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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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danke und tschüs.«
    Er hängte den Hörer ein, grinste und begab sich zum Taxistand um die Ecke. Ein Wagen stand dort, Lura stieg ein und sagte nur: »Mörfelder Landstraße. Ich zeig Ihnen dann, bis wohin.«
    Die kleine Preusse. Wahrscheinlich duscht sie noch schnell, zieht sich was Frisches an, vielleicht fein duftende Unterwäsche, dachte er, während der Taxifahrer auf die Schwanheimer Uferstraße fuhr und weiter Richtung Sachsenhausen. Die Fahrt dauerte eine Viertelstunde, das Taxameter zeigte vierzehn Euro an, Lura reichte dem Fahrer einen Zwanziger und sagte, das sei okay, hörte noch das Danke des jungen Mannes und stieg aus. Er wartete, bis das Taxi gewendet hatte, und ging zu dem Honda Civic, den er Mittwochnacht hier abgestellt hatte. Er brauchte etwas mehr als zwanzig Minuten bis nach Griesheim, wo er einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe zum Haus Nummer 23 auf der gegenüberliegenden Straßenseite fand. Er zog den Mantel aus, schob den linken Arm wieder in die Schlinge und ging, den Mantel um die Schulter gelegt, auf den Eingang zu. Er klingelte, woraufhin sofort der Türöffner betätigt wurde, als hätte sie neben der Tür gestanden und nur auf das Klingeln gewartet.
    »Schön, Sie zu sehen«, sagte sie mit ehrlichem und doch etwas verschämtem Blick. Sie trug einen kurzen grauen Rock, schwarze Strümpfe und eine blaue Bluse. »Kommen Sie doch rein, oder wollen wir gleich irgendwohin gehen?«
    »Gehen wir gleich, ich brauch etwas zu essen und zu trinken. Ich kenne da ein hervorragendes Restaurant.«
    »Warten Sie, ich zieh mir nur schnell eine Jacke über und hole meine Geldbörse und mein Handy.«
    »Frau Preusse, ich bitte Sie«, erwiderte Lura mit treuherzigem Blick und einem jungenhaften Lächeln, »vergessen Sie die Geldbörse. Wie schon gesagt, ich brauche nur jemanden, mit dem ich den Abend verbringen kann, und ich habe dabei an Sie gedacht, weil ich jemanden brauche, mit dem ich mal quatschen kann, und Ihnen vertraue ich, sonst hätte ich Sie nicht eingestellt. Aber wenn Sie noch einen Anruf erwarten, will ich Sie natürlich nicht belästigen.«
    »Nein, ist schon gut. Eine Freundin aus Chemnitz besucht mich morgen und will ein paar Tage bleiben. Sie wollte aber noch Bescheid sagen, wann genau sie kommt.«
    »Ein paar Tage?«
    »Ja, ich habe mir extra Montag und Dienstag freigenommen, wir wollen etwas unternehmen.«
    »Ach so. Also fahren wir. Und wenn Sie noch einen Tag länger frei haben möchten, Sie brauchen es nur zu sagen.«
    »Danke schön.« Mandy Preusse lächelte verlegen, wurde knallrot im Gesicht und zog die Tür zu. Auf der Treppe kam ihnen eine ältere Frau entgegen, die jedoch keine Notiz von den beiden nahm.
    Sie überquerten die Straße. Lura sagte mit Blick auf den Honda: »Ist leider kein Mercedes, meiner steht noch immer bei der Polizei zur Untersuchung. Ich kann mir erst morgen aus der Firma einen anderen Wagen holen.«
    »Das macht doch nichts«, erwiderte Mandy Preusse und stieg ein, während Lura ihr die Tür aufhielt. »Ich habe ja nicht einmal ein Auto.«
    »Ach was, das wusste ich gar nicht«, log Lura, denn er kannte die Vita von Mandy Preusse ganz genau. Er kannte ihre Gewohnheiten und wusste, dass sie keinen Freund hatte und diemeiste Zeit allein verbrachte. »Das müssen wir aber ganz schnell ändern, denn das, was man hier in Frankfurt für die öffentlichen Verkehrsmittel bezahlt, ist gelinde gesagt eine Unverschämtheit. Ich kümmere mich drum, Mitte nächster Woche haben Sie einen netten kleinen Firmenwagen …«
    »Aber …«
    »Kein Aber, meine Angestellten sollen niemals von mir sagen, ich würde deren Bedürfnisse nicht erkennen. Nur zufriedene Mitarbeiter sind auch gute Mitarbeiter. Das ist meine Philosophie, seit ich das Unternehmen übernommen habe. Sie haben doch einen Führerschein?«
    »Ja, natürlich. Soll ich vielleicht fahren?«, fragte sie mit Blick auf Luras linken Arm.
    »Ach was, das geht schon. Mögen Sie ungarische Küche? Ich kenne da ein hervorragendes Lokal in der Nähe vom Zoo.«
    »Ich war noch nie bei einem Ungarn, obwohl ich früher, als die Grenze noch zu war, mit meinen Eltern zweimal am Plattensee Urlaub gemacht habe. Aber essen gehen, nee, das konnten wir uns dann doch nicht leisten.«
    »Dann wird es aber höchste Zeit. Ich hoffe, Sie haben niemandem gesagt, dass wir ausgehen. Die würden wer weiß was denken, vor allem meine Perle, Frau Walter. Sie ist zwar unersetzlich, aber sie tratscht, dass sich die Balken biegen. Die

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