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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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genannten Freunden oder Spielkameraden aufzählen, als Sie acht oder neun Jahre alt waren.«
    »Könnte ich sehr wohl«, schwindelte Hellmer, dem aber auf Anhieb nur ein Name einfiel. »Und wie war das, als Sie zwölf, dreizehn oder vierzehn Jahre alt waren?«
    »Das tut doch nichts zur Sache, oder? Wessen beschuldigen Sie mich eigentlich?«
    »Gäbe es irgendetwas, dessen wir Sie beschuldigen könnten?«
    »Natürlich nicht. Ich habe zugegeben, meine Frau hin und wieder geschlagen zu haben, aber das macht in Deutschland etwa jeder dritte Mann in schöner Regelmäßigkeit, und keiner bekommt etwas davon mit, weil es sich immer hinter verschlossenen Türen abspielt. Ich bin kein Einzelfall, aber ich bin auch kein Mörder, als den Sie mich gerne hinstellen möchten. Sie basteln sich ein paar Indizien zurecht und meinen, damit könnten Sie mir einen Mord unterjubeln. Nein, so leicht geht das nicht.«
    Die Tür wurde geöffnet, Kullmer kam herein und flüsterte Durantetwas ins Ohr. Sie nickte, stand auf und sagte: »Frank, ich bin gleich zurück. Du kannst ruhig weitermachen.«
    »So geheimnisvoll?«, sagte Lura süffisant lächelnd und nahm einen tiefen Zug an seiner Zigarette.
    »Herr Lura, wie hat sich das am vergangenen Dienstag noch mal abgespielt?«
    »Das habe ich Ihnen bereits erzählt, und ich hasse Wiederholungen.«
    »Wir haben aber kein Protokoll davon, weil Sie Ihre Aussage im Krankenhaus gemacht haben. Deshalb bitte ich Sie …«
    »Schon gut, schon gut. Ich habe das Haus zusammen mit meiner Frau verlassen, sie hat mir eine Pistole an den Kopf gehalten, Becker hat auf uns gewartet, sie ist in seinen Wagen umgestiegen, Becker hat mir befohlen, zu einer abgelegenen Stelle im Stadtwald zu fahren, er hat mir die Pistole über den Schädel gezogen, und ab da habe ich einen Filmriss. Sonst noch was?«
    »Was haben Sie zu essen und zu trinken bekommen?«
    »Zu essen gar nichts, zu trinken nur Wasser.«
    »Geräusche haben Sie keine gehört?«
    »Nein, sagte ich doch schon.«
    »Gut. Wieso haben Sie das Testament im Juni zu Gunsten Ihrer Frau geändert?«
    »Weil ich sie über alles geliebt habe. Ich bin ein sehr vorsichtiger Mensch. Als wir geheiratet haben, war ich nicht sicher, ob das auch für die Ewigkeit halten würde. Deshalb habe ich zuerst meinen Sohn als Haupterben eingesetzt. Aber dann dachte ich, meine Frau hat so treu zu mir gestanden, ich bin es ihr schuldig, dass Sie mindestens gleichberechtigt ist. Und gedankt hat sie mir dafür, indem sie mich kaltblütig umbringen wollte.«
    »Ihre Frau wusste also von dem neuen Testament?«
    »Natürlich. Es lag ganz offen in meinem Schreibtisch.«
    »Und wieso wusste Dr. Becker nichts davon?«
    »Ich wollte es ihm noch mitteilen und das Testament bei Gelegenheit bei ihm hinterlegen.«
    Julia Durant kam wieder herein, setzte sich, steckte sich eine Gauloise an und sagte: »Herr Lura, wir haben einen vorläufigen Haftbefehl gegen Sie, da alles dafür spricht, dass Sie Ihre Entführung selbst inszeniert und Ihre Frau und Dr. Becker umgebracht haben. Die bisherigen Indizien sprechen eindeutig gegen Sie, und wir sind dabei, immer mehr zusammenzutragen …«
    Lura verschränkte die Arme vor der Brust und erklärte: »Ich werde keine Aussage mehr machen, bevor ich nicht mit meinem Anwalt gesprochen habe.«
    Durant ging nicht darauf ein und fuhr fort: »Wir haben hier die Aussage einer gewissen Karin Kreutzer – der Name sagt Ihnen sicher etwas –, die vor Gericht eidesstattlich bezeugen wird, dass sie von Ihnen am 9. Juli auf das Schwerste misshandelt wurde, weil sie sich von Ihnen trennen wollte …«
    »Die Kreutzer hat sie doch nicht mehr alle! Die hat von sich aus gekündigt …«
    »Ja, nachdem Sie sich ihr Schweigen erkauft hatten. Sie hat uns erzählt, dass Dr. Becker ihr ein Schriftstück zur Unterschrift vorgelegt hat, laut dem sie bestätigt, nie eine Affäre mit Ihnen gehabt zu haben. Sie hat von Ihnen fünfzigtausend Euro in bar und einen Mercedes bekommen, damit sie ihren Mund hält. Dr. Meißner war als Arzt vor Ort und hat ihre Wunden versorgt und ihr Valium gegeben. Das hat er mir gegenüber ausgesagt, ohne dass ich ihn unter Druck gesetzt habe. Was sagen Sie zu diesen Vorwürfen?«
    »Gar nichts, denn sie sind haltlos und aus der Luft gegriffen. Ein solches Schriftstück existiert nicht.«
    »Sie täuschen sich. Dr. Becker hat Ihnen zwar das Original gegeben, aber er hat sich vorher eine Kopie davon gezogen, und meine Kollegen haben diese Kopie bei

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