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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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aufging.
    »Frau Durant, eine Frage noch – wo ist eigentlich mein Enkel Markus?«
    »Er ist gut untergebracht.«
    »Und wo ist er untergebracht, wenn ich fragen darf?«
    »Das werde ich gleich Ihrem Sohn sagen. Wenn Sie uns jetzt bitte entschuldigen wollen, Frau Lura.«
    Julia Durant nahm sich einen Stuhl, während Hellmer am Bettende stehen blieb, und sagte: »Ich bin Hauptkommissarin Durant, das ist mein Kollege Herr Hellmer. Wir würden Ihnen gerne ein paar Fragen zu dem Geschehenen stellen. Fühlen Sie sich dazu in der Lage?«
    Rolf Lura lächelte und antwortete, nachdem er erneut gehustet hatte: »Es geht mir nicht so schlecht, wie meine Mutter das hinstellt. Sie ist eben so. Für sie ist selbst die kleinste Verletzungschon ein Drama. Viel schlimmer für mich ist das, was meine Frau mir angetan hat. Ich hätte das niemals von ihr gedacht.«
    »Erzählen Sie uns doch bitte, wie sich das alles abgespielt hat. Zum Beispiel interessiert uns, was am Dienstagmorgen war.«
    Er hustete wieder, bevor er antwortete: »Markus hat um Viertel nach sieben das Haus verlassen, um zur Schule zu fahren, meine Frau hat mich gebeten, sie mitzunehmen, weil sie sich angeblich für einen Yogakurs anmelden wollte.«
    »Aber Ihre Frau hat doch ein eigenes Auto. Wieso hat sie das nicht genommen?«
    »Sie hat behauptet, sie hätte ihren Schlüssel verlegt. Sie wollte später mit dem Taxi nach Hause fahren. Ich habe mir wirklich nichts Böses gedacht, als ich sie mitgenommen habe, schließlich kenne ich meine Frau seit über dreizehn Jahren. Tja, und dann kam, was ich niemals für möglich gehalten hätte. Vielleicht zweihundert Meter weiter hat Dr. Becker am Straßenrand gestanden, ich habe angehalten, und mit einem Mal hat mir meine Frau eine Pistole an die Schläfe gedrückt. Becker ist dann zu uns ins Auto gestiegen und hat die Pistole an sich genommen, während Gabriele in seinen Wagen umgestiegen und hinter uns hergefahren ist. Becker hat mich gezwungen, an eine abgelegene Stelle im Stadtwald zu fahren. Dort hat er mir mit der Pistole eins übergezogen, und ab da weiß ich nicht mehr, was weiter passiert ist.«
    »Was hat Becker denn gesagt, bevor er Sie niedergeschlagen hat?«
    »Sehr unschöne Dinge, die ich nicht wiedergeben will. Ich hätte jedenfalls nie einen solchen Teufel in ihm vermutet. Wir waren schließlich Freunde, dachte ich zumindest, und dann muss ich erfahren, dass er und meine Frau schon seit längerem eine Beziehung hatten. Er hat aber eigentlich nicht viel gesagt. Ich begreife das alles nicht, es ist mir einfach zu hoch. Wie konnten mir die Menschen, denen ich so sehr vertraut habe, so etwas nur antun? Was habe ich Ihnen getan?«
    Julia Durant hätte darauf gerne etwas Zynisches erwidert, hielt sich aber zurück.
    »Wissen Sie, wo man Sie hingebracht hat? Sie waren schließlich zwei Tage in deren Gewalt.«
    »Da muss ich leider passen. Es war ein dunkler Raum ohne Fenster. Sie hatten mich mit Handschellen an einer Eisenstange festgekettet. Ich war sicher, dass ich sterben würde. Aber das Schicksal hat es noch mal gut mit mir gemeint.«
    »Sie sind also erst aufgewacht, als sie bereits in dem Raum waren?«
    »Ja.«
    »Und wie lange nach dem Schlag war das ungefähr?«
    »Keine Ahnung, ich weiß nur, dass ich inzwischen angekettet war.«
    »Haben Sie irgendwelche Geräusche gehört? Flugzeuge, Autos, Eisenbahn, Stimmen oder etwas anderes?«
    »Nein, es war ein völlig schalldichter Raum. Ich habe mein eigenes Herz pochen hören. Es war unheimlich, vor allem, weil ich kein Licht hatte.«
    »Und wenn Sie mal auf die Toilette mussten?«
    Lura hustete und sagte: »Werner kam am Dienstagabend, hat mir wortlos etwas zu trinken gegeben und mich auf eine Campingtoilette gesetzt, weil ich ja die ganze Zeit über gefesselt war. Er kam dann noch mal am Mittwoch in der Frühe, ist aber gleich wieder gegangen, nachdem er mir erneut etwas zu trinken gegeben hat und ich auf die Toilette durfte. Dann hab ich ihn zusammen mit meiner Frau erst wieder letzte Nacht gesehen.« Er stockte, schüttelte den Kopf, und ein paar Tränen liefen über sein Gesicht. Er hustete. »Es war furchtbar, einfach nur furchtbar. Sie haben mich verhöhnt und beschimpft, vor allem Werner. Und Gabriele hat nur dagestanden und mich angegrinst. Ich hätte das nie von ihr erwartet. Von jedem, aber nicht von ihr. Wir haben eine gute Ehe geführt, das müssen Sie mir glauben, zumindest ich war glücklich. Natürlich war auch bei uns nicht immer alleseitel

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