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Das Verlies der Stuerme

Das Verlies der Stuerme

Titel: Das Verlies der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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kümmern, damit sie dort gemeinsam
speisen konnten. Sich einfach nützlich machen, sich selbst und auch Byasso ein Zimmer herrichten; Byasso natürlich das größere. Sidhy tat es, ohne zu murren, er bedankte sich sogar.
    In den nächsten Tagen stellten sie fest, wie nützlich es war, frische Gesichter als Begleitung zu haben. In den Dörfern konnten die Leute sehen, dass sich tatsächlich jemand den angeblichen Samothanbetern angeschlossen hatte.
    »Pah! Die sind nicht von hier«, murrten zwar einige Griesgrame, doch allgemein half der Zuwachs ihrem Ansehen. Bald beteiligte sich auch Vilette an ihren Ausflügen, doch sie beharrte darauf, nur dorthin zu gehen, wo sie niemanden kannte. Nun konnten sie mehr Dörfer in kürzerer Zeit besuchen, da sie wussten, wo sie nicht unmittelbar bedroht wurden; auch wenn dies nur eine Handvoll war und die Dörfer, die nach Rittern schickten oder nach Steinen griffen, zahlreicher waren. Dort konnte ein Drache mit ein oder zwei Menschen auf dem Rücken allein auftauchen, seine Hilfe war willkommen. Nica flog öfter mit Sidhy, was Yanko sichtlich nicht passte.
    »Er ist ihr Bruder«, sagte Ben, der sich langsam an seine Anwesenheit gewöhnte.
    »Das ist mir egal«, knurrte Yanko.
    Doch Hilfe bei Fischfang und Aussaat war nicht alles, was von den Drachen gewünscht wurde. Eine wachsende Zahl von Kindern wollte von den Drachen Geschichten hören, und dann schlug stets Juris große Stunde. Die Kinder hatten eine ausgeprägte Geduld.
    Als besonders hilfreich erwies sich jedoch, dass Sidhy und Byasso nicht per Steckbrief gesucht wurden. Sie konnten tagsüber ohne großes Aufsehen nach Rhaconia hinein und
Vorräte stehlen; Brot und Gewürze und alles, was sie nicht in Fintas Lagerhaus entdeckten oder selbst jagen, fangen oder sammeln konnten. Gerade Sidhy war eine große Verstärkung, er hatte in den letzten Monaten gelernt, sich verborgen zu halten und irgendwie durchzuschlagen.
    Nachts hängten sie Bekanntmachungen und Steckbriefe auf. Dabei gingen sie jedoch sehr umsichtig vor, hatten nie mehr als zwei oder drei Pergamente bei sich, und diese auch gefaltet in den Schuhen verborgen. Die Nägel steckten sie sich in die Schuhsohle, damit Nachtwächter bei einer Durchsuchung ihrer Taschen nichts finden konnten.
    Während Byasso das alles mit der ihm eigenen Mischung aus ausgeprägter Vorsicht und provozierter Tollkühnheit erledigte, fand Sidhy großen Gefallen daran, die Denkmäler der Ritter obszön zu beschmieren und ihre Namen zu verunstalten; den wenigen Jungfrauendarstellungen verpasste er Bärte und ihren keusch verborgenen Brüsten schwarze Tintenklecksnippel. Das war nicht sehr tiefsinnig, aber erfolgreich.
    Beinahe täglich stieg die Wut der Ritter und Nachtwächter und alle drei Tage die Summe auf dem Steckbrief, der die unbekannten Gotteslästerer suchte. Ben genoss die versteinerten Blicke der marschierenden Knappen jedes Mal, wenn er Finta besuchte. Doch wenn ihn einer der großen, kräftigen Ritter misstrauisch musterte, wurde ihm mulmig, und er spürte die Angst, erwischt zu werden.
    Zwei weitere Jungen, ein Brüderpaar von vierzehn und fünfzehn Jahren aus dem Dorf der vehementesten Steinewerfer, hatten sich ihnen angeschlossen. Vilette wusste, dass die beiden schon Ärger mit dem Orden gehabt hatten, und das hatte Ben die Entscheidung erleichtert, ihnen zu vertrauen.
Auch hatte sich Ben erinnert, wie sie die Drachen beim ersten Treffen angesehen hatten, und das war Bewunderung, nicht Abscheu oder Angst gewesen. Dennoch weihten sie die beiden nicht in alles ein; sie blieben im Dorf wohnen und bekamen heimlich Pergamente, um diese zu verteilen. Weil dies ohne Drachen jedoch zu langwierig war, gingen sie zum Kloster Sonnenflut, um sich für irgendwelche Handlangertätigkeiten zu bewerben. Auf diese Weise hofften sie, von Blausilberlieferungen oder anderem zu erfahren. Doch ihre erste Aufgabe bestand darin, eine Warenlieferung auf dem Fluss nach Dherrnbruck zu begleiten, und so waren sie erst einmal unterwegs und keine Hilfe.
    »Vielleicht ist das auch ganz gut«, sagte Anula. »Vielleicht tragen sie so die Wahrheit in Städte und Dörfer, in denen wir noch nicht waren.«
    »Ja«, sagte Ben zweifelnd. »Vielleicht.«
    Am nächsten Morgen brach Ben mit Aiphyron erneut nach Rhaconia auf. Er bat den Drachen, in der Bucht zu warten, weil er nur ein paar Stunden bleiben und noch am selben Tag zurückkehren wollte.
    »Klar. Aber nächste Woche suchen wir uns endlich eine andere Bucht

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