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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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so viel trinken oder Tabletten nehmen, aber letzte Nacht habe ich nichts gesagt. Wenn sie doch nur schlafen könnte.«
    »Das wird auch noch eine ganze Weile anhalten, fürchte ich«, meinte Durant. »Können Sie denn hier bleiben und auf sie aufpassen?«
    »Natürlich werde ich hier bleiben. Ich könnte sie auch in eine Klinik bringen, aber dort wäre sie nicht gut aufgehoben. Ich werde mein Bestes tun, um ihren Kummer und ihre Trauer zu lindern.«
    »Sie haben gesagt, es gibt etwas, was wir wissen sollten.«
    »Ach ja, ich bin verständlicherweise auch etwas durcheinander. Es geht um Werner. Er hat mir vor nicht allzu langer Zeit gebeichtet, dass er eine Affäre hat. Wenn er private Probleme hatte, kam er immer zu mir, um sich auszuquatschen. Mit seinen Eltern konnte er nicht reden, die sind alt und hätten niemals verstanden, wenn er ihnen von seinen Sorgen berichtet hätte. Aber er war auch nur ein Mann, der Bestätigung brauchte, wenn Sie verstehen, was ich meine. Er wollte meiner Tochter nie wehtun, deshalb hat er es, so gut es ging, verheimlicht. Aber zwei Jahre ohne sexuellen Kontakt, das hält ein Mann wie er nicht aus. Meine Tochter weiß natürlich nicht, dass er mit mir gesprochen hat, und ich werde es ihr auch nie sagen. Sie würde es als großen Vertrauensbruch empfinden.«
    »Hat er Ihnen auch gesagt, wer die andere Frau war?«
    »Er hat sie mir beschrieben, gesehen habe ich sie nie. Doch er hat immer betont, dass Corinna seine große Liebe war und ist und dass zwischen ihm und der andern ein rein sexuelles Verhältnis bestand. Allerdings erzählte er mir, dass diese andere Frau, ich weiß ja jetzt, dass es Frau Lura war, einen Mann hatte, der das genaue Gegenteil von Werner ist, brutal und jähzornig. Er sagte sogar einmal, er sei ein Sadist. Die beiden haben sich irgendwie gebraucht, doch es kann unmöglich eine tiefe Liebe gewesen sein, eher ein Zusammenstehen in schweren Zeiten. Aber er schämte sich für sein Verhalten. Er hat nicht nur einmal betont, dass er sich schäbig vorkommt. Er hat geweint, und da ist eine Menge an Emotionen aus ihm herausgebrochen. Wie ichbereits sagte, er wünschte sich nichts sehnlicher, als mit Corinna wieder wie früher zusammen sein zu können.«
    »Wenn er Ihnen gegenüber so offen war, hat er denn jemals von Selbstmord gesprochen?«
    »Nein, niemals. Dazu liebte er seine Familie viel zu sehr. Auch wenn er innerlich in den letzten zwei Jahren völlig zerrissen war, kam er immer noch seinen Verpflichtungen nach, und er war ein äußerst pflichtbewusster Mann. Selbstmord hätte bedeutet, Corinna mit den Kindern allein zu lassen, und das hätte er nie übers Herz gebracht. Corinna hat Ihnen doch von der Reise erzählt, die Werner mit ihr auf die Seychellen machen wollte. Werner hätte so etwas nicht gesagt, wenn er vorgehabt hätte, sich umzubringen.«
    »Kennen Sie Herrn Lura?«
    Katharina Sauers Gesicht verdüsterte sich für einen Moment. Sie lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Ich habe ihn einmal kennen gelernt, als ich hier war. Er kam zu Werner, um etwas Geschäftliches mit ihm zu besprechen. Ich habe ihn gesehen und sofort gemerkt, dass er nicht zu den Menschen gehört, die ich um mich haben möchte. Es war eine sehr kurze Begegnung, aber die hat gereicht, um mir ein Bild von ihm machen zu können. Wie schon gesagt, ich kann Menschen sehr schnell einschätzen.«
    »Wann fand diese Begegnung statt?«
    »Das liegt schon eine ganze Weile zurück, auf jeden Fall war Maximilian noch nicht geboren.«
    »Und Sie können sich auch nicht vorstellen, dass es zwischen Ihrem Schwiegersohn und Frau Lura eventuell doch eine tiefere Liebesbeziehung gab, die schließlich in dieser Kurzschlusshandlung endete?«
    »Nein. Werner konnte gut mit seinen Gefühlen umgehen. Glauben Sie mir, er wäre nicht zu mir gekommen, hätte es eine solch intensive Liebesbeziehung gegeben. Er wollte einen Rat von mir einholen, und den habe ich ihm gegeben.«
    »Und was haben Sie ihm geraten?«
    »Ich habe ihm gesagt, er soll Corinna nicht wehtun, sie würde sowieso schon genug leiden. Da ist auf der einen Seite ihre Sehnsucht nach Zärtlichkeit und Geborgenheit und auf der andern Seite die panische Angst, wieder schwanger zu werden …«
    »Das hat sie mir erzählt. Aber es gibt doch Kondome.«
    »Sie hatte auch davor Angst. Es könnte ja eins platzen … Sie ist schwierig, aber trotzdem eine wundervolle Tochter und meinen Enkelkindern eine bessere Mutter, als ich es jemals

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