Bäckers. Sie winkten ihm zu. Er grüßte sie mit offener Hand und ging rasch über die schwankende Planke nach unten. Dann sprang er auf den Kai, ging zwischen zwei Weintonnen hindurch und war bald darauf bei ihr. Er legte seinen Arm um ihre Schultern und streichelte ihr über den runden Bauch.
    »Es gefällt dir wohl, ihren Bauch zu berühren.« Linvi zwinkerte Tir zu und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Tir lächelte und legte die Hand vor den Mund. Sie erinnerte ihn bei dieser Geste immer an ein junges Mädchen, als wagte sie es nicht, über Linvis Äußerung laut zu lachen.
    »Was flüstert ihr?« Bran schob seine Hände hinter den Gürtel und trat einen Schritt zurück, denn das Gerede der Frauen machte ihn immer unsicher. Diese Linvi mit ihren braunen Augen hatte es faustdick hinter den Ohren, genau wie ihr Mann, Hagdar.
    »Komm jetzt.« Tir nahm seinen Arm. »Lass uns die Straßen hinaufgehen. Linvi hat bloß gesagt, dass es ein schöner Anblick ist, wenn du mir über den Bauch streichelst. Sie hätte nicht gedacht, dass du ein solcher Vater sein würdest.«
    Bran ging mit ihr, während er sich darüber wunderte, warum Linvi so etwas zu Tir sagte. Ein solcher Vater… Wie meinte sie das? Er drehte sich noch einmal halb zum Schiff, um nachzusehen, ob es sicher lag. Kais Sohn fingerte an den Bronzeschilden an der Reling herum und der kleine Lillevord kletterte am Fall am Mast hoch. Aber Dielan stand am Steuer, und es sah so aus, als passe er gut auf, was die Frauen und Kinder an Deck anstellten. Nangor hatte ihn davor gewarnt, die Frauen an Deck zu lassen, und gesagt, das brächte nur Unglück. Doch Bran konnte nicht verstehen, warum das so sein sollte, denn im Lager waren es die Frauen, die alles in Ordnung hielten. In seinem Zelt war es Tir, die alles wusch und die Decken ausschüttelte, und sie war es auch, die wusste, wann es an der Zeit war, beim Hafenmeister um mehr Brot und Fleisch zu bitten.
    »Sieh mal dort.« Tir deutete nach vorne. Bran hielt sich die Hand über die Augen, um die Sonne abzuschirmen, und erblickte die Händlerbude an der Ecke des Hafenplatzes und der großen Straße, die nach oben führte. Das kleine Tischchen quoll über vor glänzenden Ketten aus Perlmutt und Bernstein.
    »Der muss den Stand im Laufe der Nacht aufgebaut haben.« Bran erinnerte sich an den Stand des Goldschmieds aus der Zeit vor dem Krieg.
    »Das ist das sicherste Frühlingszeichen hier in Tirga.« Tir hakte sich bei Bran ein und führte ihn zu dem Stand. »Wenn der Schmuckmacher seine Perlmuttketten in die Sonne legt, hat

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