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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Durant und klingelte.
    »Ja?«, tönte es aus der Sprechanlage.
    »Durant und Hellmer von der Kriminalpolizei. Wir möchten mit Frau Karin Kreutzer sprechen.«
    »Moment, ich komme runter.«
    Sie hörten Schritte auf der Treppe, eine junge Frau nahm die letzten drei Stufen und öffnete die Tür. Julia Durant hielt ihren Ausweis hin. Karin Kreutzer warf einen Blick darauf und sagte: »Was kann ich für Sie tun?«
    »Das würden wir gerne drin mit Ihnen besprechen. Es ist sehr wichtig.«
    »Bitte, kommen Sie rein. Wir bleiben am besten hier unten.«
    Der Hausflur war das genaue Gegenteil von der Fassade. Er schien erst vor kurzem renoviert worden zu sein, Stuck an der Decke, die alten Türen restauriert. Sie folgten Karin Kreutzer in einen großen, hohen Raum, von dem aus man direkt auf den Park blicken konnte. Die Einrichtung war alt, aber gediegen, es roch angenehm, doch Durant konnte nicht identifizieren, wonach.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte Karin Kreutzer, eine attraktive Erscheinung mit halblangen blond gelockten Haaren, markant ausgeprägten Gesichtskonturen, blauen Augen und einem vollen, sinnlichen Mund. Obwohl sie eine Jeans und ein Sweatshirt trug, erkannte Durant sofort, dass darunter eine fast perfekte Figur stecken musste. Sie schätzte sie auf Ende zwanzig bis Anfang dreißig. »Ich sage nur schnell meiner Mutter Bescheid, dass wir nicht gestört werden möchten.«
    Hellmer sah ihr nach. Sie hatte einen schwebenden Gang, und seine Gedanken waren an seinen Augen abzulesen.
    »Sie gefällt dir, was?«, fragte Durant grinsend.
    »Sehr hübsch, sehr, sehr hübsch«, meinte er anerkennend.
    »Ich sage nur Nadine.«
    »Das sagst du jedes Mal, wenn ich einer schönen Frau nachschaue. Wenn ich blind wäre, würde ich es nicht tun.«
    »Könntest du ja auch gar nicht. Dann müsstest du dich auf ihren Duft konzentrieren. Was glaubst du denn, wie sie duftet?«
    »Woher soll ich das denn wissen?! Und jetzt lass mich zufrieden, alte Zicke.«
    »Das alt nimmst du bitte sofort zurück«, konterte Durant immer noch grinsend.
    Gut eine Minute später kam Karin Kreutzer wieder herunter. »Habe ich etwas verbrochen?«, fragte sie mit leicht rauchiger Stimme und sah Durant mit einem spöttischen Aufblitzen in den Augen an und setzte sich in einen alten Ohrensessel aus dunklem Leder, der direkt neben dem Fenster stand.
    »Nein, das haben Sie nicht. Es geht um Herrn Lura.«
    Die eben noch vorhandene Lockerheit wich urplötzlich einer Steifheit, der Blick wurde ernst und abweisend.
    »Was ist mit Herrn Lura?«, fragte sie kühl.
    »Er ist seit gestern verschwunden, und wir befragen sämtliche Angestellten, die mit ihm in den letzten Jahren zu tun hatten. Und dazu gehören auch Sie.«
    »Verschwunden? Ich verstehe nicht ganz …«
    »Wir auch nicht, deshalb sind wir hier. Frau Kreutzer, ich habe vorhin mit Frau Klein gesprochen, die einige Andeutungen machte, was Ihr Verhältnis zu Herrn Lura betraf oder immer noch betrifft.«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen«, sagte sie kühl.
    »Frau Kreutzer, Sie hatten eine Affäre mit Herrn Lura, das ist uns inzwischen bekannt. Sie haben am 10. Juli aber plötzlich Ihre Tätigkeit im Autohaus beendet. Was war der Grund dafür?«
    Karin Kreutzer holte tief Luft, schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. In ihr arbeitete es, ihre Finger zitterten. Nachdem sie sich einigermaßen gefangen hatte, sah sie erst Hellmer, dann Durant an, faltete ihre Hände wie zum Gebet und presste sie so fest zusammen, dass die Knöchel weiß hervortraten.
    »Eigentlich wollte ich nicht mehr darüber reden, aber gut. Ja, ich hatte ein Verhältnis mit ihm. Es hat fast ein Jahr gedauert. Eine innere Stimme hat mich damals gewarnt, mich mit ihm einzulassen, aber er hat so verdammt ehrlich gewirkt«, sagte sie kopfschüttelnd. »Er hat mir vom Drama seiner ach so kaputten Ehe vorgejammert, und er hat es so perfekt getan, dass ich ihm geglaubt habe. Seine Frau sei frigide, und er würde nur noch wegen des Sohnes bei ihr bleiben. Aber er würde es nicht mehr aushalten und müsse endlich einen Schlussstrich ziehen. Er hat mich zum Essen eingeladen, hat mich mit auf Geschäftsreisen genommen, aber so, dass keiner etwas mitbekommen hat. Ich habe mich jedes Mal zwei Tage vorher krank gemeldet, so dass keinem aufgefallen ist, wenn wir zusammen verreist sind. Es waren immer nur maximal zwei Tage.« Sie lächelte verklärt und machte erneut eine Pause, um ihre Gedanken zu sammeln. »Er überhäufte mich

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