Das Verh?ngnis der Jedi-Ritter 6
einer Retourkutsche zu antworten, überraschte Vestara Ben damit, dass sie sich umdrehte, um ihn zu mustern. Sie zog die Brauen nach unten und schaute ihm einen Moment lang in die Augen, fast, als würde sie ihn herausfordern, sie herauszufordern, ehe sie schließlich die Schultern zuckte und enttäuscht den Kopf schüttelte. »Genau das ist der Grund, warum ihr Jedi diese Galaxis an uns verlieren werdet«, erklärte sie ihm. »Ihr habt Angst vor Schwierigkeiten.«
Damit wirbelte sie herum und marschierte durch den Dschungel, während sie die Macht und ihr Lichtschwert einsetzte, um den Pfad frei zu machen. Ben folgte ihr dicht auf dem Fuße – wenn auch nicht zu dicht, für den Fall, dass sie mit dem Schwung nach hinten zu unvorsichtig war.
Natürlich wollte er darauf irgendetwas Schlagfertiges erwidern, doch er wusste genug über die Wege der Sith, als in diese Falle zu tappen. Gefühle waren eine gefährliche, unberechenbare Sache, und vermutlich glaubte Vestara, dass sie vielleicht eine Chance hatte, ihn rüber auf die Dunkle Seite zu ziehen, wenn sie ihn dazu verleiten konnte, die Kontrolle zu verlieren. Und Ben wusste, dass sie eines Tages neben ihm ins Licht treten würde, wenn sie dabei versagte, wenn er ihr zeigen konnte, wie stark seine Seite der Macht tatsächlich war. Alles, was er dazu brauchte, war Geduld.
Als sie sich der Wand der Schlucht weiter näherten, fing Ben an, die Brise zu spüren, die Vestara erwähnt hatte. Die Luft war klamm und kühl, und sie hatte recht. Er konnte definitiv einen Hauch von Fels und Moder schmecken, und auch noch etwas Beißenderes – vielleicht Schwefel.
Nach ein paar Schritten stieg der Boden steil an, und sie erhaschten erste flüchtige Blicke auf einen verknäuelten Moosvorhang, der im Dschungel vorausflatterte.
Ben riskierte es, nah genug an Vestara heranzugehen, um sie an der Schulter zu packen. »In Ordnung, dann war es also wirklich so einfach. Aber warte mal einen Moment.«
»Weshalb?« Vestara schlug weiter Pflanzen beiseite, steigerte ihr Tempo und rückte ein halbes Dutzend Schritte näher an den Moosvorhang heran. »Komm schon, Jedi! Zeig ein bisschen Initiative!«
»Man nennt ihn den Teich des Wissens , Vestara.« Ben wusste, dass er nicht zulassen konnte, dass sie in den Teich stieg, bevor sein Vater eintraf, ganz gleich, was passierte – weil diese Erfahrung sie in etwas verwandeln würde, das er unmöglich ins Licht ziehen konnte, selbst wenn sie überlebte. »Hört sich das für dich wirklich nach etwas an, woran wir herumpfuschen sollten?«
»Sicher.«
Vestara nutzte die Macht, um den letzten Meter Vegetation beiseitezuschleudern, und blieb dann abrupt stehen. Sie konnten die Grotte weniger als zwei Schritte vor sich ausmachen, eine in den Schatten wogende rechteckige Form, die durch das gelbe Moos, das die Schluchtwand herabhing, bloß halb sichtbar war. Das Portal, das ungefähr so hoch wie ein Wookiee war und breit genug, um einen Luftgleiter passieren zu lassen, wirkte mehr wie der Eingang zu einem unterirdischen Hangar als zu einer Höhle – besonders, als Vestara den Moosvorhang beiseiteschlug, um einen Türsturz und Stützsäulen zu enthüllen, in die dieselben schlangenartigen Grotesken eingemeißelt waren, wie sie sie beim Quell der Kraft gefunden hatten.
Vestara lächelte. »Wissen ist gut für uns, richtig?«
»Nicht immer .« Ben, der noch immer sein eigenes Lichtschwert umklammert hielt, trat auf sie zu – und auf den Grotteneingang. »Es gibt auch Wissen, das zerstört.«
»Sei nicht albern. Wissen ist bloß … Erinnerungen und Gedanken.« Trotz ihres Draufgängertums blieb Vestara am Eingang stehen, um zurück zu Ben zu schauen – und auf das ausgeschaltete Lichtschwert in seiner Hand. »Wie könnte es irgendetwas zerstören?«
Ben blieb, wo er war. »War deine Mutter deinem Vater gegenüber immer treu?«
Vestara sah ihn stirnrunzelnd an. »Was geht dich das an?«
»Tut es nicht«, gab Ben zu. »Aber was, wenn du wüsstest, dass sie es nicht war? Wärst du nicht dazu verpflichtet, es deinem Vater zu erzählen?«
»Natürlich«, erwiderte sie. »Er ist ein Sith-Schwert, und sie ist … nun, sie nicht .«
»Und was würde dann passieren?«
Vestaras Augen wurden hart und gaben damit mehr über die Keshiri-Gesellschaft preis, als ihr vermutlich bewusst war. »Ich sehe nicht, worauf du mit deinen Fragen hinauswillst«, sagte sie.
»Meine Mutter würde meinem Vater niemals untreu sein.«
»Natürlich
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