Das Verlies
so, dass er sie ansehen konnte. »Irgendwer muss einen derartigenHass auf Lura gehabt haben, dass er ihn nur noch tot sehen wollte. Jetzt gilt es herauszufinden, mit wem Lura in letzter Zeit im Clinch gelegen hat. Wenn wir das wissen, haben wir unter Umständen auch den oder die Mörder. Ich hatte gleich die Vermutung, dass es keine Entführung ist. Und ich scheine Recht zu behalten.«
Durant hatte aufmerksam zugehört und fragte: »Wie viel Blut und Haare wurden denn gefunden?«
»Keine Ahnung, da musst du schon unsere Spezialisten fragen. Sie haben jedenfalls nur von ein paar Haaren und etwas Blut gesprochen.«
»Als ich gestern Abend mit der Taschenlampe alles abgeleuchtet habe, ist mir nichts Besonderes aufgefallen. Und hätte man ihn erschossen, erstochen oder erschlagen, so wäre mit Sicherheit eine Menge Blut zu sehen gewesen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass in der kurzen Zeit, die dem oder den Tätern zur Verfügung stand, Lura ermordet, in einen Teppich oder Plastiksack verstaut und dann irgendwo deponiert und anschließend sein Wagen in Höchst abgestellt wurde. Das ist mir zu simpel, vor allem stimmt die Zeitspanne nicht.«
»Und was ist deine Theorie?«
»Ich hab keine. Außerdem will ich erst das Ergebnis abwarten.«
»Was ist mit seiner Frau? Würdest du ihr zutrauen …«
»Vergiss es. Die mag zwar ein bisschen komisch sein, aber schau dir doch mal dieses Persönchen an, so klein und zierlich, wie die ist.«
»Und wenn sie einen Komplizen hatte, der die Tat ausgeführt hat? Einen Liebhaber?«
»Frank, bitte! Nicht am frühen Morgen mit solchen Hypothesen. Wir fahren doch nachher sowieso noch mal zu ihr. Und dabei werden wir ihr noch etwas genauer auf den Zahn fühlen. Aber erst sprechen wir mit einigen Mitarbeitern von Lura.«
»Du bist der Boss«, sagte Hellmer leicht beleidigt und stand auf. »Aber könntest du meine Theorie nicht wenigstens mal durchdenken?«, fügte er ironisch hinzu.
»Ich bin für alles offen, das weißt du doch. Ich hab nur was gegen Schnellschüsse. Was ist eigentlich mit Wassilew und Hradic?«
»Sitzen in U-Haft. Die haben Beck umgebracht und werden ihren Prozess kriegen. Der Fall ist für Sie erledigt. Die Staatsanwaltschaft hat bereits eigene Ermittlungen eingeleitet«, sagte Berger.
Kullmer und Seidel waren inzwischen ebenfalls eingetroffen und hatten sich zu den andern gesellt. Durant informierte sie über den aktuellen Stand der Dinge und fragte anschließend Berger: »Sollen wir eine Soko bilden?«
Er zuckte mit den Schultern und meinte: »Ich habe auch schon darüber nachgedacht, aber vorerst möchte ich Sie bitten, den Fall allein zu bearbeiten, das heißt Sie vier. Sollte allerdings bis heute Abend achtzehn Uhr keine Lösegeldforderung vorliegen, wir aber ein Tötungsdelikt nicht ausschließen können, werden wir eine Soko bilden und auch eine Vermisstenmeldung an die Medien rausgeben.«
»Okay. Dann fahren wir jetzt zum Autohaus und befragen die Angestellten. Peter und Doris, ihr werdet dabei den Hauptteil übernehmen, weil Frank und ich noch mal zur Lura fahren und auch noch einen gewissen Werner Becker und vor allem die Eltern von Lura über ihren Sohn befragen müssen.«
»Tun Sie das, Sie leiten die Ermittlungen.«
»Wann kommt denn endlich der Bericht der Spurensicherung?«
Sie hatte es kaum ausgesprochen, als das Telefon klingelte. Berger nahm ab, machte sich einige Notizen, sagte »Danke« und legte wieder auf.
»Also, das gefundene Blut stammt eindeutig von ein und derselben Person. An den Haaren wurde ebenfalls Blut festgestelltund kann auch dieser Person zugeordnet werden. Blutgruppe Bpositiv.«
»B-positiv ist eher selten«, sagte sie. »Schauen wir mal, was wir im Autohaus erreichen. Auf geht’s.«
Mittwoch, 9.00 Uhr
Frau Walter hatte eine Liste aller Mitarbeiter der vergangenen fünf Jahre zusammengestellt, mehr als Durant erwartet hatte. Sie wollte bereits das Kommando geben, mit der Befragung der Angestellten zu beginnen, als Frau Walter Julia Durant bat, kurz mit ihr unter vier Augen sprechen zu dürfen.
»Haben Sie schon irgendetwas in Erfahrung bringen können?«, fragte sie besorgt, ob gespielt oder nicht, vermochte Durant nicht zu sagen.
»Nein, bisher nicht«, log sie, bewusst verschweigend, dass Luras Mercedes gefunden wurde. Sie würde es halten wie immer – Außenstehende würde sie nicht über den Stand der Ermittlungen informieren.
»Ich mache mir schreckliche Sorgen. Herr Lura ist ein großartiger Mensch,
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