Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
allem, aber nicht damit, dass plötzlich die Bullen vor der Tür stehen und meine Bude auf den Kopf stellen. Sie finden aber nichts, dennoch weiß ich, sie werden wiederkommen und so lange suchen, bis sie ein Beweismittel gegen mich in derHand haben. Und dann kommt die Panik. Was jetzt tun? Hab ich überhaupt noch eine Chance? Aber wohin soll ich gehen? Und mit einem Mal merke ich, dass mein so sorgfältig ausgearbeiteter Plan nicht aufgeht. Schließlich brennen bei mir alle Sicherungen durch. So und nicht anders wird’s auch bei denen gewesen sein. Die hatten gar keine Zeit mehr, großartig Abschied zu nehmen. Und sie müssen überzeugt gewesen sein, dass Lura tot war.«
    »Sie hätten aber auch eine andere Möglichkeit gehabt«, sagte Durant ruhig, »sie hätten Lura nur zu befreien brauchen und sich stellen müssen. Sie wären für maximal zwei oder drei Jahre in den Bau gewandert, das wär’s aber auch schon gewesen. Warum haben sie nicht diese Option gewählt?«
    »Weil diese Option für sie nicht in Frage kam«, antwortete Kullmer. »Die beiden wollten für immer und ewig zusammen sein, was aber nach einer Verurteilung nicht mehr möglich gewesen wäre. Finito.«
    »Klingt einleuchtend«, meinte Berger, Doris Seidel nickte zustimmend, und auch Hellmer schien überzeugt zu sein. Nur Julia Durant schüttelte den Kopf.
    »Auf den ersten Blick klingt es sicher plausibel, ich habe dennoch meine Zweifel. Fragt mich aber nicht, warum, ich kann es nicht begründen. Vielleicht, weil da ein Kind ist, zu dem Frau Lura ein ganz besonders inniges Verhältnis hatte.«
    »Spricht da wieder Ihr Bauch?«, fragte Berger mit seinem typischen Grinsen.
    »Vielleicht. Frank, wir fahren in die Uni-Klinik, ich muss mit Lura reden. Und dann sehen wir weiter.«
    »Einverstanden.«
    »Wenn’s sonst nichts mehr gibt, wir sind weg. Bis morgen.« Sie erhob sich, nahm ihre Tasche, und Hellmer folgte ihr.
    »Wir fahren mit zwei Autos«, sagte sie, »ich will gleich danach heim.«
    »Auch damit bin ich einverstanden.«

Donnerstag, 17.45 Uhr
    Wolfram Lura war zu Markus ins Wohnzimmer gegangen und setzte sich neben ihn auf den Boden. Er wollte sich gerade die Worte zurechtlegen, Worte, die die kleine Welt des Jungen zerstören würden, als die Tür aufging und Andrea hereinkam.
    »Hi«, sagte sie und gab ihm einen Kuss. »Was wollte die Polizei schon wieder von dir?«
    »Nur ein paar Fragen. Ich muss dir mal was zeigen«, sagte er und stand auf. Und zu Markus: »Ich bin gleich wieder da. Dauert nicht lange.«
    »Warum so geheimnisvoll?«, fragte sie, nachdem er die Schlafzimmertür hinter sich zugemacht hatte.
    »Gabriele ist tot, deswegen waren sie hier. Ich hab Markus vorhin von der Schule abgeholt, er weiß es noch nicht. Aber er hat Angst, das sehe ich ihm an. Und jetzt muss ich ihm beibringen, dass er seine Mutter nie mehr wiedersehen wird.«
    »Seine Mutter ist tot?«, stieß sie fassungslos aus. »Und dein Bruder?«
    »Er lebt. Hilf mir bitte«, flehte er. »Wie sag ich’s ihm, ohne dass er gleich aus dem Fenster springt?«
    »Mensch, Wolfram, ich hab doch keine Ahnung. Wie ist es überhaupt passiert?«
    Er erzählte ihr alles, was Durant und Hellmer gesagt hatten, und als er geendet hatte, fragte er erneut: »Wie bring ich’s ihm bei?«
    »Du kennst ihn, ich sehe ihn heute zum ersten Mal. Du musst da durch, und zwar am besten gleich. Je länger du es rausschiebst, desto schwerer wird es. Geh rüber und sprich mit ihm. Jetzt sofort.«
    »Du bleibst aber bitte hier.«
    »Ich rühr mich nicht von der Stelle.«
    Wieder im Wohnzimmer, nahm Wolfram Lura die Fernbedienung und schaltete den Fernseher aus. Er setzte sich neben Markus, nahm ihn in den Arm und sagte: »Markus, du musst jetzt ganz stark sein, versprichst du mir das?«
    Markus sah ihn nur aus großen Augen an. Die ersten Tränen liefen über seine Wangen, als wüsste er bereits, was sein Onkel als Nächstes sagen würde.
    »Mensch, Markus, ich fühl mich so beschissen, aber deine Mutti wird nicht wiederkommen.«
    Markus entzog sich der Umarmung und sagte unter Tränen: »Wo ist sie? Wo ist Mutti?«
    »Sie lebt nicht mehr.«
    Markus sprang auf, rannte an die Wand und trommelte mit beiden Fäusten dagegen und schrie allen Schmerz dieser Welt aus sich heraus. Wolfram stellte sich zu ihm und versuchte ihn in den Arm zu nehmen und an sich zu drücken, doch Markus entwand sich ihm. Er schrie immer nur wieder: »Mutti, Mutti, Mutti! Sie ist nicht tot, sie darf nicht tot sein!« Er

Weitere Kostenlose Bücher