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Das verletzte Gesicht

Das verletzte Gesicht

Titel: Das verletzte Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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an die Rolle der Marguerite in
Camille
. Die hatte ihr Leiden beendet, indem sie sich der Krankheit ergab. „Es kann ein Glück sein zu sterben.“
    Melanie legte erbleichend eine Hand an die Kehle. „Das ist doch nicht dein Ernst.“
    „Und ob“, erwiderte sie ruhig. „Aber keine Bange, wahrscheinlich habe ich nicht das Glück, schnell hinüber zu sein. Vermutlich werde ich nur leiden.“ Sie hob den Arm und sah auf ihre Uhr. „Ich bin spät dran für meine Verabredung.“ Sie nahm ihre Aktenmappe und ging zur Tür. Dort winkte sie kurz ihrem Fahrer und wandte sich noch einmal mit sanfterer Miene zu Melanie um. „Ich weiß schon, was ich tue. Und mach dir keine Gedanken, was du Mr. Mondragon sagen sollst. Ich weise meine Sekretärin an, den Vertrag für die Gartenpflege zu kündigen. Dann braucht er gar nicht herzukommen.“ Damit trat sie über die Schwelle, stutzte aber und kam noch einmal einen Schritt zurück. „Und versprich mir, dass du ihn nicht anrufst!“
    Melanie wirkte ertappt. Offenbar hatte sie genau das vorgehabt.
    „Versprich es mir!“ beharrte Charlotte streng.
    „Ja verflixt, ich verspreche es.“
    Flüchtig lächelnd nickte sie und ging mit hoch erhobenem Kopf hinaus.
    Melanie sah ihr besorgt nach, als sie abfuhr. Dank ihres Versprechens konnte sie Michael unmöglich anrufen, aber zur Hölle mit ihm, dass er Charlotte so gekränkt hatte. Auf jeden Fall würde sie in der Nähe des Telefons bleiben. Schließlich hatte sie nicht versprochen zu schweigen, falls er anrief.
    Michael stieß die Schaufel in die Erde und hob einen weiteren Klumpen Lehm aus dem Graben. Schweiß stand ihm auf der Stirn und durchweichte sein Hemd. Er arbeitete schon den ganzen Tag an dem Aushub. Er brauchte die Anstrengung, er musste sich erschöpfen, um den Schmerz in seinem Innern zu betäuben.
    „Was machst du da?“ fragte Bobby und kam mit langen Schritten den Weg herauf.
    „Es müssen Drainagen angelegt werden.“ Er hievte noch einen Lehmklumpen beiseite, stieß die Schaufel in die Erde und machte eine Pause. Einen Ellbogen auf den Stiel gestützt, wischte er sich die Stirn. „Was willst du, Bobby?“
    „Ich? Gar nichts.
Mamacita
möchte, dass du mit Charlotte zum Essen kommst. Ihr seid spät.“
    „Wir kommen nicht.“
    Bobby war verblüfft, dann verfinsterte sich seine Miene argwöhnisch. Michael sah schlecht aus. Sein Haar war fettig, er müsste sich dringend rasieren, und er sah aus, als hätte er in dem Graben, den er grub, geschlafen. Bobby blickte zur Hütte. Im Innern war es dunkel und verdächtig still. „Wo ist Charlotte?“
    Michael schluckte trocken. „Weg.“
    Bobby war fassungslos, unterließ jedoch jeden Kommentar. Das Schweigen sagte alles.
    Michael nahm die Schaufel wieder zur Hand und lockerte Schultern und Nacken. Er mochte sich nicht erinnern, wie er sich bei der Rückkehr zur Hütte gefühlt hatte. Charlotte war fort gewesen, und der Ring hatte auf dem Tisch gelegen. Er war ihr nachgefahren, um dann … Nein. Wenn er nur daran dachte, wurde ihm schlecht.
    „Wann ist sie abgereist?“ fragte Bobby.
    Er stieß die Schaufel tief in die Erde. „Letzte Nacht.“
    „Und du hast sie gehen lassen?“
    „Ich war draußen und habe einen Spaziergang gemacht. Als ich zurückkam, war sie weg.“
    „Und das war’s?“
    Er erinnerte sich, wie er auf der Bettkante gesessen hatte, den Ring zwischen den Fingern, als könne er ihm verraten, wie es zu alledem gekommen war. Warum hatte sie ihn belogen? Warum hatte sie ihn verlassen? Und wie hatte sie ihn so schnell ausgerechnet mit Freddy Walen betrügen können? Als dann die Morgensonne ins Fenster schien, hatte er immer noch keine Antwort gehabt, nur einen dumpfen Schmerz im Herzen und eine gehörige Wut im Bauch. Zur Hölle mit ihr, dachte er und stieß die Schaufel wieder in die Erde. „Das war’s“, antwortete er.
    „Ich glaube dir nicht. Wie könntest du sie jetzt verlassen, wo sie dich am meisten braucht?“
    Michael unterbrach seine Arbeit und sah Bobby aus dem Graben an. „Du wusstest das mit ihrem Gesicht?“
    Bobby nickte. „Ich habe sie zu Navarro gefahren. Sie war verzweifelt. Sie hatte Angst um ihr Leben und ihr Aussehen. Aber am meisten hatte sie Angst, dich zu verlieren. Ich war der Idiot, der ihr geraten hat, dir alles zu beichten. Ich dachte, du würdest ritterlich genug sein, ihr beizustehen.“
    „Scheiße, Bobby, du hast keine Ahnung, wovon du redest.“
    „Weißt du, an wen du mich erinnerst?“ fragte Bobby hitzig.

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