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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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neue CD von Bruce Springsteen ein, spülte, während die Musik lief, das Geschirr und saugte, obgleich es schon sehr spät war, den Fußboden und wischte zuletzt noch Staub. Sie fühlte sich plötzlich auf unerklärliche Weise gut. Bevor sie zu Bett ging, machte sie noch einmal alle Fenster auf, um frische Luft hereinzulassen, putzte die Zähne, fand, dass es kalt genug in der Wohnung war, und schloss die Fenster wieder und zog die Vorhänge zu, rollte sich in ihre Bettdecke und schlief fast augenblicklich ein.

Samstag, 8.30 Uhr
    Rolf Lura hatte fünf Stunden geschlafen, er brauchte selten mehr, hatte seine Morgentoilette erledigt, duschen, Haare waschen und Zähne putzen, und sich zwei Scheiben Toast mit Schinken und Käse und eine Tasse Kaffee gemacht. Bevor er das Haus verließ, schaute er im Spiegel nach, ob die Perücke in der Mantelinnentasche auch nicht zu sehr auftrug, aber der Mantel war weit geschnitten und zeigte keine Unebenheiten.
    Um acht Uhr bestellte er sich ein Taxi, das ihn in sein Autohaus brachte. Er hatte den Arm wieder in der Schlinge. Zwei seiner drei Verkäufer waren bereits im Geschäft und empfingen ihn freudig, als wäre er von den Toten auferstanden. Sie plapperten munter drauflos und drückten auch ihr Beileid aus. Labert nicht so ein dummes Zeug, dachte er, nickte jedoch freundlich und bedankte sich für die Anteilnahme. Er sagte, er komme am Montagwie gewohnt, und verabschiedete sich gleich wieder. Mit einem Porsche 928, der erst am Montag zugelassen worden war und als Vorführwagen diente, fuhr er vom Hof.
    Er musste sich beeilen, denn er wollte nicht später als elf Uhr wieder zu Hause sein, falls doch jemand von der Polizei auf die dumme Idee kommen sollte, bei ihm vorbeizuschauen, um noch dümmere Fragen zu stellen. Während der Fahrt überlegte er, ob er Corinna Becker in den nächsten Tagen einen Kurzbesuch abstatten sollte, um ihr zu sagen, wie sehr er den Vorfall bedauere, grinste bei dem Gedanken und beschloss, es eventuell am Abend zu machen, wenn sein Bruder und dessen Freundin wieder gegangen waren. Er würde es schon so drehen, dass sie nicht zu lange blieben, denn er konnte seinen Bruder auf den Tod nicht ausstehen. Er war ein Versager, ein Niemand, der nicht mal in der Lage war, sein eigenes Konto ordentlich zu führen. Und doch würde Rolf Lura den netten Bruder hervorkehren und dem Big Loser sogar ein bisschen Geld zustecken.
    Er achtete genau auf die Geschwindigkeitsbegrenzungen, es wäre fatal, würde man ihn ausgerechnet jetzt blitzen. Dann wären die dummen Fragen der Bullen keine dummen Fragen mehr. Kurz vor dem Ziel hielt er am Straßenrand an, setzte schnell die Perücke und die Brille auf und bog in den Waldweg ein. Wie fast immer begegnete ihm auch an diesem grauen Samstagmorgen kein Mensch. Er stellte den Porsche in die Garage, ging ins Haus und machte die Bunkertür auf.
    »Hallo, liebste Mandy, da bin ich wieder, dein lieber Rolf!«, sagte er und stieg nach unten. Keine Antwort. Auf halber Strecke blieb er stehen und kniff die Augen zusammen.
    Mandy Preusse saß in seltsam verkrümmter Haltung auf dem Boden, der Kopf hing nach vorn, das Kinn auf der Brust, vor ihr ein Haufen Erbrochenes. Das kalte Neonlicht ließ alles noch kälter erscheinen, als es ohnehin schon war.
    »Scheiße, große gottverdammte Scheiße!«, fluchte Lura, als er näher herantrat und die vor Entsetzen weit aufgerissenen gebrochenenAugen sah. »He, Mandy, was soll der Scheiß!« Er klopfte ihr ein paar Mal auf die Wangen, ihre Haut war kalt und unnatürlich weiß. Er fühlte ihren Puls, nichts. Er stand auf und trat mit voller Wucht gegen den toten Körper. »Du verfluchte Schlampe! Du hast alles versaut! Warum musstest du jetzt schon krepieren?! Ich hatte doch noch so viel mit dir vor. Auf euch Weiber ist wirklich kein Verlass. Eine wie die andere.« Er sah den leblosen Körper an. »Woran bist du denn verreckt? Doch nicht etwa an deiner eigenen Kotze, oder? O Mann, wenn ich das geahnt hätte, dass du so eine Mimose bist! Und was mach ich jetzt mit dem schönen Teppich? Den hast du mir nämlich auch versaut, du blöde Kuh!« Er schenkte sich ein Glas Whiskey ein und trank es in einem Zug leer. »Jetzt muss ich auch noch deine Kotze wegmachen. Wenn du wenigstens in die Toilette gekotzt hättest! Nichts als Arbeit.«
    Er setzte sich aufs Bett, die Arme auf den Oberschenkeln, die Hände gefaltet. Ich hab noch nie Kotze wegmachen können, dachte er wütend, während es in seinen

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