Das verletzte Gesicht
sondern einer alten Witwe, die weder Reparaturen ausführen noch es streichen lassen möchte. Ich bezweifle, dass wir ihr Interesse für Umbauten wecken könnten.“
„Ein Jammer. Es gibt nicht mehr so viele Gelegenheiten wie diese.“
„Vergiss das Haus“, riet Bobby. „Die Lady braucht keinen Architekten, sie möchte einen Garten.“
„Das ist mir klar“, erwiderte Michael. „Trotzdem muss ich das Offensichtliche erwähnen. Ich mache ja nur Vorschläge.“ Er lächelte Charlotte fast kokett an. „Kostenlos natürlich.“
„Mein Bruder ist verrückt nach Häusern“, vertraute Bobby ihr so laut an, dass Michael es mithören musste. „Er ist Architekt, wissen Sie?“
„Architekt?“ wiederholte sie und sah Michael verblüfft an. „Ich dachte …“
„Jetzt entwerfe ich Gärten“, fiel Michael ihr ins Wort und beendete mit einem warnenden Blick zu Bobby dieses Thema.
„Und er ist hartnäckig“, fügte Bobby lachend hinzu. Michaels Unbehagen schien seine Spottlust zu verstärken.
„Ich werd’s mir merken“, sagte sie zu Bobby. Sie mochte diesen Spitzbuben.
Lachend erreichten sie die vordere Terrasse. „Darf ich Ihnen einen Kaffee, Wasser oder etwas anderes anbieten?“
„Ein Wasser wäre nett.“
Sie führte die Männer durch das Haus in die Küche und blieb wie angewurzelt stehen. Melanie zupfte an der Spüle Salat, immer noch im Tanga, der ihren unglaublichen vom Sonnenöl glänzenden braunen Körper wie ein Festmahl zur Schau stellte. Michael hüstelte beim Eintreten.
Melanie drehte sich lächelnd um, völlig ungeniert in ihrem Aufzug.
„Tut mir Leid, dich zu stören, Melanie“, sagte Charlotte leicht verlegen. „Wir gehen nur durch.“
Melanie jedoch hatte nur Augen für die zwei großen, gut aussehenden Männer, die sie stumm betrachteten, und nickte lächelnd zur Begrüßung.
„Die zwei hier sind von der Gärtnerei. Michael und Bobby Mondragon.“
Melanies Blick glitt über Bobby hinweg und blieb auf Michael haften. „Aber hallo“, säuselte sie mit ihrer sinnlichen Stimme. „Sie sind also der Gärtner?“
Charlotte sah, dass Michael sich leicht straffte und offenbar etwas erwidern wollte.
Bobby mit seinem feinen Sinn fürs Absurde verneigte sich nur leicht.
Melanie, in puncto Männer ihrerseits mit feinem Instinkt ausgestattet, drückte den Rücken durch, wandte sich vom Spülbecken ab und gewährte ungehinderten Blick auf ihren üppigen Busen und die kurvigen Hüften und Schenkel. Charlotte sah verlegen, dass Michaels Miene unbewegt blieb. Bobby hingegen lächelte amüsiert.
„Ich habe Charlotte davon abgeraten, Sie herkommen zu lassen, damit Sie Entwürfe für ein paar Blumenbeete machen. Sie hat diese grandiosen Ideen, aber sie hat keine Ahnung, auf was sie sich einlässt.“
„Und Sie haben das?“ fragte Bobby schmunzelnd.
„Aber sicher. Habe ich erwähnt, dass ich mal einen großen Garten mit Pool hatte?“
„Wie schön für Sie“, erwiderte Bobby höflich. „Wir können ein paar sehr renommierte Poolfirmen empfehlen.“
„Was? Nein“, wehrte sie rasch ab. „So was Großes wollen wir hier nicht. Wir sind beide, wie soll ich sagen, auf der Durchreise. Hoffentlich hat Charlotte nicht den falschen Eindruck vermittelt? Wir befinden uns zwischen zwei Filmengagements.“
„Sie sind Schauspielerin?“ fragte Michael Charlotte.
„Ich bin Melanie Ward. Sie erkennen mich nicht?“ Das klang beleidigt.
„Sie kamen mir bekannt vor“, beeilte sich Bobby zu versichern. „Aber ich sehe nicht oft Filme.“
„Melanie hat in vielen Filmen mitgewirkt, aber sie ist Charakterdarstellerin“, versuchte Charlotte die Situation zu retten. „Jeder kennt ihr Gesicht. Haben Sie nicht
Crazy Girls
gesehen?“
„Ja, natürlich“, bestätigte Bobby schwach lächelnd. Alle wussten, er hatte es nicht gesehen. Betretenes Schweigen folgte.
Da Michael Charlotte fragend ansah, erklärte sie: „Ich stehe erst am Anfang. Ich habe erst in ein paar kleinen Filmen mitgewirkt. Ich bin noch ein Niemand, Sie können mich nicht kennen.“ Ihre Wangen schmerzten, da sie ihr Lächeln krampfhaft beibehielt.
„Ihre erste große Rolle spielt sie in einem Monat“, verkündete Melanie stolz.
„Nächsten Monat? Dann wollen Sie die Entwürfe sicher schnell haben. Ich mache mich sofort an die Arbeit und rufe Sie morgen an.“
„Morgen wäre toll.“
Melanie schnaubte undamenhaft und setzte ihre Sonnenbrille wieder auf. „Ich wiederhole: Ich verstehe nicht, warum du dir all die
Weitere Kostenlose Bücher