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Das Verlies der Stuerme

Das Verlies der Stuerme

Titel: Das Verlies der Stuerme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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irgendwie vertraut erschien, doch konnte er es nicht einordnen. Hatte er ihn etwa in Rhaconia im Drachen oder davor gesehen? Oder irgendwo auf der Straße beim Durchsuchen irgendwelcher Karren? Auch der Ritter starrte ihn an und schien einen Augenblick lang nachzudenken. Dann weiteten sich seine Augen, und er brüllte: »Bleib stehen, Junge!«, obwohl sich Ben nicht rührte.
    Doch ein solcher Befehl hatte genau die gegenteilige Wirkung auf Ben, besonders wenn die Worte wie eben jede Freundlichkeit vermissen ließen. Er wirbelte herum und stürmte davon, so schnell er konnte, schnurstracks in Richtung Tor. Auffallen ließ sich jetzt wohl nicht mehr vermeiden.
    »Haltet ihn!«, kreischte der Ritter mit überschnappender Stimme, und zahlreiche verschwitzte Knappen stürzten sich auf Ben. Sie waren überall. Den ersten beiden, die noch immer die Namen von Äbten aufsagten, konnte Ben mit zwei schnellen Haken ausweichen, unter den Armen des dritten tauchte er hindurch, doch dann wurde er zu Boden gerissen. Es waren einfach zu viele.
    Hart schlug er auf die Steinplatten, überall schürfte Haut auf, und die Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst. Zahlreiche Hände packten ihn, hielten ihn fest und zerrten ihn wieder auf die Beine. Es waren viel zu viele, um sich loszureißen.

    »Hallo, Junge.« Mit einem fiesen Grinsen baute sich der Ritter vor ihm auf, und Ben wusste nun, wo er ihm schon einmal begegnet war. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, spürte aber, wie er erbleichte.
    »Na? Erinnerst du dich?«, fragte der Ritter.
    »Nein«, presste Ben hervor und schüttelte vehement den Kopf.
    »Dann denk mal an Vierzinnen zurück, an letzten Sommer. « Der Ritter grinste breit vor Freude. »Einmal bist du uns entkommen, doch noch mal passiert uns das nicht, Ben. Tausend-Gulden-Ben.«

EIN VERRÄTER
    I ch habe nur Aiphyrons abgehackte Flügel gefunden und riesige Blutflecken auf dem Boden. Von ihm selbst und Ben fehlte jede Spur«, schloss Juri mit leiser Stimme. Es war fast Mitternacht, und er war eben von der Bucht zurückgekehrt. Als sie nicht wie vereinbart wiedergekommen waren, hatte er nach den beiden gesucht.
    Anula schluchzte und umschlang ihren Körper mit den Armen, als sei ihr kalt. Sie murmelte Bens Namen und wippte hin und her.
    »Niemand außer uns wusste von der Bucht«, stammelte Nica. »Wieso …?«
    »Ein Verräter! Wir haben einen Verräter unter uns«, zischte Yanko. Natürlich, das war es. Und ebenso natürlich war klar, um wen es sich dabei handelte. Voller Wut drehte er sich zu Sidhy um und schlug ihm die geballte Faust ins Gesicht. Dieser verdammte kleine widerwärtige Rostgroschen!
    Blut spritzte aus Sidhys Nase, als er zurücktaumelte, und Yanko setzte nach und stieß ihm gegen die Brust, damit er umfiel. Dann stürzte er sich auf ihn und drosch wild auf ihn ein.
    »Was soll das?«, jammerte Sidhy und hob die Arme, um sich zu schützen.
    »Du fauliger Stinkbovist!« Yanko schlug Sidhys schwache Arme zur Seite, um dem verlogenen Schleimbatzen noch eins auf die Nase zu geben.
    »Nein!«, schrie Nica und fiel ihm in den Arm.

    »Yanko!«, schrie auch Byasso und packte den anderen Arm. »Beruhige dich, Mann!«
    »Beruhigen?«, schrie er und spuckte nach Sidhy, verfehlte ihn aber. »Ben ist verschwunden und Aiphyron versklavt! Wie soll ich mich da beruhigen?«
    »Ich war’s nicht«, stammelte Sidhy, der wohl erst jetzt langsam begriff, weshalb Yanko ihn angesprungen hatte. »Ich war es nicht! Ehrlich!«
    »Da hörst du es!« Nica funkelte ihn böse an. »Lass ihn in Ruh!«
    Widerstrebend erhob sich Yanko von Sidhy, behielt ihn jedoch weiter im Auge. »Und wer war es dann?«
    »Vielleicht ist ein Ritter zufällig in der Bucht vorbeigekommen? «, sagte Nica. »Vielleicht ein ganzer Tross, der sich verlaufen hat. So etwas kann passieren.«
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Juri. »Die Ritter müssen Aiphyron überrascht haben und nicht einfach über ihn gestolpert sein. Sie mussten gewusst haben, dass wir die Bucht als Versteck benutzen. Die Spuren deuten darauf hin, dass es schnell vorbei war.«
    »Ich sag’s doch. Ein Verräter«, knurrte Yanko.
    »Und selbst wenn?« Mit einem Hemdzipfel versuchte Nica die Blutung ihres Bruders zu stillen. »Wer sagt, dass es Sidhy war?«
    »Wer soll es denn sonst gewesen sein? Du oder ich? Oder Anula vielleicht? Auch für Byasso leg ich meine Hände ins Feuer.«
    »Nein. Byasso verdächtige ich auch nicht«, sagte Nica scharf.
    Zeitgleich sahen Yanko und sie

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