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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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ich dich tatsächlich einmal geliebt habe, aber das ist lange her. Liebe ist letztlich doch nur ein Wort. Was warst du denn schon? Eine Putze, die die Wohnung in Schuss halten sollte, was dir so lala gelungen ist. Du hast die Wäsche gewaschen und mir deinen lausigen Fraß vorgesetzt. Bäh! Du hättest mal einen richtigen Kochkurs belegen sollen. Meine Mutter kann jedenfalls tausendmal besser kochen als du …«
    »Mami kann sowieso alles besser«, stieß sie höhnisch aus, woraufhin er ihr kräftig ins Gesicht schlug. Ihre Nase blutete, doch in ihren Augen war nur noch blanker Hass. Sie wischte sich kurz mit dem Handrücken über die Nase und fuhr unbeirrt fort: »Sie hätte dich gleich nach deiner Geburt ersäufen sollen, dann wäre uns allen dein Anblick erspart geblieben!«
    Er wollte erneut die Hand heben und zuschlagen, hielt dann aber inne und sagte: »Ach, was soll’s, ich werde mich nicht mehr aufregen. Du wirst sicherlich verstehen, dass das Testament wertlos ist. Die Lebensversicherung wirst du nie bekommen, weil ich ja noch lebe. Und erben wirst du höchstens ein paar Brotkrumen, die ich dir zuschmeiße wie ein paar hungrigen Tauben. Vorausgesetzt, du kommst wieder mit mir nach Hause und bist ein liebes, braves Mädchen.«
    »Und was ist mit Werner?«
    »Er bleibt hier, ganz einfach.«
    »Und wie willst du das der Polizei erklären?«
    »Was soll ich der Polizei erklären? Dass ich plötzlich wieder da bin? Auch ganz einfach – Werner hat mich entführt, er wollte mich umbringen, er hat dir gesagt, dass du gefälligst das zu tun hast, was er sagt, sonst bist du auch dran, und so weiter und so fort. Die Bullen werden’s schon glauben.« Er drehte sich um und grinste, was die andern nicht sehen konnten.
    »Das hast du dir eben ausgedacht«, sagte Becker mit schwerer Stimme. »Du lügst, wenn du nur den Mund aufmachst. Du willst uns umbringen und wirst der Polizei erklären, dass wir dich entführt hätten und …«
    »Und was?«, fragte Lura und sah Becker an. »Deine Geschichte stimmt nicht, sie ergibt zumindest keinen Sinn. Was denkst du, wie sollte ich das wohl anstellen, ohne mich selbst verdächtig zu machen?«
    »Woher soll ich das wissen?! Aber ich schlage dir einen Deal vor, und der Einzige, der Schaden davonträgt, bin ich. Du lässt uns am Leben, und ich werde aussagen, dass ich allein den Planhatte, dich zu entführen. Ich werde dafür ins Gefängnis gehen, und dann ergibt sich alles von selbst.«
    Lura zündete sich eine weitere Zigarette an. »Wäre eine Überlegung wert. Ich denk drüber nach.« Und an seine Frau gewandt, die aufmerksam jedes Wort und jede Bewegung ihres Mannes verfolgte: »Sag mal, Liebes, was hat dich eigentlich in die Arme dieses kleinen Stücks Scheiße getrieben? Hat er einen größeren als ich? Oder was war’s?«
    Gabriele Lura schüttelte nur den Kopf. »Du bist so widerlich! Du denkst immer nur an das eine. Aber wenn du’s genau wissen willst, ja, Werner hat einen größeren. Und er ist viel stärker, aber auch zärtlicher. Er ist so zärtlich, dass ich mich bei ihm zum ersten Mal richtig geborgen fühlte. Das ist es doch, was du hören wolltest. Du wirst mit Werner niemals mithalten können.«
    Luras Augen glühten wie feurige Kohlen. Er kniff sie zusammen und drückte die halb gerauchte Zigarette auf dem Teppich aus. »Du willst dich über mich lustig machen? Ja, willst du das?!«, schrie er sie an. »Na und, meinst du vielleicht, mich interessiert auch nur im Geringsten, ob sein Schwanz zehn Zentimeter größer ist als meiner? Du täuschst dich, es ist mir scheißegal!« Er beugte sich nach unten, fasste sie mit kräftigem Griff am Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. »Du bist eine kleine verfluchte Hure, ich wusste es immer schon. Mir gegenüber die enthaltsame Keusche spielen, aber hinter meinem Rücken treibst du’s mit andern. Ich hatte also Recht, und meine Mutter hat mich von Anfang an vor dir gewarnt.«
    »Ja, deine Mutter. Mamilein und Rolfilein! Ihr gebt ein wunderbares Paar ab. Eigentlich müsstest du mit ihr verheiratet sein, ihr ergänzt euch nämlich hervorragend.«
    »Gabriele, bitte«, versuchte Becker sie zu beschwichtigen, aber sie ignorierte es.
    »Deine Mutter ist eine Hexe, und du bist ihr Zauberlehrling. Aber irgendwann wirst du die Mächte, die du beschworen hast, nicht mehr kontrollieren können. Und irgendwann wirst auch dusterben, und ich hoffe, dass du dann deine gerechte Strafe für das bekommst, was du den Menschen angetan

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