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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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rollte sich in die Decke ein und versuchte, an etwas Schönes zu denken. Es gelang ihr nicht. Erst weit nach Mitternacht fielen ihr die Augen zu, und sie schlief ein.

Freitag, 7.30 Uhr
    Polizeipräsidium, Lagebesprechung. Julia Durant kam zeitgleich mit Berger ins Büro, die andern würden nach und nach eintrudeln. Berger hängte sein Sakko an den Kleiderständer, schenkte sich gleich ein Glas Wasser ein und setzte sich, während Durant sich mit dem Rücken ans Fenster stellte, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Er legte die
Bild-
Zeitung und die
Frankfurter Rundschau
auf den Tisch und deutete auf die Schlagzeile in der
Bild –
»Entführter Autohändler wieder frei«.
    »Ich hab das vorhin schon im Auto gelesen. Ziemlich einseitig, vor allem stehen da Sachen drin, die nicht von uns kommen.«
    »Interessiert mich nicht«, sagte Durant nur.
    »Mich eigentlich auch nicht«, meinte Berger und fuhr fort: »Frau Durant, was hat Ihr Besuch bei Herrn Lura ergeben?«
    »Er hat genau das bestätigt, was wir vermutet hatten«, antwortete sie in einem Ton, der Berger hellhörig werden ließ.
    »Aha. Und weiter?«
    »Nichts. Gar nichts.«
    »Liebe Frau Durant«, sagte Berger lächelnd, »wie lange kennen wir uns jetzt schon? Sieben Jahre, acht Jahre? Wenn Sie sagen, nichts, dann schließe ich daraus, dass Ihnen etwas auf dem Herzen liegt. Also raus mit der Sprache.«
    »Hellmer würde den Fall am liebsten zu den Akten legen, aber ich habe meine Zweifel. Nur, ich kann sie nicht begründen.«
    »Dann fangen wir eben von vorne an. Welchen Eindruck haben Sie von Lura?«
    Durant zuckte mit den Schultern und antwortete: »Er gehörtzu der Sorte Mensch, der ich gerne aus dem Weg gehe. Er hat zum Beispiel versucht, uns weiszumachen, dass seine Ehe glücklich und harmonisch war. Komischerweise ist er aber der Einzige, der das behauptet. Und es gibt für mich so viele Ungereimtheiten. Ich hoffe, Sie lachen mich jetzt nicht aus.«
    »Warum sollte ich Sie auslachen? Habe ich das jemals getan?«, fragte er ernst. »Jetzt setzen Sie sich schon, Sie machen mich ganz nervös, wenn Sie da rumstehen. Entspannen Sie sich und schießen Sie los.«
    Julia Durant nahm Berger gegenüber Platz, schlug die Beine übereinander und begann: »Eigentlich wollte ich mit Ihnen allein reden, aber ich denke doch, dass es die Fairness gebietet, auch die andern hinzuzuziehen. Ich habe mir vorhin beim Frühstück verschiedene Punkte notiert, die für mich nicht einleuchtend sind.«
    »Dann warten wir auf die andern, wenn Ihnen das lieber ist. Ich verspreche Ihnen aber jetzt schon, dass die Akten erst geschlossen werden, wenn alle Unklarheiten beseitigt sind.« Er hatte es kaum ausgesprochen, als die Tür aufging und kurz nacheinander Hellmer, Kullmer und Seidel hereinkamen.
    »Guten Morgen«, sagte Berger. »Sie können gleich alle hier bleiben, Frau Durant hat uns etwas mitzuteilen.«
    »Ich kann mir schon denken, was es ist«, meinte Hellmer ironisch und zog sich einen Stuhl heran, während Kullmer sich auf die Schreibtischkante setzte und Doris Seidel an den Schrank gelehnt stehen blieb.
    »Nein, das kannst du nicht«, erwiderte Durant. »Und du brauchst auch gar nicht so ironisch zu sein. Ich will es kurz machen – der Fall ist noch nicht abgeschlossen. Zumindest für mich nicht.«
    »Moment mal«, sagte Kullmer und schüttelte verständnislos den Kopf, »was soll das heißen, noch nicht abgeschlossen? Was willst du denn jetzt noch?«
    »Ich will die Hintergründe kennen, und ich will die Wahrheitherausfinden. Und dazu stellen sich mir einige Fragen, auf die ich Antworten haben will. Einige dieser Fragen haben wir bereits besprochen, aber dennoch bleiben mir Zweifel am Tathergang.«
    Sie stand auf, stellte sich an die weiße Tafel, nahm einen edding-Stift und sagte, während sie stichpunktartig schrieb:
    »Erstens: Wie konnten Becker und die Lura am Dienstagmorgen so exakt den Zeitplan einhalten, wo doch Becker schon um halb zehn einen Gerichtstermin hatte? Das haben wir bereits durchgekaut, es ist möglich, aber ein Vabanquespiel, das zum Beispiel eine Gabriele Lura, die in permanenter Angst vor ihrem Mann gelebt hat, niemals eingegangen wäre. Nur vier oder fünf Minuten Zeitabweichung nach hinten, und alles wäre geplatzt.
    Zweitens: Warum hat man Lura bei der Entführung in den Kofferraum gelegt, beim großen Showdown aber auf den Rücksitz gesetzt und ihn angeschnallt, wie er selbst behauptet?
    Drittens: Wieso konnten die beiden Lura für tot

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