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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Becker fand, der laut den Schilderungen seiner Sekretärin, seiner Frau und seiner Schwiegermutter ein guter Mann gewesen sein musste. Keiner von diesen schmierigen, windigen Anwälten, wie Hellmer ihn charakterisiert hatte. Nur ein Mann mit Problemen, wie viele andere Menschen auch – der auch Drecksarbeit erledigt hatte.
    Sie ließ die letzten beiden Stücke Pizza unberührt, stellte die vom Öl durchtränkte Pappschachtel auf den Tisch und aß etwas von dem Salat, der ihr nicht schmeckte. Sie trank noch eine Dose Bier und rauchte eine Zigarette, legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und spürte das Pochen des Blutes in ihren Schläfen.
    Rolf Lura. Was stimmt an deiner Version der Geschichte nicht? Du hast uns alle reingelegt, aber wir können dir nichts beweisen. Noch nicht. Du warst ziemlich aufgekratzt im Krankenhaus und …
    Sie schoss hoch, blieb einige Sekunden in kerzengerader Haltung sitzen, griff zum Telefonhörer und tippte Hellmers Nummer ein.
    »Ja?« Nadine war am andern Ende.
    »Hi, hier Julia. Kann ich bitte Frank sprechen?«
    »Klar. Wie geht’s dir denn?«
    »So la la. Und dir?«
    »Julia, du klingst nicht gut. Was hältst du davon, wenn du morgen Abend zu uns kommst? Wir köpfen eine Flasche Rotwein, quatschen, und du übernachtest bei uns und bleibst auch am Sonntag noch da?«
    Das war Nadine, die sich nichts vormachen ließ. Julia Durant musste zwangsläufig lächeln.
    »Nadine, du und Frank …« Weiter kam sie nicht.
    »Keine Ausreden. Wann warst du das letzte Mal hier? Das war irgendwann im Sommer. Tu mir den Gefallen, ich möchte mal wieder mit jemandem reden, der nicht nur dummes Zeug quatscht. Frank und ich hocken sonst sowieso nur vor der Glotze.«
    »Überredet. Wann soll ich kommen?«
    »Wann du möchtest. Sechs, sieben. Am besten zur Abendbrotzeit. So, und jetzt reich ich dich weiter an meinen lieben Göttergatten. Frank«, rief Nadine, »Telefon.«
    »Wer?«
    »Julia. Ich hab sie für morgen und übermorgen eingeladen.«
    »Wenn du morgen kommst, was willst du dann jetzt von mir?«, fragte er grinsend.
    »Ich muss das einfach loswerden. Erinnerst du dich an unseren Besuch bei Lura im Krankenhaus?«
    »Noch leide ich nicht an Alzheimer.«
    »Hab ich fast vergessen. Spaß beiseite, mir ist da gerade eben was eingefallen. Lura behauptet doch, er hätte die ganze Zeit über die Augen geschlossen gehabt und so getan, als wäre er tot. Richtig?«
    »Ja, und?«
    »Erinnere dich mal, was er gemacht hat, als wir ihn befragt haben. Fällt dir da im Nachhinein irgendwas auf?«
    »Lass mich nachdenken …« Und nach einer Weile: »Nein, gib mir einen Tipp.«
    »Er hat im Bett gelegen und schön artig unsere Fragen beantwortet. Aber was hat er während seiner Aussage noch gemacht?«
    »Ach Julia, es ist spät, und ich mag jetzt keine Rätsel lösen. Also sag schon, was er gemacht hat.«
    »Er hat gehustet, und zwar nicht nur einmal. Ich gehe ganz stark davon aus, dass dieses Husten mit seiner Verletzung zusammenhängt. Kannst du mir folgen?«
    Es entstand eine Pause, während der Julia Durant das Atmen von Hellmer hörte.
    »Du meinst, er muss auch gehustet haben, als er von A nach B transportiert wurde?«
    »Genau das. Oder glaubst du etwa, er hat erst im Krankenhaus damit angefangen?«
    »Wenn du ihn darauf ansprichst, wird er aber behaupten, den Hustenreiz mit aller Gewalt unterdrückt zu haben, um nicht den finalen Todesschuss zu kriegen.«
    »Darauf kommt’s mir auch gar nicht an, sondern auf die Indizienkette, die wir zusammenbasteln müssen. Es wird allmählich eng für ihn.«
    »Das denkst aber auch nur du. Was wir brauchen, sind handfeste Beweise, mit denen wir ihn festnageln können. Und die haben wir nicht. Alles, was wir vorhin im Büro besprochen haben, und jetzt das mit dem Husten wird vor Gericht nicht verwertbar sein, wie alles andere, was wir bis jetzt an Hypothesen haben. Und etwas anderes ist es für die Staatsanwaltschaft nicht. Versuch doch einfach mal abzuschalten, und vergiss wenigstens bis Montag diesen Lura. Und wenn du morgen kommst, will ich den Namen Lura nicht hören, kapiert?«
    »Aye, aye, Sir. Wir sehen uns morgen. Und noch mal Danke.«
    »Wofür?«
    »Für die Einladung.«
    »Dafür ist Nadine zuständig. Ich geb’s aber weiter. Und jetzt schlaf gut.«
    »Ciao.«
    Sie drückte die Aus-Taste und legte den Hörer zurück auf den Tisch. Sie freute sich auf das Wochenende, vor allem auf Nadine. Nachdem sie den Fernseher ausgeschaltet hatte, legte sie die

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