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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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sich gleich eine neue an. Nervosität. »Ich will’s kurz machen – Karin war die Geliebtevon Herrn Lura. Bis vor drei Monaten, da war mit einem Mal Schluss. Und dieser Schluss hätte beinahe in einer Katastrophe geendet. Das hat sie zumindest so durchklingen lassen.«
    »Wie heißt Ihre Freundin genau?«, wollte Durant wissen, die wie elektrisiert war, ließ diese Aussage die Person Rolf Lura doch plötzlich in einem völlig neuen Licht erscheinen.
    »Karin Kreutzer. Sie wohnt in Königstein bei ihrer Mutter. Wir haben vorher kaum etwas miteinander zu tun gehabt, dann haben wir uns mehr zufällig vor zwei Monaten im Kinopolis getroffen und sind nach der Vorstellung noch zum Chinesen gegangen. Erst haben wir uns ganz normal unterhalten, bis ich sie gefragt habe, warum sie bei uns gekündigt hat, und da hat sie mir so einiges erzählt, aber sie ist nicht ins Detail gegangen, und ich hab sie nicht weiter gedrängt. Seitdem sind wir ziemlich gut befreundet und sehen uns auch regelmäßig oder telefonieren.«
    »Was ist vorgefallen? Ich meine, Sie haben von einer Beinahe-Katastrophe gesprochen.«
    »Sie wollte mir bis jetzt nicht erzählen, was konkret passiert ist, aber es muss sehr schlimm gewesen sein. Wie gesagt, sie will mit mir nicht mehr darüber sprechen, es sind immer nur Andeutungen, in denen aber immer wieder Herr Lura vorkommt. Keine Ahnung, vielleicht hat sie versucht, sich umzubringen oder … Ach, ich weiß es nicht. Aber Lura ist nicht der Saubermann, als den ihn alle gerne hinstellen. Er hat zumindest seine Frau betrogen, und wer so was einmal macht, der macht es auch öfter. Karin hat von einem Tag auf den andern hier aufgehört, das allein ist doch schon merkwürdig. Sie hat sich nie etwas zuschulden kommen lassen, und die Kündigungsfrist beträgt wie fast überall sechs Wochen zum Quartalsende. Sie hat aber zum 10. Juli aufgehört. Einfach so.«
    »Ich habe hier auf meiner Liste nur die Namen und Telefonnummern der ehemaligen Mitarbeiter. Haben Sie die Adresse von Frau Kreutzer?«
    Sie diktierte, Durant schrieb mit.
    »Wann ist sie am besten zu erreichen?«
    »Sie arbeitet im Moment nicht, hat sich eine Auszeit genommen, wie es so schön heißt, unter anderem, weil ihre Mutter krank ist und sie sich um sie kümmern muss. Ich habe aber erst gestern Abend mit Karin telefoniert. Sprechen Sie mit ihr, vielleicht erzählt sie Ihnen ja die ganze Geschichte.«
    »Das werde ich tun. Sonst noch etwas?«
    »Nein, ich denke, das reicht schon. Ich hoffe, ich habe mir den Mund nicht verbrannt.«
    »Hat Herr Lura es auch bei anderen weiblichen Angestellten versucht … Bei Ihnen?«
    Judith Klein lächelte wieder, wobei sich niedliche Grübchen um den Mund bildeten. »Er steht auf hübsche, junge Frauen. Und ja, er hat es auch bei mir versucht. Aber ich habe einen eisernen Grundsatz – niemals mit verheirateten Männern, das bringt nur Unglück. Bei wem er es noch probiert hat, kann ich nicht sagen.«
    »Ich bedanke mich vielmals für diese Auskunft. Ich werde Ihre Freundin noch heute besuchen. Möglicherweise haben Sie mir sehr geholfen.«
    »Gern geschehen. Und Sie können ihr ruhig sagen, dass ich Sie geschickt habe. Und wenn es irgendwer sonst hier erfährt, mein Gott, ich habe sowieso nicht vor, noch lange in diesem Laden zu bleiben. Das Klima ist nicht besonders gut.«
    »Da habe ich aber ganz andere Dinge gehört«, sagte Durant sichtlich erstaunt. »Angeblich soll doch das Betriebsklima ausgezeichnet sein.«
    »Klar, wer seit mehr als fünfundzwanzig Jahren hier arbeitet, nimmt eine Sonderstellung ein. Sie wissen, wen ich meine. So, ich gehe jetzt besser wieder an meine Arbeit. Und viel Glück.«
    »Nochmals danke. Und auch Ihnen viel Glück.«
    Julia Durant suchte Hellmer, berichtete ihm in knappen Worten von ihrem Gespräch und bat Kullmer und Seidel, die weiteren Befragungen allein durchzuführen. Hellmer fuhr über dieA66, bog am Main-Taunus-Zentrum ab und nahm den direkten Weg nach Königstein.

Mittwoch, 10.10 Uhr
    Karin Kreutzer wohnte zusammen mit ihrer Mutter in einer zweistöckigen Jugendstilvilla in unmittelbarer Nähe zum Schlosspark. Die Fassade war alt, der Putz bröckelte ab, der Vorgarten war verwildert, der hohe Eisenzaun rostete vor sich hin. Das Tor quietschte beim Aufmachen, die Fliesen, die zum Haus führten, waren zum großen Teil gebrochen.
    »Hier müsste auch mal was gemacht werden«, murmelte Hellmer, »so ein schönes Haus.«
    »Nicht jeder hat das Geld dafür«, erwiderte

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