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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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schrie und weinte. Andrea kam herein. Zusammen mit Wolfram schaffte sie es, Markus festzuhalten. Er zitterte am ganzen Körper, schrie und schluchzte, bis Andrea seinen Kopf an ihre Brust drückte und ihm über das nass geweinte Gesicht streichelte. Auch sie und Wolfram konnten schließlich nicht mehr an sich halten und weinten ebenfalls. Nach über einer Stunde war Markus so erschöpft, dass er sich auf die Couch legen ließ, wo er leise vor sich hin wimmerte, immer wieder unterbrochen von kurzen Schreien nach seiner Mutter.
    »Wir dürfen ihn heute Nacht nicht allein lassen«, sagte Andrea. »Am besten, er schläft bei uns im Bett.«
    »Du glaubst doch nicht im Ernst, dass er schlafen kann? Wir sollten ihm etwas zur Beruhigung geben.«
    »Und was? Wir haben keine Tabletten im Haus.«
    »Dann ruf ich einen Arzt an, der soll herkommen und ihm etwas verschreiben oder am besten gleich geben. Wenn ich diesesHäufchen Elend sehe, wird mir ganz anders. Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie’s in ihm aussieht.«
    »Warum hat seine Mutter das bloß gemacht?«
    »Die Frage sollte besser lauten, warum seiner Mutter das angetan wurde.«
    »Bitte?«
    »Gabriele hätte sich nie im Leben umgebracht, das hab ich auch den Bullen zu verklickern versucht. Aber die sehen in Gabi nur die verantwortungslose, selbstsüchtige Mutter. Nein, da steckt was ganz anderes dahinter, und ich schwöre dir, ich kriege raus, was da wirklich vorgefallen ist. Es ist schon seltsam, da verschwindet mein Bruder so Knall auf Fall und taucht als einziger Überlebender wieder auf. Findest du das nicht auch ein bisschen seltsam?«
    »Ich kann dir nicht folgen.«
    »Brauchst du auch nicht, Hauptsache, ich weiß, wovon ich rede. Aber so leicht kommt er mir diesmal nicht davon, das schwöre ich beim Tod von Gabi.«
    »Ich würde aber gerne teilhaben an deinem Leben, schließlich wohne ich mit dir unter einem Dach, schlafe mit dir und wache morgens mit dir auf. Aber bis jetzt weiß ich kaum etwas über deine Vergangenheit. Vertraust du mir nicht? Wenn das so ist, dann sehe ich keine Zukunft für uns.«
    Er sah sie lange an, verzog den Mund und sagte: »Du hast Recht. Ich werde dir alles erzählen, wirklich alles. Und dann bild dir deine eigene Meinung über mich und meine ehrenwerte Familie. Vor allem aber über meinen Bruder und meine Mutter.«
    »Und was hast du jetzt vor?«
    »Ich weiß es noch nicht, ich muss erst alles genau überdenken. Aber keine Angst, ich tue nichts Unbedachtes.«
    »Okay, ich habe zwar keine Ahnung, was du planst, aber wenn du nichts Unbedachtes tun willst, dann musst du klar im Kopf sein, du weißt, was ich meine«, sagte sie mahnend, woraufhin er seine Arme um ihren Hals legte und ihr einen Kuss gab.
    »Schatz, du weißt, ich liebe dich, und ich verspreche jetzt und hier, dass ich nicht mehr so viel trinke. Großes Ehrenwort.«
    »Und du erzählst mir, was du vorhast?«
    »Ich werde dich über jeden meiner Schritte auf dem Laufenden halten.«
    »Du denkst also wirklich, dein Bruder hat was mit dem Tod von Gabriele zu tun?«
    »Ich denke es nicht nur, ich bin felsenfest überzeugt davon. Und jetzt lass uns nicht mehr darüber reden, Markus braucht uns.«

Donnerstag, 18.35 Uhr
    Uni-Klinik Frankfurt. Sie fuhren mit dem Aufzug in den fünften Stock, gingen nach rechts, den Gang entlang, und fragten im Schwesternzimmer nach dem diensthabenden Arzt.
    »Wenn Sie sich einen Moment gedulden, ich hole ihn«, sagte die Schwester und kehrte wenig später mit einem groß gewachsenen, hageren Mann mit grauem Haar und graublauen Augen zurück, der jedoch höchstens vierzig Jahre alt war. Er reichte erst Durant, dann Hellmer die Hand und stellte sich als Dr. Förster vor.
    »Gehen wir doch in mein Büro«, sagte er und bat die Beamten, ihm zu folgen. Er schloss die Tür und wies auf zwei Stühle, er selbst nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. Er lehnte sich zurück und drehte einen Stift zwischen seinen Fingern.
    »Zwei Ihrer Kollegen waren vorhin schon hier, aber da wurde Herr Lura gerade operiert, das heißt, wir waren schon fertig, doch er war noch in Narkose. Jetzt ist er allerdings wach und hat auch schon Besuch.«
    »Von wem?«, fragte Durant.
    »Seine Eltern. Er ist gegen drei aufgewacht und hat gleich daraufgebeten, dass seine Eltern informiert werden. Sie sind seit bestimmt zwei Stunden bei ihm.«
    »Wie ist sein Zustand?«, wollte Durant wissen.
    »Er hat unglaubliches Glück gehabt. Der Schuss in den Bauch hätte so oder so nicht zum

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