Das Verh?ngnis der Jedi-Ritter 6
Meister Skywalker.« Noch während er sprach, trat Sanar den Rückweg zu seinem Landgleiter an. »Falls Ihr Schwierigkeiten habt, das Schiff Eurer Frau wiederzubeschaffen, und ein Transportmittel braucht, ruft mich einfach. Ihr habt meine Kom-Codes.«
Bevor Luke darauf etwas erwidern konnte, saß der Pydyrianer schon im X-40 und schloss die Tür. Der hastige Abgang war nicht so beunruhigend, wie er hätte sein können. Als sie hier angekommen waren und zu der fernen Insel hinübergeschaut hatten, hatte sich eine unerwartete Atmosphäre der Unruhe über die Felskuppe gesenkt, die allmählich zu einem greifbaren Gefühl von Gefahr angewachsen war. Vermutlich handelte es sich dabei um nichts weiter als eine Fallanassi-Illusion, die dazu diente, Eindringlinge von ihrer Tempelzuflucht fernzuhalten. Doch vorhin hatte Luke gespürt, wie Ben mit einem Gefühl von Skepsis und Besorgnis seine Machtsinne nach ihm ausgestreckt hatte, und er war sich durchaus darüber im Klaren, dass Sanars Eifer zu verschwinden, ebenfalls das erste Anzeichen eines Verrats sein konnte.
Luke nahm sich einen Moment Zeit, um sich in der Macht zu sammeln und sie durch sich hindurchfließen zu lassen. Im windgepeitschten Feld oben auf der Klippe konnte er eine nebulöse Ansammlung von Tierleben fühlen, und im Meer hinter sich auch. Er konnte sogar die Wogen von Vorahnung und Geheimnis spüren, die von der fernen Insel ausgingen – zweifellos die Zuflucht und das Heim der Fallanassi. Doch sein Gefahrensinn regte sich nicht, und in der Höhle direkt unter sich nahm er nicht das Geringste wahr.
Luke begann, sich an der kreidehaltigen Felswand abzuseilen. Er ließ sich dabei Zeit und blieb Gefahren gegenüber wachsam. Ihm fielen ein Dutzend Gründe ein, warum Abeloth nach Pydyr gekommen sein könnte, und keiner davon war gut. Möglicherweise war sie in der Absicht hergekommen, eine Armee von Beschützerinnen zu rekrutieren. Oder vielleicht wusste sie von Lukes alter Romanze mit der Fallanassi-Anführerin Akanah und kam in der Hoffnung her, ihren Nutzen aus dieser Liaison zu schlagen – oder Rache an Luke zu nehmen, indem sie eine ehemalige Verehrerin umbrachte. So oder so, die Anhängerinnen des Weißen Stroms schwebten in schrecklicher Gefahr und mussten gewarnt werden.
Als er sich der Höhle näherte, schwirrten Seevögel über seinem Kopf herum, die nach unten schossen und kreischten, um ihn von ihren Nistplätzen zu vertreiben. Der Höhleneingang war ungefähr zwanzig Meter hoch und wie ein schräges O mit einer leicht abgeflachten Unterseite geformt. Er konnte die Schatten gerade so erkennen, wie sie siebzig Meter weiter drinnen auf ihren Landestützen thronte, ein nebulöses, silbernes Ding, das durch die Wolke umherflatternder, kreischender Vögel nur teilweise auszumachen war.
Bevor er die Höhle betrat, dehnte Luke sein Machtbewusstsein bis tief in die Grotte aus – und spürte nichts. Trotz tausender Vögel, trotz der Kakofonie ihrer Schreie und der Luft, die sie aufwühlten, wenn sie vorbeiflogen, um ihn näher in Augenschein zu nehmen, nahm er weiter vorn dennoch nirgends irgendwelche lebenden Präsenzen wahr. Er zog rasch den Blaster und das Lichtschwert, stieß sich dann von der Felswand ab und sauste das letzte Stück nach unten, ehe er die Macht einsetzte, um sich tief in die Einmündung der Höhle zu ziehen.
Nachdem er ein halbes Dutzend erschrockener Vögel beiseitegescheucht hatte, landete Luke tief geduckt ungefähr zwanzig Meter weit in der Höhle. Sofort sprang er hinter einem nahe gelegenen Felsen in Deckung und lag reglos da, während er sich auf seine gewöhnlicheren Sinne verließ, um das Wesen auszumachen, das die Macht im Innern der Höhle blockierte. Hundert Herzschläge lang hörte er bloß die Vögel und roch nichts – außer dem Duft von Guano.
Dann nahm er plötzlich ihre Präsenzen wahr, die die Höhle füllten und sich übers Meer hinaus ergossen. Es waren wütende kleine Vögel, verängstigt durch sein Eindringen und kurz davor anzugreifen. Luke ließ Gedanken an Freundschaft und Sicherheit in seine Präsenz einfließen, und die Vögel beruhigten sich langsam, sowohl in der Macht als auch in der Höhle. Er befreite sich vom Abseilkabel und richtete sich auf die Knie auf, sorgsam darauf bedacht, seine Emotionen ruhig zu halten, als er um den Felsen herumspähte.
Luke sah eine großgewachsene, braunäugige Frau auf sich zukommen, der Zöpfe ihres lockigen braunen Haars über die Schultern fielen.
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