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Das Verlies der Stuerme

Das Verlies der Stuerme

Titel: Das Verlies der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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als Treffpunkt«, sagte Aiphyron. »Wenn ich noch länger immer auf dieselben Steine starren muss, werde ich noch irrsinnig.«
    »Du meinst, du hältst dann unschuldige rote Vögel für Feuervögel und krallst sie dir einfach aus dem Flug und beschimpfst sie wüst?«
    »Ach, halt die Klappe«, knurrte Aiphyron.
    »Danke.« Ben grinste und patschte ihm vergnügt auf die Schnauze, wie er es manchmal tat, seit der kleine Junge das
getan hatte. Dann wurde er kurz ernst. »Ich bin echt froh, dass wir uns damals getroffen haben.«
    »Ich auch«, brummte Aiphyron und erwiderte das Grinsen. »Und jetzt spar dir das Säuseln für Anula und finde endlich heraus, wie wir das Schmiedefeuer zum Verlöschen bringen können.«
    Doch in dieser Hinsicht hatte Nesto keine guten Nachrichten für Ben, als sie sich bei Finta hinter den leeren Drachenställen trafen. »Ich habe alles Mögliche versucht und sogar meinen Vater aufgesucht, um ihm vorzuschwindeln, ich hätte auf meinen Reisen von einem verloschenen Schmiedefeuer gehört und ich wolle ihn warnen, damit ihm das nicht auch passiere. Aber er sagte nur: Ammenmärchen. Nichts könne Faystos heiliges Feuer löschen. Dann hat er einen Eimer Wasser darübergegossen, das einfach zischend verdampfte, und hat mich hinausgeworfen. Ich solle nicht seine Zeit verschwenden, wie ich es schon mit zu vielen Jahren gemacht habe. Auch Sand richte nichts aus.«
    »Und sonst?«
    »Nichts, tut mir leid. Es ist ein ewig brennender Stein aus dem Vulkan Arknon. Weder verzehrt die Flamme den Stein noch kann sie erlöschen. Ein Ästchen, das ich in dem Feuer entzünde, kann ich zu Boden werfen und einfach austreten, aber den Stein selbst nicht.«
    »Dreifach bepisster Trollbollen noch mal.«
    »Nun ja.« Auf Nestos Zügen zeigte sich ein vorsichtiges Lächeln. »Ich dachte, wenn wir es nicht löschen können, müssen wir es eben stehlen.«
    »Stehlen?«
    »Na ja, der Stein ist nicht groß, nur heiß.«
    »Nesto, Mann, du bist brillant!« Wieso nur war er nicht
selbst darauf gekommen? Auf irgendeine Weise musste er auch in die Schmieden gebracht werden, man musste ihn tragen können. Also konnte Aiphyron ihn einfach weit hinaus aufs Meer bringen und dort in den Tiefen versenken. Sollte sich doch ein Münzmolch draufsetzen und verbrennen. Oder sie nutzten es selbst im Verlies der Stürme. Zum Kochen und um Fackeln, Lampen und Lagerfeuer zu entzünden.
    Aufgeregt überlegten sie, wie es Nesto gelingen mochte, in der Nacht in die Schmiede zu gelangen und eine Tür zu öffnen. Dann müssten sie nur noch ein Gefäß für den Transport finden, das nicht von den außergewöhnlich heißen Flammen verzehrt wurde. Und das Aiphyron anfassen konnte, ohne sich die Klauen zu verbrennen.
    Nesto versprach herauszufinden, wie sein Vater das Feuer hergeschafft hatte, und Ben beschloss, Yanko das Gleiche zu fragen. Wenn ihnen das gelingen würde, hätten sie viel erreicht. Dann könnten sie sich in den kommenden Wochen alle Blausilberschmieden des Landes vornehmen. Keine neuen Schwerter für den Orden.
    Pfeifend verließ Ben Stunden später die Stadt. Wenn ihnen das gelang, würde sich alles ändern.
    Doch als er die Bucht erreichte, hatte sich bereits alles geändert. Aiphyron war nicht mehr da.
    Der Platz unter den Bäumen war aufgewühlt, als hätte dort ein kurzer heftiger Kampf stattgefunden. Krallen hatten sich tief in den Boden gebohrt und Wurzeln ausgerissen. Die Erde war übersät mit dunklen Flecken.
    Blut.
    Viel Blut, viel mehr als von einem Menschen.
    Getrocknetes Blut.

    »Nein!«, keuchte Ben, und sein Herz krampfte sich zusammen. »Aiphyron!«
    Panikerfüllt sah er in alle Richtungen. Vergeblich versuchte er, sich zur Ruhe zu mahnen. Vielleicht hatte sich der Drache nur in der Nähe versteckt. Doch weshalb kam er dann jetzt nicht heraus? Ben stürmte zu der aufgewühlten Erde hinüber. Er zitterte, ihm war schlecht, und dann sah er sie im Augenwinkel.
    Sie lagen im Wasser. Ganz nah am Ufer, die sanften Wellen schwappten über sie hinweg.
    Aiphyrons Flügel.
    »Nein!« Mit tränenverschleierten Augen stürzte er darauf zu und versuchte verzweifelt, sie an Land zu zerren. Als wären sie Ertrinkende und müssten nur an die Luft und atmen, und alles würde wieder gut.
    Doch nichts würde wieder gut werden.
    Ben heulte und schrie und zerrte die Flügel ein Stück weit auf den Strand. So weit, dass sie nicht fortgespült werden konnten. Für mehr reichte seine Kraft nicht aus. Verzweifelt sank er auf die Knie und

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